Stelter strategisch

Die Lehren aus dem Glencore-Absturz

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Ein Blick in das eigene Portfolio lohnt sich

3. Übernahmen sind Zeichen für ein Top. Die sprichwörtlichen Milchmädchen an der Börse sind heute die Unternehmen. Gerade wenn die Märkte an der Spitze sind, häufen sich die Fälle von Unternehmen, die auf Kredit Aktien kaufen. Entweder die eigenen oder die von anderen Unternehmen. Dies hat mit den Entscheidungsprozessen zu tun. Manager können leichter Übernahmen durchsetzen, wenn alles boomt. Damit kaufen Unternehmen per Definition am Top. Erinnert sei an Schaeffler/Conti, Time Warner/AOL und Royal Bank of Scotland/ABN Amro. Die Aufzählung ist nicht vollständig!


4. Leverage ist der Killer. In einem meiner vorigen Beiträge habe ich vor dem Margin Call in der Weltwirtschaft gewarnt. Die hohe Verschuldung, die die Assetpreise – also die Preise für Vermögenswerte - weltweit treibt, droht zu kollabieren. Helfen Schulden auf dem Weg nach oben die Rendite zu steigern, machen sie einen Absturz umso schlimmer. Am Beispiel des Aktienkurses von Glencore schön zu beobachten. Verfallende Assetpreise – hier Wert der Rohstoffvorkommen – sind tödlich für jeden Schuldner.
Heißt also: Finger weg, von prozyklischen Investments, die mit Euphorie und hohen Schulden auf die Fortsetzung eines Trends setzen. Finger weg von Megaübernahmen und gesundes Misstrauen, wenn Insider großzügig zum Mitmachen einladen. Wir werden sehen, wie das mit Rocket Internet weitergeht.

Glencore bietet jedoch noch eine weitere Lehre: Ohne die von dem billigen Geld der Notenbanken angefachte Blase wäre es nicht so weit gekommen. Es wird geschätzt, dass Glencore ständig für 20 Milliarden Dollar Termingeschäfte ausstehen hat. Diese konnte die Firma besonders billig finanzieren, weil sie – bis vor kurzem – im Unterschied zu den Wettbewerbern „Investmentgrade“ war, also als besonders vertrauenwürdiger Schuldner galt.

Ohne die Liquiditätsschwemme der Notenbanken hätte es weder die Rohstoffblase gegeben, noch die Bereitschaft, Firmen wie Glencore so großzügig zu finanzieren. Damit dürfte Glencore nicht die letzte Firma sein, die über den Margin Call in der Welt stolpert. Ein Blick in das eigene Portfolio lohnt sich.

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