Tipps für Sparer Wohin mit dem Geld im Zinstief?

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Alternative Festgeld

Wo die Deutschen ihr Vermögen anhäufen
Immer reicherDas Vermögen der Deutschen wächst und wächst. Seit Jahrzehnten steigert sich das Geldvermögen der Privathaushalte fast stetig - zuletzt gab es zu Beginn der Finanzkrise 2008 eine Delle in der Kurve. Nach der Wiedervereinigung lag das Geldvermögen noch bei 1,751 Billionen Euro, fünf Jahre später hatte es schon einen Wert von vier Billionen Euro. 2011 stieg das Vermögen um rund 57 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr an. Die positive Konjunktur und die stabile Lage am Arbeitsmarkt hätten das verfügbare Einkommen gesteigert und damit die Vermögensbildung begünstigt, erklärten die Währungshüter. Gebremst wurde die Entwicklung durch Kursverluste an den Kapitalmärkten Quelle: ap
Bargeld und SichteinlagenDen größte Teil des Vermögens der deutschen Privathaushalte liegt noch immer auf dem Konto und in Bargeld vor. Fast zwei Billionen Euro in Geldnoten und Sichteinlagen befindet sich im Besitz der Deutschen. Rund 608 Milliarden Euro davon waren im vergangenen Jahr in Spareinlagen angelegt, berichtet die deutsche Bundesbank. Quelle: gms
TermingelderZugelegt im Bereich der Sichteinlagen haben erstmals seit Beginn der Finanzkrise im Herbst 2008 das Volumen bei Termineinlagen. Mit 280,5 Milliarden Euro haben Deutsche in diesem Jahr 18 Milliarden Euro mehr in den kurz- und mittelfristigen Anlagen bei Banken und Geldinstituten angelegt. Hintergründe sind laut Bundesbank die wieder größere Zinsspanne im Vergleich zu den täglich fälligen Einlagen und die schwindende Rendite bei festverzinslichen Wertpapieren. Quelle: ap
VersicherungenAuch die Versicherer vom wachsenden Vermögen. Neben den Banken sind sie die größten Verwalter: Mit fast 1,4 Billionen Euro Ansprüchen der Versicherten ist ein Großteil des Geldes bei ihnen angelegt. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs 2011 das Vermögen, das insbesondere in langfristigen Produkten wie Lebensversicherungen angelegt ist um 45 Milliarden Euro. Quelle: dpa
AktienAn der Börse hingegen sind die Deutschen vorsichtiger geworden. 2010 lagen noch 243,5 Milliarden Euro des Vermögen der deutschen Privathaushalte in Aktien, ein Jahr später sind es nur noch 221,4 Milliarden Euro - rund 22 Milliarden Euro weniger. Quelle: dapd
ZertifikateZertifikate locken auch wegen des höheren Risikos mit mehr Erträgen im Vergleich zu Aktien. Bei den Deutschen siegte jedoch die Vorsicht: Auch das Vermögen in Zertifikaten ging deutlich zurück. Während 2010 noch rund 435 Milliarden Euro des Vermögens der deutschen Privathaushalte in Investmentzertifikate angelegt war, sind es 2011 nur noch knapp 395 Milliarden Euro (minus 40 Milliarden). Das lässt sich zum Teil auch durch die teils hohen Kursverluste erklären. Quelle: dpa
Festverzinsliche Wertpapiere247 Milliarden Euro befinden sich in festverzinslichen Wertpapieren wie Schuldbriefe oder Anleihen. Ein Jahr zuvor waren das mit 259,6 Milliarden Euro noch ein wenig mehr. Quelle: dpa

Bleibt noch Festgeld. Wer sein Erspartes einer Bank für drei Monate oder länger fest anvertraut, kann etwas höhere Zinsen rauskitzeln – abhängig von der Dauer der Festlegung und der Höhe der Einzahlung. Für drei Monate gibt es derzeit im Schnitt nach FMH-Angaben ein Prozent, maximal 2,4 Prozent für 10.000 Euro. Wer 50.000 Euro für vier Jahre fest anlegen will, kann schon mit maximal 3,6 Prozent rechnen. Wer also Bares entbehren kann, schafft es mit Festgeld sogar, der Inflation ein Schnippchen zu schlagen – falls diese in den nächsten Jahren nicht doch deutlich anzieht. Die Rendite wird auch hier mit dem höheren Risiko einer ungewissen Zukunft erkauft.

Bei derart niedrigen Zinsen und der weiterhin unsicheren Zukunft des Euro erscheint es attraktiv, die Ersparnisse ausgeben – sei es für Konsumartikel wie Autos oder Unterhaltungselektronik oder eine Immobilie. Doch wer denkt, die niedrigen Zinsen machen die Ausgaben in irgendeiner Weise rentabler, sei gewarnt: Der neue Fernseher oder das neue Auto machen kreditfinanziert bestenfalls Sinn, wenn eine Neuanschaffung ohnehin ansteht. Werterhaltend sind sie kaum. Und selbst Sachinvestitionen mit Wertsteigerungspotenzial sind in der Regel nur über Konsumentenkredite ohne Sicherheiten finanzierbar. Dort liegen die Zinsen aber immer noch bei durchschnittlich sieben Prozent – auch wenn bei einzelnen Anbieter bessere Konditionen je nach Laufzeit, Kredithöhe und Bonität bis unter vier Prozent drin sind. Wer kann, sollte noch warten, denn die Anbieter geben sinkende Zinsen wenn überhaupt nur mit großer Verzögerung an die Kreditkunden weiter. Lieber bessern sie ihre Marge auf.

Allenfalls für Konsumenten, die noch einen alten Kredit mit einem Zinssatz von neun Prozent und mehr abbezahlen, könnte sich eine Umschuldung als Möglichkeit erweisen, Geld zu sparen. Dabei sind aber die Vertragsregelungen zu vorzeitiger Tilgung und Vorfälligkeitsentschädigungen unbedingt zu beachten. Genaues kalkulieren ist hier gefragt.

Auch hier kommt es darauf an, dass eine individuelle Auswahl möglich ist. Auch die Abgeltungsteuer ist integriert.

Dass die Zinsen besonders in Deutschland niedrig sind, ist auch an der Entwicklung der Renditen auf Bundesanleihen anzusehen. In der Euro-Zone sind sie die Anleihen mit den niedrigsten Renditen, weil sie das geringste Ausfallrisiko haben. Der Zins auf die deutschen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ist aber auch für viele Langfristzinsen der Banken die Orientierungsgröße schlechthin.

Weiter sinkende Bauzinsen

Viele Sparer haben daher die Gunst der Stunde erkannt und investieren ihre Ersparnisse in eine Immobilie. Und das heißt in den allermeisten Fällen, dass ihre Ersparnisse futsch und noch ein Berg langfristiger Schulden hinzukommt. Die drohende Inflation kann Steinen und Mörtel nichts anhaben, so der Grundgedanke. Sollte die Inflation zudem langfristig steigen, frisst sie die Schulden allmählich auf. Die Voraussetzungen dafür sind günstig: Die günstigsten Baudarlehen mit 10-jähriger Zinsbindungsfrist gibt es derzeit zu einem effektiven Jahreszins von 2,5 bis 2,6 Prozent. Im effektiven Zins sind die Nebenkosten und Gebühren für einen Kredit eingerechnet. Auch Sanierungsmaßnahmen boomen in diesem Umfeld. Wer kann, steckt sein Geld ins Haus.

Vergessen Sie die Lockangebote für Konsumkredite, die kaum erhältlich sind. Hier finden Sie den einzigen Ratenkreditvergleich, der bonitätsabhängige Zinsangebote ganz klar der Bonitätseinschätzung des Kunden zuordnet.

Robert Haselsteiner, Gründer und Zinsexperte der Interhyp AG, Deutschlands größter Vermittler für Immobilienfinanzierungen mit den Angeboten von mehr als 400 Banken, rechnet nicht mit weiter sinkenden Bauzinsen. „Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank wirkt sich nur bei den kurzfristigen Refinanzierungszinsen für Staatsanleihen aus. Auf die Langfristzinsen wie etwa für Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindungsfrist hat das keinen Effekt“, ist Haselsteiner überzeugt. Der Grund: Die Langfristzinsen kommen durch Angebot und Nachfrage am Anleihenmarkt zustande und richten sich hierzulande vor allem nach der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. „Der Zins für Bundesanleihen hängt aber vor allem von der Rolle Deutschlands in der Euro-Krise ab. Je mehr Zugeständnisse Kanzlerin Angela Merkel zur Rettung der Südeuropäer macht, die die Bonität Deutschlands schwächen, umso mehr werden die Renditen für Bundesanleihen steigen. Die 1,2 Prozent vor einigen Wochen und aktuell gezahlten Zinsen von 1,5 Prozent sind somit übertrieben niedrig und haben mit den Wirtschaftsdaten Deutschlands wenig zu tun. Ohne Euro-Krise müsste das normale Zinsniveau der Bundesanleihen eher bei vier Prozent liegen“. Haselsteiner rechnet daher für die nächsten Monate mit anhaltendem Druck zu steigenden Zinsen, in der Tendenz bis auf rund drei Prozent für die Bundesanleihen. Das sollte sich dann auch in steigenden Hypothekenzinsen niederschlagen.

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