S&K-Skandal Mit diesen Tricks verkauften Banken windige S&K-Fonds

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146,5 Prozent Rendite in fünf Jahren

Große Blender - und was aus ihnen wurde
Die Gründer der Frankfurter Immobiliengruppe S+K, Stephan Schäfer und Jonas Köller, hat ein Schicksal ereilt, das vielen Blendern aus der Dotcom-Ära bereits zu Teil wurde: Sie landeten wegen mutmaßlichem Anlagebetrug in Untersuchungshaft. Zuvor haben sie es mit dem ergaunerten Geld richtig krachen lassen. Doch was ist aus den Bankrotteuren aus dem Jahr 2000 geworden?
Einer der bekanntesten Betrüger ist Florian Homm, bekannt als Großaktionär bei Borussia Dortmund. Am Neuen Markt war er zuvor schon bekannt als Gründer von Value Management & Research (VMR), die Firmen wie Toysinternational.com oder Comtelco an die Börse brachte. Eine angekündigte Fusion mit der Beteiligungsgesellschaft Knorr Capital scheiterte, Homm zog sich aus VMR zurück. Wenige Jahre später geriet er mit dem Hedgefonds Absolute Capital Management Holdings mit Investments bei Borussia Dortmund oder dem Finanzdienstleister MLP in die Schlagzeilen. Vielfach war ihm vorgeworfen worden, Kurse massiv zu manipulieren. Als der Hedgefonds 2007 unter Druck geriet, nahm Homm überstürzt seinen Hut und war seitdem untergetaucht. Seine Nachfolger in der Leitung des Fonds warfen ihm später vor, dass viele Investments einen weit geringeren Wert hätten, als ausgewiesen. Die Aktien des börsennotierten Hedgefonds verloren mehr als 90 Prozent ihres Wertes. Seit Februar 2011 läuft gegen Homm auch eine Klage der US-Börsenaufsicht SEC. Zuletzt wurde er in Liberia vermutet. 2012 tauchte der einst skrupellose Finanzinvestor wieder auf - um ein Buch über sein Leben vorzustellen und sich öffentlich reinzuwaschen. Er sei ein anderer Mensch, gehe mindestens zweimal wöchentlich zum Gottesdienst und wolle sich demnächst der SEC stellen, erzählt er der Financial Times Deutschland. Natürlich können Menschen sich ändern, aber der Eindruck einer PR-Masche zum Verkauf seines Buches bleibt doch bestehen - gerade wenn es stimmt, dass von seinem einzigen Vermögen nicht mehr viel übrig ist. Quelle: dpa/dpaweb
Im Januar 2012 wurde der gebürtige Kieler Kim Schmitz in Neuseeland festgenommen. Dem 38-jährigen wurde vorgeworfen, Mastermind hinter dem Raubkopien-Portal Megaupload zu sein. Die spektakuläre Verhaftung rückte auch die Dotcom-Ära wieder in Erinnerung, immerhin hatte Schmitz sein 25-Millionen-Dollar-Anwesen "Dotcom Mansion" getauft und sich selbst seit einiger Zeit ganz offiziell Kim Dotcom genannt... Quelle: REUTERS
Auch in der Zeit des Neuen Marktes war Schmitz eine der schillerndsten Figuren: Unvergessen sind seine Urlaube mit dem durch eine Dieter Bohlen-Affäre als "Teppich-Luder" bekannten Playboy-Bunny Janina... Quelle: rtr
Legendär auch seine Auftritte in der Harald-Schmidt-Show, wo Schmitz seinen eigenen Sessel mitbrachte (die vorhandenen waren ihm zu unbequem) und erzählte, wie er den Jet der Haffa-Brüder für eine halbe Million charterte, um einen Kurztrip in die Karibik zu unternehmen. Quelle: rtr
EM.TV Quelle: dpa
Comroad Quelle: Robert Brembeck für WirtschaftsWoche

Aus weiteren Verträgen geht hervor, dass Schmidt Geschäfte mit Comfort Finance machte. Sparda meint deshalb: „Aus dem Außenauftritt der Gesellschaft und deren Berater ist eindeutig erkennbar, dass die Beratungs- und Vermittlungsleistungen nicht durch die Sparda-Bank Münster selbst erfolgen.“ Comfort Finance biete vermögenden Kunden Produkte an, die die Bank nicht vertreibe.

Ähnlich wie Sparda agierte auch die Sparkasse Emden. Sie ließ 2009 über ihre Tochter Emder Finanzberatung den S&K Real Estate Value Added Fonds vertreiben. Erwartete Rendite laut Werbeflyer: 146,5 Prozent, in fünf Jahren. Zu schön, um wahr zu sein. Die Sparkasse sagt, dass Kunden über Risiken wie den möglichen Totalverlust aufgeklärt worden seien. Sparkasse und Sparda waren sicher nicht die Hauptumsatzbringer für S&K. Besonders viel Geschäft soll über freie Finanzvermittler gelaufen sein. Die bekommen ihren Zugang zu Finanzprodukten unter anderem über Maklerpools wie die Münchner Fonds Finanz.

Einer deren Produktpartner ist wiederum das Hamburger Emissionshaus United Investors, das die Fonds aufgelegt hat. S&K durfte das eingesammelte Geld dann anlegen. „Insgesamt haben 98 Vermittler ihre Anträge von United Investors über die Fonds Finanz eingereicht“, sagt Fonds-Finanz-Geschäftsführer Markus Kiener. Diese hätten über Fonds Finanz 4,4 Millionen Euro Anlegergeld mit S&K-Fonds umgesetzt. Anlegern stellt sich die Frage, ob sie, falls sie falsch beraten wurden, Geschäfte rückabwickeln können – und wer haftet. Entscheidend ist, auf welchem Weg sie S&K-Fonds gekauft haben.

Fonds bei wallstreet:online

Im Internet vermittelte etwa die börsennotierte wallstreet:online capital AG den Fonds Deutsche S&K Sachwerte Nr. 2.

Kunden wählen Fonds bei wallstreet:online aus und zeichnen über die Vertriebskanäle fondsdiscount.de oder geschlossene-fonds.de. Da wallstreet:online keine Anlageberatung vollziehe, führe das Haus auch keine Produktprüfung durch, richteten die Berliner aus. Wallstreet:online lässt sich von Anlegern gar von der Haftung freizeichnen. Sparer unterschreiben, dass es sich um eine „beratungsfreie Dienstleistung“ handele. Wer nicht berät, ist aus dem Schneider.

Anders könnte das bei Finanzvermittlern aussehen. „Ein Berater haftet, wenn er falsch berät und etwa nicht ausreichend über Risiken einer Kapitalanlage aufklärt. Ein Klassiker ist, dass der Berater es vor Zeichnung durch den Kunden unterlässt, den Prospekt zu übergeben“, sagt Anwalt Adrian Wegel von BHP Bouchon Hemmerich & Partner. Preise der Berater nur Vorteile wie Steuerersparnisse an und verschweige Nachteile wie Nachschusspflichten, habe der Anleger gute Chancen auf Schadensersatz.

Ziel einer Klage könnte auch United Investors sein, das Emissionshaus hinter S&K. Laut einem S&K-Fondsprospekt haftet es „für den Inhalt des Prospektes und erklärt, dass ihres Wissens die Angaben richtig und keine wesentlichen Umstände ausgelassen worden sind“.

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