S&K-Skandal Mit diesen Tricks verkauften Banken windige S&K-Fonds

Auch Banken haben beim Vertrieb der Immobilienfonds von S&K mitgemischt, doch haften wollen sie nun nicht. Über welche Kanäle die Fonds verkauft wurden und wie sich die Vermittler aus der Haftung stehlen wollen.

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Bilder aus dem Leben der S&K-Chefs
Eine große weiße Limousine
S&K-Chef Jonas Köller posiert mit einer Waffe und einer unkenntlich gemachten Frau vor einer Tür, über der steht "Get rich or die tryin´"
Teure Autos
Ein Hubschrauber mit S&K-Logo
Einer der S&K-Chefs und Mark Medlock
Jürgen und S&K
Ein Elefant und eine unkenntlich gemacht junge Frau vor teuren Autos

Wie oft hat Ludwig Schmidt schon die Tage verflucht, an denen er mit Lutz Stephan* gesprochen hat. Der Lehrer aus dem münsterländischen Greven hatte ein hübsches Sümmchen auf dem Girokonto bei der Sparda-Bank Münster angehäuft – und Stephan, der im selben Bankgebäude residiert, wusste einiges damit anzufangen: Er riet zu Schiffsfonds und schließlich zu Immobilienfonds von S&K. Letztere würden Immobilien günstig kaufen, sanieren und teuer wieder losschlagen, soll der Berater getönt haben. Das Konzept sei innovativ, und Immobilien seien sicher. Schmidt investierte 35 000 Euro.

Jetzt fürchtet er, dass er sein Geld nie wiedersieht. Denn die S&K-Chefs Jonas Köller und Stephan Schäfer sitzen seit Mitte Februar in Untersuchungshaft. Sie sollen laut Staatsanwaltschaft mit S&K ein gigantisches Schneeballsystem aufgezogen haben, bei dem alte Anleger aus dem frisch eingezahlten Geld neuer Anleger bedient werden (WirtschaftsWoche 9/2013). Bis heute wurden acht Verdächtige festgenommen. Ermittler vermuten einen dreistelligen Millionen-Euro-Schaden. Erwiesen ist bislang nichts, bis zu einer Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Die Vertriebe aber, die einst S&K-Produkte verkauften, dürften trotzdem bereits zittern. Denn sollten Anleger ihr Geld nicht von S&K zurückbekommen, werden sich viele an ihre Berater wenden. Anlegeranwälte suchen zahlungskräftige Prozessgegner und checken dazu die Vielzahl der verschlungenen S&K-Vertriebswege. Zu denen zählen S&K-eigene Vertriebsfirmen, Onlinevermittler und viele freie Finanzberater.

Die Überraschung: Auch klassische Banken sind in den Fall verwickelt. Sie haben den Vertrieb geschlossener Fonds, zu denen auch die S&K-Produkte zählen, an Töchter ausgelagert. Deren Beratertruppen drückten gutgläubigen Kunden der Mutter provisionsträchtige Produkte aus dem grauen Kapitalmarkt ins Depot.

Lehrer Schmidt aus Greven traute seinem Berater Stephan, ordnete ihn nach eigenen Angaben direkt der Bank zu. Doch Finanzberater Stephan sitzt zwar im Gebäude der Sparda-Bank, arbeitet aber nicht für sie. Stephan ist freier Anlageberater bei Comfort Finance. Und die, schrieb die Sparda kürzlich Schmidts Anwalt, sei nur die Tochter einer Tochter (Enkelgesellschaft) der Sparda-Bank. Sparda habe Schmidt demnach nicht beraten und könne Geschäfte auch nicht rückabwickeln.

Haftung künstlich vermeiden

Darin, dass Geldhäuser derlei Geschäfte auslagern, könnte System liegen: „Banken gründen Töchter und Enkelgesellschaften oft nur, um eine Haftung künstlich zu vermeiden oder zu verschieben“, sagt Schmidts Anwalt Heinz Steinhübel. Weiterer Vorteil für Banken: Sie müssen Kunden nicht aufklären, falls sie eine Provision bekommen haben. Sparda äußerte sich dazu auf Nachfrage nicht.

Anleger Schmidt gibt sich irritiert: „Mein Berater hat sich mir als Mitarbeiter der Sparda-Bank Münster vorgestellt und kannte später stets meinen Girokontostand bei der Bank.“ Schmidt legt gar einen Sparda-Briefbogen vor, den Stephan als „Mitarbeiter/in der Bank“ unterzeichnet hat – allerdings samt Comfort-Finance-Firmenstempel.

* Name von der Redaktion geändert

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