Stelter strategisch

Erst Krisen, dann Jahrzehnte des Aufschwungs

Daniel Stelter Quelle: Presse
Daniel Stelter Unternehmensberater, Gründer Beyond the Obvious, Kolumnist Zur Kolumnen-Übersicht: Stelter strategisch

Sobald sich unterschätzte Trends durchsetzen, droht eine radikale Abwertung etablierter Spieler. Der Niedergang des stationären Handels in den USA ist erst der Anfang. Wir stehen vor einer Revolution.

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Walmart Quelle: REUTERS

Bevor wir uns dem heutigen Thema widmen, folgender Hinweis. Im Oktober letzten Jahres habe ich an dieser Stelle das Pfund als interessanten Kauf diskutiert. Nach der deutlichen Erholung der letzten Wochen würde ich nun Gewinne mitnehmen, um zu tieferen Kursen wieder einzusteigen. An meiner langfristig optimistischen Haltung zu Großbritannien und dem Pfund hat auch der absehbare Ausgang der französischen Präsidentschaftswahlen nichts geändert.

Aber nun zur Sache: 2016 entfielen Schätzungen zufolge 50 Prozent des Umsatzzuwachses im US-Einzelhandel auf nur einen Anbieter: Amazon. Die Auswirkungen auf den traditionellen Einzelhandel sind verheerend. Seit Monaten befinden sich die Aktien der überwiegend stationären Anbieter mit eigenen Läden im Sturzflug, mehrere Einzelhandelskonzerne mussten ganz aufgeben. 2016 meldeten neun Ladenketten Konkurs an, in diesem Jahr sind es bislang zehn. Credit Suisse schätzt, dass in diesem Jahr über 8600 Läden schließen, mehr als im bisherigen Rekordjahr 2008.

Nicht nur die Einzelhändler kommen unter Druck. Die Folge des Ladensterbens sind explodierende Leerstände in den bei den Amerikanern früher so beliebten Einkaufszentren. Dies löst eine weitere Abwärtsspirale aus: je mehr Läden leer stehen, desto geringer die Attraktivität des Einkaufscenters, was wiederum die anderen Geschäfte unter Druck setzt. Eine Welle an Konkursen dürfte auch hier die Folge sein. Die Kapitalmärkte haben dies mit fallenden Kursen für Immobilienaktien schon vorweggenommen.

Damit nähern wir uns dem Ende einer Entwicklung, die vor fast 20 Jahren begonnen hat. Nicht ganz so schnell wie in der ersten Interneteuphorie Ende der 1990er Jahre vorhergesagt, rollen die Onlineanbieter den Markt auf. Ihr Umsatz hat sich in den USA seither verzehnfacht.

Erst hat es länger gedauert als erwartet, dann kam es schneller und brutaler.

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