Nullzinsen und Quantitative Easing führen zu keinem realen Wirtschaftswachstum, erhöhen dafür aber die Instabilität des Wirtschafts- und Finanzsystems weiter. Die Blase am US-Aktienmarkt wirkt inzwischen gefährlicher als jene vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007/2008. Und die Jahrtausendblase am Anleihemarkt könnte bereits geplatzt zu sein. Die späte Einsicht der Fed kommt möglicherweise zu spät. Sie könnte im Zusammenhang stehen mit den gigantischen Verlusten, die ihrem Portfolio aus US-Staatsanleihen drohen. Scott Minerd, Chefanlagestratege des US-Vermögensmanagers Guggenheim Partners, beziffert die unrealisierten Verluste der Fed allein aus dem Renditeanstieg in den drei Monaten bis August auf 192 Milliarden Dollar. Ein weiterer Renditeanstieg gefährdete jetzt das Eigenkapital der Fed in Höhe von 54 Milliarden Dollar. Nur noch 1,5 Prozent Ihrer Bilanzsumme ist mit Eigenkapital unterlegt. Die EZB kommt auf etwa 3,7 Prozent, die Bank of Japan auf knapp zwei Prozent. Eine Notenbank mit de facto insolventer Bilanz läuft Gefahr, zum Spielball der Märkte zu verkommen. Die eigene Währung wäre in ständiger Gefahr, was die Gefahr weiter steigender Zinsen zusätzlich erhöhte. Schwindet das Vertrauen in eine Notenbank und ihre Währung, bleibt als Alternative fast nur Gold. Das lehrt die Geschichte.
Die Geschichte zeigt auch, dass Gold schon immer abwanderte aus Regionen, in denen der Wohlstand abnimmt in solche, deren Wohlstand wächst. Viele Anleger fragen sich, wohin das viele Gold gewandert ist, das in den vergangenen Monaten aus den börsennotierten Goldfonds abgeflossen ist. Deren Bestände schmolzen seit Ende 2012 um 22 Millionen Unzen auf 62 Millionen Unzen zusammen. London ist das Zentrum des physischen Handels mit Goldbarren. Dort lagert auch das Gold der meisten Goldfonds in Form von Standardbarren à 400 Unzen (12,44 Kilo). Im ersten Halbjahr exportierte Großbritannien 25,6 Millionen Unzen in die Schweiz, fast neunmal so viel wie im gesamten Vorjahr. Da auf der Insel kein Gold gefördert wird, muss das Gold aus Londoner Tresoren gekommen sein. Einige Barren landeten in Schweizer Schließfächern, weil Investoren es dort besser vor staatlichem Zugriff geschützt wissen. Gold taucht schließlich in keinem Depotauszug mehr auf. Die Schweiz verfügt aber auch über die weltgrößten Raffineriekapazitäten für Gold. Und die waren schwer ausgelastet im ersten Halbjahr. Dort dürften sich viele der 12,44 Kilo schweren Barren aus London in kleinere Barren und Münzen verwandelt habe, für den Export nach Asien. So meldete Hongkong, wichtigster Umschlagplatz für Gold in Richtung Festlandchina, im ersten Halbjahr einen Anstieg der Importe aus der Schweiz um neun auf fast zwölf Millionen Unzen. Nach Indien dürfte die Schweiz etwa 3,2 Millionen Unzen mehr geliefert haben als vor einem Jahr.