Superzyklus am Ende Trübe Aussichten für Rohstoffinvestments

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Droht eine Abwärtsspirale?

Ob das mittelfristig eine Abwärtsspirale beim Ölpreis verhindern kann, bleibt fraglich. Denn es droht ein Preiskampf mit Anbietern außerhalb der OPEC. Schon jetzt gewährt Saudi-Arabien Abnehmern aus Asien einen Rabatt. Die zentralistische Macht der OPEC auf dem Weltmarkt für Öl löst sich anscheinend Stück für Stück auf, andere Förderländer gewinnen an Bedeutung.

Industriemetalle unter Druck

Bei den Metallen gibt es solche mächtigen Spieler nicht, auch wenn es vor allem eine Handvoll großer Rohstoffkonzerne wie BHP Billiton, Rio Tinto oder Glencore Xstrata sind, die große Marktanteile beherrschen.

Industriemetalle wie Kupfer und Aluminium sind daher dem Spiel der Märkte ausgesetzt. Der Kupferpreis stieg nach 2003 in nur fünf Jahren von 1.500 US-Dollar um das Fünffache auf etwa 8.800 Dollar. Nach einem gewaltigen Einbruch im Zuge der weltweiten Finanzkrise erholte sich der Kupferpreis in rasantem Tempo sogar bis auf 10.000.

Doch seit Anfang 2011 zeigt der Chart abwärts. Das Bild bei Aluminium ist ähnlich, auch wenn sich der Preis seit dem Jahresanfang kräftig erholte. Der Superzyklus scheint auch hier auf dem absteigenden Ast.

Mit sich aufhellender Konjunktur könnten sich die Kupfer- oder Aluminiumpreise erholen. Aber auch hier geht es seit dem Sommer abwärts, weil sich die Aussichten wieder eintrüben. Erst langsam senken die Hersteller ihre Produktion. Große Anbieter wie der US-Konzern Alcoa setzten daher vermehrt auf weiterverarbeitete oder andere Produkte. Einzig bei Nickel hat die Angst vor einem zu knappen Angebot zugenommen und die Preise getrieben. Aber auch hier läuft seit dem Sommer eine Korrektur nach unten.

Edelmetallnachfrage verlässt Krisenszenario

Bei den Edelmetallen ist die Lage wieder anders. Zwischen 2009 und 2011 waren neben Gold auch Silber, Platin und Palladium als Krisenmetalle gefragt. Die Minenkonzerne versuchten, ihre Produktion zu erhöhen. Aber je mehr die Krise ihren Schrecken verlor, umso mehr Spekulanten setzten lieber wieder auf Aktien, Anleihen und andere Wertpapiere.

Während der Goldpreis im Wesentlichen durch Nachfrager bestimmt wird, die sich gegen Anlage- und Währungsrisiken versichern wollen, sind Silber, Platin und Palladium auch für die Industrie ein wichtiger Rohstoff, etwa für die Produktion von Katalysatoren und Elektronikbauteile.

Die Schwäche der Weltkonjunktur und der Rückzug der Kriseninvestoren ließ die Preise fallen. Spätestens seit dem vergangenen Juni geht es mit den Preisen abwärts – wie bei allen Rohstoffen durch den starken Dollar beschleunigt.

Es gibt kaum einen Grund, warum die Preise den langfristigen Trend in den nächsten Monaten verlassen sollten. Denn auch wenn Edelmetalle in ihren Vorkommen begrenzt sind: wirklich knapp sind sie derzeit nicht. Erst wenn die Konjunktur und vor allem die Nachfrage der Automobilindustrie wieder deutlich anziehen, könnten die Metalle knapp werden. Dann aber dürften auch größere Förderkapazitäten zur Verfügung stehen.

Kommt es zu einer neuen Finanz- oder Geldkrise, wären Edelmetalle wieder auf einen Schlag begehrt. So mancher Anleger sieht daher in den aktuellen Preisrückgängen Kaufgelegenheiten. Gemessen an den Produktionskosten seien die Preise so niedrig, wie seit Ausbruch der Finanzkrise nicht mehr. Kehren die Krisenspekulanten an die Edelmetallmärkte zurück, dürften die Edelmetalle wieder kräftig steigen.

Agrargüter nur einzeln betrachten

Rohstoffe sind wahrlich keine homogene Anlageklasse - und nicht alle hängen an der Konjunktur. Missernten - wie beim Kaffee durch die schlimme Dürre in Brasilien - haben weit größeren Effekt auf die Preise als die Wachstumsraten in China. Auch die Lagerhaltung ist entscheidend.

Und beim Kakao ist es sogar die Sorge um die Ebola-Epidemie auf dem afrikanischen Kontinent, beim Schweinfleisch war es ein Schweinevirus in den USA. Mittelfristig belastet ein starker Dollar den Markt. Langfristig aber profitieren die Preise für landwirtschaftliche Güter von der wachsenden Weltbevölkerung. Aber auch hier schein der theoretisch intakte Superzyklus Pause zu machen. Seit 2011 zeigt zum Beispiel der Index für Agrarrohstoffe eher nach unten.

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