Bleibt noch Festgeld. Wer sein Erspartes einer Bank für drei Monate oder länger fest anvertraut, kann etwas höhere Zinsen rauskitzeln – abhängig von der Dauer der Festlegung und der Höhe der Einzahlung. Für drei Monate gibt es derzeit im Schnitt nach FMH-Angaben ein Prozent, maximal 2,4 Prozent für 10.000 Euro. Wer 50.000 Euro für vier Jahre fest anlegen will, kann schon mit maximal 3,6 Prozent rechnen. Wer also Bares entbehren kann, schafft es mit Festgeld sogar, der Inflation ein Schnippchen zu schlagen – falls diese in den nächsten Jahren nicht doch deutlich anzieht. Die Rendite wird auch hier mit dem höheren Risiko einer ungewissen Zukunft erkauft.
Bei derart niedrigen Zinsen und der weiterhin unsicheren Zukunft des Euro erscheint es attraktiv, die Ersparnisse ausgeben – sei es für Konsumartikel wie Autos oder Unterhaltungselektronik oder eine Immobilie. Doch wer denkt, die niedrigen Zinsen machen die Ausgaben in irgendeiner Weise rentabler, sei gewarnt: Der neue Fernseher oder das neue Auto machen kreditfinanziert bestenfalls Sinn, wenn eine Neuanschaffung ohnehin ansteht. Werterhaltend sind sie kaum. Und selbst Sachinvestitionen mit Wertsteigerungspotenzial sind in der Regel nur über Konsumentenkredite ohne Sicherheiten finanzierbar. Dort liegen die Zinsen aber immer noch bei durchschnittlich sieben Prozent – auch wenn bei einzelnen Anbieter bessere Konditionen je nach Laufzeit, Kredithöhe und Bonität bis unter vier Prozent drin sind. Wer kann, sollte noch warten, denn die Anbieter geben sinkende Zinsen wenn überhaupt nur mit großer Verzögerung an die Kreditkunden weiter. Lieber bessern sie ihre Marge auf.
Allenfalls für Konsumenten, die noch einen alten Kredit mit einem Zinssatz von neun Prozent und mehr abbezahlen, könnte sich eine Umschuldung als Möglichkeit erweisen, Geld zu sparen. Dabei sind aber die Vertragsregelungen zu vorzeitiger Tilgung und Vorfälligkeitsentschädigungen unbedingt zu beachten. Genaues kalkulieren ist hier gefragt.
Dass die Zinsen besonders in Deutschland niedrig sind, ist auch an der Entwicklung der Renditen auf Bundesanleihen anzusehen. In der Euro-Zone sind sie die Anleihen mit den niedrigsten Renditen, weil sie das geringste Ausfallrisiko haben. Der Zins auf die deutschen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ist aber auch für viele Langfristzinsen der Banken die Orientierungsgröße schlechthin.
Weiter sinkende Bauzinsen
Viele Sparer haben daher die Gunst der Stunde erkannt und investieren ihre Ersparnisse in eine Immobilie. Und das heißt in den allermeisten Fällen, dass ihre Ersparnisse futsch und noch ein Berg langfristiger Schulden hinzukommt. Die drohende Inflation kann Steinen und Mörtel nichts anhaben, so der Grundgedanke. Sollte die Inflation zudem langfristig steigen, frisst sie die Schulden allmählich auf. Die Voraussetzungen dafür sind günstig: Die günstigsten Baudarlehen mit 10-jähriger Zinsbindungsfrist gibt es derzeit zu einem effektiven Jahreszins von 2,5 bis 2,6 Prozent. Im effektiven Zins sind die Nebenkosten und Gebühren für einen Kredit eingerechnet. Auch Sanierungsmaßnahmen boomen in diesem Umfeld. Wer kann, steckt sein Geld ins Haus.
Robert Haselsteiner, Gründer und Zinsexperte der Interhyp AG, Deutschlands größter Vermittler für Immobilienfinanzierungen mit den Angeboten von mehr als 400 Banken, rechnet nicht mit weiter sinkenden Bauzinsen. „Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank wirkt sich nur bei den kurzfristigen Refinanzierungszinsen für Staatsanleihen aus. Auf die Langfristzinsen wie etwa für Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindungsfrist hat das keinen Effekt“, ist Haselsteiner überzeugt. Der Grund: Die Langfristzinsen kommen durch Angebot und Nachfrage am Anleihenmarkt zustande und richten sich hierzulande vor allem nach der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. „Der Zins für Bundesanleihen hängt aber vor allem von der Rolle Deutschlands in der Euro-Krise ab. Je mehr Zugeständnisse Kanzlerin Angela Merkel zur Rettung der Südeuropäer macht, die die Bonität Deutschlands schwächen, umso mehr werden die Renditen für Bundesanleihen steigen. Die 1,2 Prozent vor einigen Wochen und aktuell gezahlten Zinsen von 1,5 Prozent sind somit übertrieben niedrig und haben mit den Wirtschaftsdaten Deutschlands wenig zu tun. Ohne Euro-Krise müsste das normale Zinsniveau der Bundesanleihen eher bei vier Prozent liegen“. Haselsteiner rechnet daher für die nächsten Monate mit anhaltendem Druck zu steigenden Zinsen, in der Tendenz bis auf rund drei Prozent für die Bundesanleihen. Das sollte sich dann auch in steigenden Hypothekenzinsen niederschlagen.