Stelter strategisch

Die Illusion vom passiven Investment

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Passiv verstärkt Herdenverhalten

Die Vermutung liegt nahe, dass gerade am US-Markt zur Zeit die vermeintlich passiven Investoren die Hausse treiben. Ohne auf die Bewertung zu achten – immerhin liegt das Shiller-PE über den Werten von 1929 – wird Geld in die Märkte gepumpt. Die Sorglosigkeit der Investoren ist groß: Was soll passieren, man kann ja jederzeit wieder aus dem Markt aussteigen? Was geschieht, wenn zu viele gleichzeitig verkaufen, ohne einen Berater der zur Ruhe rät, haben wir bei vergangenen Crashs beobachtet Ein Markt der von vermeintlich passiven Investoren dominiert wird, die aber mit einem Klick aussteigen können, ist ein stabiler Markt bis zum Zeitpunkt der Panik.

Das Enttäuschungspotenzial an den Aktienmärkten
US-Markt: Auf Hoffnung gebaut - In den USA müssen die Unternehmen über Umsatzwachstum und weitere Margenverbesserung die Vorschusslorbeeren rechtfertigen. Tun sie es, kann sich der Markt auf heutigen Niveau halten. Tun sie es nicht, droht eine deutliche Korrektur.TSR Performancebeitrag der MSCI USA FirmenQuelle: CE Asset Management (CEAMS)
Japan: Wo bleibt das Wachstum? - Margenverbesserung und bessere Bilanzqualität tragen japanische Unternehmen. Die geringen Erwartungen begrenzen das Risiko. Umsatzwachstum und weitere Margensteigerung können positiv überraschen.TSR Performancebeitrag der Nikkei 225 FirmenQuelle: CE Asset Management (CEAMS)
Europa: Außer Dividenden nichts gewesen - Seit Jahren sind Margen und Umsätze rückläufig. Das billige Geld der EZB befeuert die Bewertung, also die Erwartungen. Gelingt es die Krise zu überwinden ist das Potential erheblich.TSR Performancebeitrag der MSCI Europa FirmenQuelle: CE Asset Management (CEAMS)
Schwellenländer: Fundamental gesund - Unternehmen der Schwellenländer verbessern Profitabilität und Bilanzqualität. Die Umsätze (hier in US-Dollar gemessen und deshalb wegen der Dollar-Stärke unter Druck) erholen sich ebenfalls. Neben Japan die attraktivste Region.TSR Performancebeitrag der MSCI Emerging Markets FirmenQuelle: CE Asset Management (CEAMS)

Aktiv ist nicht aktiv

Da wünsche ich mir eine ernsthaft aktive Strategie, die verkauft, wenn es zu teuer wird und kauft, sobald die Panik am größten ist. Das Problem ist nur, dass wir alle uns das wünschen, zugleich aber mit unserer Geldanlage zu ungeduldig sind. Wir lassen unser Geld nicht bei Underperformern, wir wollen in jedem Jahr auf der Gewinnerseite sein. Konsequenterweise richten sich die „aktiven“ Manager danach aus und werden zu passiven, allerdings mit höheren Kosten. Nahe am Index denken sie an das eigene Überleben und können nach Kosten nur enttäuschen und sich selbst und ihrer Profession das Grab schaufeln.

Dabei hätten sie das Zeug, besser zu sein als der Markt. Eine neue Studie der Columbia Business School verglich die Qualität der Gewinnprognosen von Gruppen mit der von Einzelnen, die keine Information über die Vorhersagen der anderen hatten. Dabei gab es folgende Erkenntnis: die Gruppe – in der jeder die Erwartungen der anderen kennt - liegt nicht nur näher zusammen, sondern ist sogar besser als die Analysten der Wall-Street. Allerdings liegt die Gruppe immer über dem aktuellen Ergebnis. Sie hat also eine Tendenz zum Optimismus.

Die Schätzungen der Einzelnen zeigen - wenig verwunderlich - eine weitaus größere Spreizung. Im Durchschnitt lag die Gruppe der Einzelnen jedoch näher an der Realität. Und zwar statistisch signifikant. Schlussfolgerung für uns: es ist möglich den Markt zu schlagen. Man muss sich nur trauen.

In den kommenden Monaten dürften sich für wirklich aktive Manager erhebliche Chancen bieten. Wer sich nicht zutraut, diesen zu finden, der sollte aktiv passiv sein: mit einer stabilen Gewichtung auf die vier Anlageklassen Aktien, Immobilien, Gold und Cash. Und das gerne auch mit Indexfonds.

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