Stelter strategisch

Verdienen an der Krise

Seite 2/2

Die Gewinner der Krise

Bei mir persönlich kommt angesichts dieser Zahlen die Wut hoch. Ich finde solch unbedachte Verwendung von Steuergeldern skandalös und würde selber solche Geschäfte nicht machen. Tatsache ist aber, dass der rechtliche Maßstab für die Sittenwidrigkeit offensichtlich noch nicht erreicht ist, und der persönliche Maßstab bei vielen hinter dem handfesten Reibach zurücksteht. Solange der Zustrom an Flüchtlingen ungebremst bleibt, werden mit der Willkommenskultur auch Geschäfte gemacht werden.

Ein Trost bleibt dem normalen Vermieter dennoch. Dank der Einwanderung muss er auf Jahre hinaus keinen Leerstand fürchten.

Bildungsträger profitieren

Weitere Gewinner der Flüchtlingskrise sind die Träger von Sprach- und Berufsausbildung. In den vergangenen Jahren wegen rückläufiger Arbeitslosigkeit und gekürzter Budgets unter Druck geraten, können diese Anbieter sich auf goldene Jahre einstellen. Dabei spielt es letztlich keine Rolle, ob die Maßnahmen am Ende auch etwas bringen. Hauptsache die Kasse klingelt – und was bleibt dem Staat schon anderes übrig?

Wo Deutschlands Aktionäre wohnen
Deutschland-Atlas AnlageverhaltenZwischen Wohlstand und Aktienbesitz gibt es einen direkten Zusammenhang, das zeigt der Deutschland-Atlas Anlageverhalten der Comdirect-Bank. Diese Korrelation zwischen Aktienquote und Wohlstand manifestiert sich auch auf regionaler Ebene: In Kreisen, in denen viele Besserverdienende wohnen, wird überdurchschnittlich häufig in Aktien investiert. Dabei stechen zwei Bundesländer besonders hervor.Die Studie „Deutschland-Atlas Anlageverhalten“ der Comdirect Bank basiert auf aktuellen mikrodemografischen Daten von GfK und Acxiom zu Bevölkerungsstruktur, Einkommen und Aktienbesitz in Deutschland. Die Daten wurden auf Kreis- und Stadtebene konsolidiert und zu ausgewählten Fragestellungen in Bezug zueinander gesetzt. Quelle: AP
Platz 10: Baden-BadenAuf Platz zehn kommt die Baden-Württembergische Stadt Baden-Baden - hier ein Blick auf den Leopoldplatz. Eine Erklärung für die Korrelation liefert Daniel Schneider, Leiter Investing bei Comdirect: „Dass vor allem in einkommensstarken Regionen die Anlagemöglichkeiten am Aktienmarkt gut genutzt werden, erscheint im ersten Moment logisch. Umgekehrt gibt es kaum Regionen, die bei durchschnittlichen Einkommen eine hohe Aktionärsquote verzeichnen. Tatsächlich aber sollten Aktien keine Anlageform nur für Besserverdienende sein.“ Quelle: dpa
Platz 9: Ebersberg (Bayern)Der Landkreis Ebersberg liegt im Speckgürtel von München, was seine hohe Platzierung erklärt. „In Nachbarkreisen des aktienaffinen München zeigen auch Normalverdiener eine hohe Aktienaffinität. Die Metropolen mit überdurchschnittlich vielen Aktionären strahlen auf ihre Nachbarregionen ab“, erklärt der Comdirekt-Experte. Quelle: dpa
Platz 8: Regensburg (Bayern)Regensburg landet auf Platz acht. Doch die Korrelation zwischen hohem Einkommen und entsprechender Aktionärsquote gilt nicht zwangsläufig, so gibt es etwa in Bayern zwei Ausnahmen: Kaufbeuren mit unterdurchschnittlichen 25,5 Prozent Besserverdienenden und 10 Prozent Aktionärsquote, sowie Kempten im Allgäu mit 26,2 Prozent Einkommensstarken und 11,4 Prozent Aktienbesitz. Quelle: dpa
Platz 7: Erlangen (Bayern)Erlangen landet auf Rang sieben. Eine Ausnahme für die Korrelation zwischen vielen Besserverdienern und hoher Aktienquote ist jedoch Leverkusen: Mit 29,9 Prozent Besserverdienern liegt die kreisfreie Stadt zwar leicht über dem Einkommensdurchschnitt. Die Aktionärsquote ist mit 11,5 Prozent jedoch deutlich höher. „Auch hier liegt mit Köln eine Aktienhochburg in unmittelbarer Nähe: Bei einem Drittel Besserverdienern beträgt die Aktionärsquote hier starke 12,6 Prozent“, so Experte Schneider. Quelle: dpa
Platz 6: FürstenfeldbruckBei Fürstenfeldbruck kommt wieder die Nähe zu München ins Spiel. So landet die 35.000-Einwohnerstadt auf Platz sechs des Rankings. Auf den letzten Plätzen der 402 deutschen Kreise nach Einkommen und Aktionärsquote rangieren 33 ostdeutsche Regionen. Hier liegt der Anteil Besserverdienender unter 20 Prozent, zugleich liegt die Zahl der Aktionäre bei unter sechs Prozent. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt sind es 28,2 Prozent Besserverdiener, die Aktionärsquote beträgt neun Prozent. Quelle: Screenshot
Platz 5: Main-Taunus-Kreis (Hessen)Der Main-Taunus-Kreis im Regierungsbezirk Darmstadt landet auf Platz fünf. Auch hier besteht eine hohe Korrelation zwischen einem hohen Anteil an Besserverdienern und dem in Aktien angelegten Vermögen. Quelle: imago images

Auch am anderen Ende des Bildungswesens zeichnet sich ein neuer Boom ab. Privatschulen, englische Internate und deren Vermittler dürfen sich auf einen wahren Ansturm freuen. Immer weniger Eltern werden sich damit abfinden, dass die ohnehin schon schlechten Standards an deutschen Schulen weiter abgesenkt werden, wie vom Innenminister bereits angekündigt. Die Integration hunderttausender Jugendlicher ohne deutsche Sprachkenntnisse in ein bestehendes Schulsystem ohne deutliche Aufstockung an Personal kann nur mit einer Absenkung des Niveaus einhergehen.

Was Investoren für die lukrativste Geldanlage halten

Doch auch auf anderen Gebieten zeichnen sich die Gewinner der neuen Welt bereits ab. Rüstungsaktien sind nicht ohne Grund nach den Anschlägen von Paris gestiegen. Befinden wir uns wirklich in einem Krieg, wird es nicht genügen, mehr oder weniger taugliches Altmaterial zu verballern. Neue Wehrtechnik ist gefragt. Auch für die Sicherung der Grenzen  - die ja nun um ein vielfaches länger sind als nur die Außengrenzen der EU – werden die Staaten tief in die Tasche greifen. Neben der personellen Ausstattung dürfte es um Zäune und elektronische Sicherungen gehen. Ein gigantischer Markt, der ebenfalls von Rüstungs- und Technologieunternehmen dominiert wird.

Da die Staaten schon hoch verschuldet sind, läuft es auf eine zunehmende Finanzierung durch die EZB hinaus. In unserer heutigen Welt genügt hierzu ein Knopfdruck, was als solches wenig Geschäftsmöglichkeiten eröffnet. Als Nebeneffekt werden die Finanzmärkte weiter boomen und die Spekulation mit geliehenem Geld noch attraktiver und risikoloser. Die EZB garantiert damit nicht nur den Staaten die unbegrenzte Finanzierung, sondern auch Hedgefonds und Private Equity. Das Spiel kann also weiter gehen, und wir können immer mehr für vorhandene Vermögenswerte bezahlen, die wir uns hin und her verkaufen.

Kommt es dann doch zum unvermeidlichen Bruch des Euro dürften die letzten Profiteure feststehen: die Geldrucker der Welt. Denn auch wenn wir immer mehr in Richtung bargeldlosen Zahlungsverkehr getrieben werden, ganz ohne neue Geldscheine zum Anfassen geht es dann doch (noch) nicht.

Genug Möglichkeiten also, um auch mit der Krise Geld zu machen – und die Auflistung ist beileibe nicht vollständig. Man muss es halt nur machen – wollen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%