Nicht mal der Hinweis von Charles Evans auf eine vierte Runde quantitativer Lockerung (QE4) der US-Notenbank Fed konnte zuletzt die Börsen stimulieren. Der Präsident der Federal Reserve Bank of Chicago empfahl, die Fed solle über Januar 2013 hinaus weiter langlaufende US-Anleihen im Volumen von mindestens 45 Milliarden Dollar pro Monat kaufen. Hintergrund: Im Januar endet Operation Twist.
Große Dinge kündigen sich an
Im Rahmen dieses Programms kauft die Fed seit September 2011 langlaufende US-Staatsanleihen, sterilisiert die Käufe aber weitgehend durch den Verkauf von Schuldpapieren der US-Regierung mit einer Restlaufzeit von weniger als drei Jahren, die sie in ihrem Bestand hält. Doch weil der Bestand kurzlaufender Staatstitel immer geringer geworden ist, lässt man es einfach und Operation Twist geht nahtlos in QE 4 über. Doch die Aktienmärkte wirken müde und ausgereizt. Wichtige Indizes und Aktien haben charttechnische Widerstände erreicht.
Möglicherweise kündigen sich gar große Dinge im Dollar und damit auch an den Anleihe- und Aktienmärkten an. So ist die Kurserholung des Dollar-Index seit Mitte September auffallend verhalten ausgefallen, wie auch schon die Dollarhausse seit Mitte 2011wesentlich schwächer ausgefallen ist als jene von 2008 und 2010. So gesehen ist eine Dollarkrise jetzt jederzeit möglich. Nach dem Schwächeanfall am vergangenen Donnerstag spricht im Dollar-Index jetzt einiges für einen weiteren Rückgang. Eine anhaltende Dollarschwäche würde den US-Anleihemarkt in einem charttechnisch ungünstigen Moment erwischen. Die Erholung im Dollar seit Mitte September korrespondiert mit der Erholung amerikanischer Staatsanleihen. Dollar und Bonds haben am Donnerstag gleichzeitig ein charttechnisches Verkaufssignal gegeben. Daraus folgt: Dollarschwäche gleich Bondschwäche.
Unterschreiten die Bondkurse ihre Tiefpunkte vom September, wäre der 30-jährige Bullenmarkt tatsächlich zu Ende. Jede weitere Dollarschwäche wäre dann gleichbedeutend mit einer weiteren Absetzbewegung des Auslandes aus US-Bonds und dann vermutlich auch aus US-Aktien. Die Fed könnte also am Ende mit zu vielen Bällen jongliert haben. Fällt einer, fielen auch die anderen. Der Oktober könnte seinem Ruf als Crash-Monat wieder gerecht werden.
Dazu passt die Kaufempfehlung für Gold von Bundesbankpräsident Jens Weidmann. Ihn wird Bundeskanzlerin Angela Merkel inzwischen wohl für einen politischen Amokläufer halten. In einer Rede mit dem Titel “Money Creation and Responsibility” bezeichnete Weidmann Gold als zeitlosen Klassiker in seiner Funktion als Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel - also als gutes Geld. Diese Aussagen sind ein unglaublicher Tabubruch für einen Bundesbanker. Die Deutsche Bundesbank arbeitet offenbar an ihrer eigenen Legende für die Zeit nach dem Euro. Schließlich fiele ihr beim Aufbau einer neuen Währung die Hauptrolle zu. Die derzeitig in der Verantwortung stehende politische Klasse Deutschlands dürfte bis dahin allerdings komplett diskreditiert sein.
Bombenstimmung in Europa
In Österreich zeichnen sich diese Konturen schon ab. Nach Terminator Arnold Schwarzenegger, der es bis an die Spitze des Sonnenstaates Kalifornien schaffte, steigt jetzt der Milliarden schwere Unternehmer Frank Stronach in seiner österreichischen Heimat in die politische Arena. Stronachs Anti-Europa-Partei stößt auf breite Zustimmung unter einfach strukturierten männlichen Österreichern. Stronach (“Entweder ist Merkel so dumm oder sie spielt bei den Banken mit”) garantiert zumindest ähnlichen Unterhaltungswert wie der italienische Sonnenkönig Silvio Berlusconi, dessen Comeback übrigens ziemlich sicher ist. Sollten die beiden Populisten also bald gemeinsam bei den EU-Gipfeln mitmischen, dann wäre auf alle Fälle für Stimmung unterm europäischen Dach gesorgt.