Trendwende beim Preis Gold ist das bessere Geld

Nach dem Crash zeichnet sich beim Goldpreis jetzt die Trendwende ab. Der langfristige Bullenmarkt setzt sich fort. Als Vermögensschutz bleibt Gold unverzichtbar.

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Der Goldpreis steigt auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Quelle: REUTERS

Der drohende Flächenbrand im Nahen Osten und das allmählich wiederkehrende Investoreninteresse an den mit physischen Barren besicherten Goldfonds sowie Eindeckungen von Leerverkaufspositionen an der New Yorker Terminbörse Comex hievten den Goldpreis zu Wochenbeginn über die Marke von 1.400 Dollar pro Feinunze und damit auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten.

Die Bestände aller vom Börsendienst Bloomberg registrierten börsennotierten Goldfonds, die von ihrem Hoch am 20. Dezember 2012 bei 84,6 Millionen Unzen bis auf 62,595 Millionen Unzen am 8. August eingebrochen waren, sind zuletzt nicht mehr gefallen sondern leicht gestiegen um 160.000 Unzen auf aktuell 62,755 Millionen Unzen.

Die Goldpreisprognosen der ängstlichen Analysten
Goldbarren Quelle: dpa
Goldman SachsDer Goldpreis wird im kommenden Jahr wahrscheinlich um mindestens 15 Prozent sinken. Zu dieser Einschätzung kommen die Analysten von Goldman Sachs in einer Studie. Sie sehen trotz eines beschleunigten US-Wirtschaftswachstums erhöhte Abwärtsrisiken für Rohstoffe. Die Preise für Gold, Kupfer und Sojabohnen werden demnach auf das niedrigste Niveau seit 2010 sinken. Die Goldman-Sachs-Analysten gehen beim Goldpreis von einem Rückgang bis Ende nächsten Jahres auf 1050 Dollar je Unze aus. Stand: 22. November 2013 Quelle: REUTERS
Die Schweizer Bank UBS prognostiziert im Jahresdurchschnitt für 2013 einen Goldpreis von 1396 Dollar je Unze. 2014 soll dann ein Durchschnittspreis von 1435 Dollar je Unze erreicht werden. Damit nahm die Bank ihre Prognose für das laufende Jahr um neun und für das kommende Jahr um zehn Prozent zurück. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
Morgan StanleyFür 2013 geht die US-Bank nun von 1409 Dollar je Unze aus, nachdem es zuvor noch 1487 Dollar gewesen waren. Für 2014 rechnen sie mit 1313 Dollar je Unze, zuvor waren es 1563 Dollar. Für 2015 nahmen sie die Prognose von 1450 auf 1300 Dollar zurück. Stand 25. Juni 2013 Quelle: dapd
HSBCDie größte Bank der Welt senkte ihre Prognose für den Goldpreis auf einen Jahresdurchschnitt von 1396 Dollar je Unze in 2013 und 1435 Dollar für 2014. Damit senkte sie ihre alten Prognosen um neun bzw. zehn Prozent. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
RBC Capital  Prognose am 1. Januar: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 1. Januar: 1675 Dollar / Unze) Prognose am 11. April: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 11. April: 1561 Dollar / Unze)Prognose am 28. Mai: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 28. Mai: 1383 Dollar / Unze)  Alle Prognosen beziehen sich auf den erwarteten Goldpreis im vierten Quartal 2013. Quelle: Bloomberg; Stand: 28. Mai Quelle: REUTERS
Danske Bank Quelle: PR

Am 9. Juli entsprachen die von der US-Terminmarktaufsicht CFTC erfassten Leerverkaufspositionen nicht gewerblicher Marktteilnehmer, vulgo Spekulanten, an der New Yorker Terminbörse Comex einer Goldmenge von 14,4 Millionen Unzen. So viel Gold wurde von Spekulanten noch nie zuvor leer verkauft. Nur ist der Goldpreis seither nicht gefallen, sondern hat sich erholt, von seinem Jahrestief bei 1180,57 Dollar pro Unze um fast 20 Prozent auf aktuell 1411,80 Dollar. Der Preisanstieg zwingt Spekulanten jetzt, ihre Shortpositionen einzudecken. Dieser Prozess dürfte noch nicht vorbei sein. Denn noch immer entspricht die Anzahl der spekulativen Shortpositionen an der Comex einer Goldmenge von gut neun Millionen Unzen, dreimal so viel wie Ende 2012.

Just zu diesem Zeitpunkt begann Goldman Sachs, den Goldboom für tot zu erklären. So gesehen hätten Goldanleger gewarnt sein müssen. Zwar war die Begründung dünn: Die Wirtschaft in den USA erhole sich schneller als erwartet, die Notenbank Fed werde ihre Anleihenkäufe deshalb beenden. Entsprechend sei ein steigender Realzins wahrscheinlich. Gold, das keine Zinsen bringt, werde unattraktiv. Goldman riet Kunden, Gold zu verkaufen und auf fallende Preise zu setzen. Goldman Sachs ist nicht die Volksbank Bautzen. Die Aussagen der Investmentbank wurden global gehört.

Die wichtigsten Fakten zu Gold

Trotzdem war der Goldpreis-Crash keine Folge schwacher Nachfrage nach Barren oder Münzen. Auch die börsennotierten Goldfonds taugen nur bedingt als Erklärung. Beschleunigt hatte sich die Rückgabewelle Mitte Februar. Sie aber war die Folge einer zuvor am am Terminmarkt einsetzenden Preisschwäche, nicht Auslöser.

Gold geht nie pleite

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Aktien waren 2012 der Renner an der Börse. Trotzdem griff gerade einmal jeder fünfte deutsche Anleger zu den Anteilsscheinen. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes, die das Anlageverhalten der Deutschen untersuchte. Handelsblatt Online zeigt, wo die Deutschen 2012 ihr Geld investierten und welche Anlageprodukte die Anleger dieses Jahr im Visier haben. Quelle: gms
Senioren sind Top-AnlegerDer Anteil der Deutschen, die 2012 einen nennenswerten Geldbetrag angelegt haben, steigt mit zunehmenden Alter erkennbar an. Im Gesamtdurschnitt gibt mit 54 Prozent etwas mehr als die Hälfe der Befragten an, über entsprechende Finanzanlagen zu verfügen. Unter den Frauen beträgt der Anteil 53 Prozent, unter den Männern 55 Prozent. Mit 47 Prozent bilden Anleger im Alter von 18 bis 39 Jahren die kleinste Anlegergruppe. Die größte Gruppe bilden mit 65 Prozent Anleger ab 60 Jahren. Quelle: gms
Freud und Leid bei den AnlegernTrotz eines weiteren Euro-Krisenjahr stieg der Dax 2012 auf ein neues Allzeithoch. Auf das gesamte Jahr hochrechnet legte der Leitindex um gut 30 Prozent zu. Knapp die Hälfte (48 Prozent ) der deutschen Anleger zeigte sich trotz der guten Kursentwicklung mit der Werteentwicklung ihrer Finanzanlage unzufrieden. Quelle: dpa
Festgeld und Tagesgeld besonders beliebtIm laufenden Jahr 2012 waren bei den deutschen Anlegern Festgeld und Tagesgeld die beliebtesten Anlageprodukte. Obwohl der Dax in diesem Jahr um rund 30 Prozent zulegte, rangieren börsennotierte Finanzprodukte erst deutlich danach. Gerade einmal jeder fünfte Deutsche investierte sein Geld in Aktien. Darauf folgten Immobilien mit knapp 17 Prozent. Das in der Krise besonders beliebte Anlageobjekt Gold, war mit gerade einmal neun Prozent ebenfalls auf den hinteren Plätzen. Quelle: gms
Frauen mögen Festgeld und meiden AktienWährend Frauen tendenziell stärker in Festgeld sowie Tagesgeld investiert sind, meiden sie Aktienanlagen noch in stärkerem Maße als Männer. Bei Fonds sind hingegen nur geringfügige, bei Immobilien, Gold und anderen Edelmetallen sogar überhaupt keine Unterschiede im Anlageverhalten von Männern und Frauen feststellbar. Quelle: dpa
Potenzial für Immobilien und GoldNeben Festgeld und Tagesgeld würden die Verbraucher 2013 auch stärker in Immobilien, Gold und andere Edelmetalle investieren, wenn sie einen größeren Geldbetrag dafür zur Verfügung hätten. Den größten Zuwachs im Vergleich zu 2012 erleben Immobilien. 46 Prozent aller deutschen Anleger würden sich ein Haus oder eine Wohnung anschaffen. 2012 investierten gerade einmal 17 Prozent in Immobilien. Auch die Krisenwährung Gold ist 2013 deutlich beliebter. Knapp 30 Prozent der deutschen Anleger würden sich größere Goldbestände zulegen. Quelle: obs
Geringe Risikobereitschaft bei der AnlageTrotz des derzeit allgemein niedrigen Zinsniveaus können sich nur neun Prozent der Anleger vorstellen, bei künftigen Finanzanlagen mit einer höheren Risikobereitschaft gegebenenfalls eine höhere Renditen zu erzielen. Mit 91 Prozent legt die Mehrheit der deutschen Sparer einen großen Wert auf Sicherheit. Quelle: gms

Abgesehen davon, dass die USA auch in Sachen Gold nicht mehr der Nabel der Welt sind - die wichtigsten Märkte sind Indien und China, wo die physischen Goldkäufe nach dem Preisrutsch sprunghaft in die Höhe schnellen - , steht nirgendwo in Stein gemeißelt, warum Gold bei steigenden Realzinsen unbedingt gemieden werden muss. Schließlich ist der Zins immer auch ein Maßstab für Bonität. Entsprechend signalisieren steigende Zinsen eine schwächere Bonität und ein höheres Ausfallrisiko von Schuldnern. Gold geht nie pleite.

Spürbar anziehende Realzinsen signalisieren im aktuellen Umfeld zudem einen Kontrollverlust der Notenbanken über die Anleihenmärkte. Zentralbanken in den USA, Japan und Europa können es sich nicht erlauben, einen spürbaren Zinsanstieg zuzulassen, wenn sie keinen Zusammenbruch ihrer überschuldeten Volkswirtschaften riskieren wollen. Sie versuchen, die Marktzinsen zu drücken indem sie immer größere Mengen Anleihen aufkaufen.

Hätten die Notenbanken ihr Ziel damit tatsächlich erreicht, und die Wirtschaft wäre kräftig angesprungen, dann wäre das Inflationsrisiko gestiegen. Das aber hätte eher zusätzliche Goldnachfrage ausgelöst.

Welche Länder die meisten Gold- und Devisenreserven haben

Doch Nullzinspolitik und Anleihekäufe haben, wenn überhaupt, nur einen geringen Einfluss auf das reale Wirtschaftswachstum. Das räumte jüngst gar die Federal Reserve Bank of San Francisco ein. Eine späte Erkenntnis. Die US-Notenbank nahm in den vergangenen vier Jahren Staats- und Hypothekenpapiere in Höhe von 16 Prozent der amerikanischen Wirtschaftsleistung auf die eigene Bilanz. Zugleich wuchs die US-Wirtschaft seit dem Amtsantritt von Präsident Barack Obama im Januar 2009 real nur um 1,075 Prozent pro Jahr – von einem selbst tragenden Konjunkturaufschwung keine Spur. Nur die Reichen wurden noch reicher. Während sich das Bruttoinlandsprodukt der USA seit dem Börsentief im März 2009 absolut um etwa 2,3 Billionen Dollar erholt hat, legte der Marktwert der an US-Börsen notierten Unternehmen um rund 12,3 Billionen Dollar zu. Gleichzeitig türmte Obama immer mehr Schulden auf, allein in seiner ersten Amtszeit mehr als alle seine 42 Amtsvorgänger zusammen.

Auch in Japan scheitert gerade die im April gestartete Extremvariante von QE. Die Bank of Japan will Summen mobilisieren, die etwa 25 Prozent der japanischen Wirtschaftsleistung entsprechen. Erstes Zwischenergebnis: Das reale Wachstum im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal erreichte magere 0,6 Prozent. Die japanische Industrieproduktion ging im Juni gegenüber Mai gar um 3,3 Prozent zurück. Die deflatorischen Kräfte aus der Überschuldung sind offenbar stärker.

Fast nur Gold als Alternative

Taugt Gold als Krisenwährung?
1980Zu Beginn des Jahres 1980 steigt der Goldpreis erstmalig auf 850 US-Dollar (inflationsbereinigt 2.100 US-Dollar). Steigende Ölpreise und die damit verbundene hohe Inflation, der sowjetische Einmarsch in Afghanistan und die Revolution in Iran sorgen weltweit für Verunsicherung.Goldpreis am Ende des Jahres: 589,8 US-Dollar 392,4 Euro 119.823,1 Yen 246,7 Pfund 1.047,8 Schweizer Franken Quelle: ap
1997Die Finanz- und Wirtschaftskrise der Tigerstaaten von 1997-1998 (Asienkrise) ließ einen Großteil Asiens in eine Rezession verfallen. Gründe für die Krise waren exzessive Kreditaufnahme und maßlose Investitionen der Tigerstaaten. Die asiatischen Banken nahmen Kredite in US-Dollar auf und vergaben Kredite in inländischen Währungen. Das ging aber nur so lange gut, so lange der Dollar gegenüber dem Yen und anderen asiatischen Währungen schwach war. Als der Dollar ab 1995 anfing aufzuwerten, hatten die asiatischen Institute Probleme ihre Schulden zurückzuzahlen. Als die Gläubiger dies witterten zogen, sie ihr Kapital im großen Stil aus Asien ab, was wiederum die asiatischen Währungen schwächte. Eine sich selbst verstärkende Kapitalflucht ließ die Wirtschaft der Tigerstaaten einknicken.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,2 US-Dollar 266,1 Euro 37.733Yen 176,4 Pfund 423,3 Schweizer Franken Quelle: ap
1998Wirtschaftliche Probleme kamen in Russland bereits nach der Asienkrise 1997 auf. Doch als dann 1998 massiv Kapital, unter anderem auch von asiatischen Investoren, abgezogen wurde, brach die Wirtschaft Russlands endgültig ein. Der Rubel geriet massiv unter Druck und Unternehmen konnten ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen, weil sie für die Waren kein Geld mehr bekamen. Der Großteil der Bürger konnte keine Steuern mehr zahlen. Folge: Russland wurde zahlungsunfähig. In den USA erholt sich dagegen die Wirtschaft und die Inflation des US-Dollars lässt nach. Dies drückte in den vorangegangenen Jahren den Goldpreis deutlich nach unten.Goldpreis am Ende des Jahres: 287,8 US-Dollar 245,1 Euro 32.463,8 Yen 173,0 Pfund 395,3 Schweizer Franken Quelle: Reuters
1999Gordon Brown verkaufte von 1999 bis 2002 systematisch einen Großteil der Goldbestände Großbritanniens - und das obwohl der Goldpreis bei einem 20-Jahres-Tief lag. Zu der Zeit war er noch Schatzkanzler. Als er später Premierminister wurde, holte ihn die Vergangenheit ein: er erntete viel Kritik wegen der Goldverkäufe. Doch eine Schädigungsabsicht konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Großbritannien sind durch die Auktionen, verglichen mit dem heutigen Goldpreis, mehr als sieben Milliarden Dollar entgangen -der Goldpreis hat sich seit dem vervierfacht Brown wird deshalb vorgeworfen Großbritannien bewusst geschädigt zu haben. Zumal er die Verkäufe im Vorfeld ankündigte, was den Preis bereits vor der Auktion fallen ließ und ihm eine schlechte Verhandlungsposition einräumte. Es gibt Gerüchte, dass Brown vor der Einführung des Euro mithelfen wollte den Goldpreis zu drücken. Diese These konnte aber bisher niemand beweisen. Insgesamt verkaufte Gordon Brown 395 von 715 Tonnen. Die Zeit wird in England als „Gordon Bottom“ bezeichnet. Bis heute ist dieses Kapitel nicht endgültig durchleuchtet - die Motivation Browns bleibt damit ein Rätsel.Goldpreis am Ende des Jahres: 290,3 US-Dollar 289,6 Euro 29.708 Yen 180,1 Pfund 464,6 Schweizer Franken Quelle: dapd
2000Im März des neuen Jahrtausends platzte die Dotcom-Blase. Anleger waren die Jahre zuvor nahezu versessen in Aktien von Internetunternehmen. Firmen mit nur einem PC und einem Büro hatten plötzlich einen höheren Börsenwert, als Firmen mit ganzen Lagerhallen, die materielle Güter produzierten. Grund war die Annahme, dass ein neues Zeitalter angebrochen sei: die New Economy. Man dachte, dass Produktion und Material weniger wert würden und Ideen das Gut der Zukunft seien. Aktien von Internet-Start-Ups waren deshalb teurer, als die von Traditionsunternehmen. Doch der Irrtum flog auf, als die ersten Internetfirmen Insolvenz anmeldeten und Anleger scharenweise aus Internetaktien flüchteten und die Blase zum platzen brachten. Der Goldpreis fiel in den Neunzigerjahren stetig. Vor allem wegen der guten wirtschaftlichen Entwicklung (auch dank der New Economy) der USA von 1994 bis 2001. Anleger misstrauten Aktien nach der Dotcom-Blase und begannen in ein altbewährtes Gut zu investieren: Gold. Der Goldpreis wird seitdem rapide steigen.Goldpreis am Ende des Jahres: 274,5 US-Dollar 292,3 Euro 31.342 Yen 183,7 Pfund 444,7 Schweizer Franken Quelle: ap
2001Am 11. September 2001 stürzten wegen eines Terroranschlags die Zwillingstürme des World-Trade-Centers ein. Die westliche Welt wurde grundlegend erschüttert und das Sicherheitsgefühl vieler Menschen zerstört. Die wachsende Unsicherheit schlug sich auch im Goldpreis nieder, der seit 2001 nur noch eine Richtung kannte: aufwärts. Für den ständig ansteigenden Goldpreis ist auch die Geldpolitik der USA verantwortlich, die mit ihrer Politik des billigen Geldes seit 2000 die Finanzmärkte mit Geld überflutete. Grund war der Versuch das Leistungsbilanzdefizit durch eine Entwertung des Dollars zu reduzieren. Folge des billigen Geldes war, dass Finanzinstitute exzessiv (Immobilien-)Kredite vergaben und diese Privatschulden schließlich an Investoren weiterverkauften - die perfekte Blase wuchs und wuchs, bis sie schließlich 2007 platzte.Goldpreis am Ende des Jahres: 276,5 US-Dollar 310,5 Euro 36.238 Yen 190 Pfund 459,1 Schweizer Franken Quelle: dpa
2008Am 15.September 2008 beantragte die US-Bank Lehman Brothers das Insolvenzverfahren. Da die US-Regierung vorher bereits drei großen Banken geholfen hatte, tat sie dies bei Lehman nicht mehr. Die Pleite blieb nicht ohne Folgen: Banken fingen an sich gegenseitig kein Geld mehr zu leihen, Anleger zogen ihr Geld von Banken ab. Die Finanzkrise, die 2007 als Immobilienkrise begann, spitzte sich daraufhin weiter zu.Goldpreis am Ende des Jahres: 869,8 US-Dollar 625,7 Euro 78.842 Yen 604,9 Pfund 925,7 Schweizer Franken Quelle: dapd

Nullzinsen und Quantitative Easing führen zu keinem realen Wirtschaftswachstum, erhöhen dafür aber die Instabilität des Wirtschafts- und Finanzsystems weiter. Die Blase am US-Aktienmarkt wirkt inzwischen gefährlicher als jene vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2007/2008. Und die Jahrtausendblase am Anleihemarkt könnte bereits geplatzt zu sein. Die späte Einsicht der Fed kommt möglicherweise zu spät. Sie könnte im Zusammenhang stehen mit den gigantischen Verlusten, die ihrem Portfolio aus US-Staatsanleihen drohen. Scott Minerd, Chefanlagestratege des US-Vermögensmanagers Guggenheim Partners, beziffert die unrealisierten Verluste der Fed allein aus dem Renditeanstieg in den drei Monaten bis August auf 192 Milliarden Dollar. Ein weiterer Renditeanstieg gefährdete jetzt das Eigenkapital der Fed in Höhe von 54 Milliarden Dollar. Nur noch 1,5 Prozent Ihrer Bilanzsumme ist mit Eigenkapital unterlegt. Die EZB kommt auf etwa 3,7 Prozent, die Bank of Japan auf knapp zwei Prozent. Eine Notenbank mit de facto insolventer Bilanz läuft Gefahr, zum Spielball der Märkte zu verkommen. Die eigene Währung wäre in ständiger Gefahr, was die Gefahr weiter steigender Zinsen zusätzlich erhöhte. Schwindet das Vertrauen in eine Notenbank und ihre Währung, bleibt als Alternative fast nur Gold. Das lehrt die Geschichte.

Die Geschichte zeigt auch, dass Gold schon immer abwanderte aus Regionen, in denen der Wohlstand abnimmt in solche, deren Wohlstand wächst. Viele Anleger fragen sich, wohin das viele Gold gewandert ist, das in den vergangenen Monaten aus den börsennotierten Goldfonds abgeflossen ist. Deren Bestände schmolzen seit Ende 2012 um 22 Millionen Unzen auf 62 Millionen Unzen zusammen. London ist das Zentrum des physischen Handels mit Goldbarren. Dort lagert auch das Gold der meisten Goldfonds in Form von Standardbarren à 400 Unzen (12,44 Kilo). Im ersten Halbjahr exportierte Großbritannien 25,6 Millionen Unzen in die Schweiz, fast neunmal so viel wie im gesamten Vorjahr. Da auf der Insel kein Gold gefördert wird, muss das Gold aus Londoner Tresoren gekommen sein. Einige Barren landeten in Schweizer Schließfächern, weil Investoren es dort besser vor staatlichem Zugriff geschützt wissen. Gold taucht schließlich in keinem Depotauszug mehr auf. Die Schweiz verfügt aber auch über die weltgrößten Raffineriekapazitäten für Gold. Und die waren schwer ausgelastet im ersten Halbjahr. Dort dürften sich viele der 12,44 Kilo schweren Barren aus London in kleinere Barren und Münzen verwandelt habe, für den Export nach Asien. So meldete Hongkong, wichtigster Umschlagplatz für Gold in Richtung Festlandchina, im ersten Halbjahr einen Anstieg der Importe aus der Schweiz um neun auf fast zwölf Millionen Unzen. Nach Indien dürfte die Schweiz etwa 3,2 Millionen Unzen mehr geliefert haben als vor einem Jahr.

Die Bedeutung von Gold

Die Länder mit den größten Goldreserven
Platz 10: Indien Quelle: REUTERS
Platz 9: Die Niederlande Quelle: REUTERS
Platz 8: Japan Quelle: REUTERS
Platz 6: Schweiz Quelle: AP
Platz 7: Russland Quelle: dpa-tmn
Platz 5: China Quelle: dapd
Platz 4: Frankreich Quelle: dapd

Die Reiseroute des Goldes bestätigt die Geschichte. Insgesamt schnellte die Nachfrage in China im ersten Halbjahr gar um 54 Prozent auf 22,7 Millionen Unzen nach oben. In Indien, etwa gleichauf mit China der wichtigste Goldabsatzmarkt der Welt, hat zwar die Regierung zur Verbesserung der Leistungsbilanz die Importsteuern auf Gold mehrfach erhöht und zuletzt gar ein Importverbot für Münzen und Medaillen verhängt. Das aber bisher ohne spürbar dämpfenden Einfluss. Wegen der hohen Inflation von rund zehn Prozent bleibt Gold auf dem Subkontinent weiter begehrt. Statt über offizielle Kanäle kommt das Gold jetzt nur vermehrt illegal ins Land.

Gold wurde zuletzt gar knapp für jene, die Gold, ohne es tatsächlich zu besitzen, leer verkauft hatten in der in der Hoffnung auf einen weiter fallenden Goldpreis und sich jetzt eindecken müssen. Für sofort verfügbare Ware mussten sie zwischenzeitlich gar Aufschläge gegenüber dem Preis für Lieferansprüche in ein paar Monaten zahlen. Besonders auffällig ist der Markt für Goldleihegeschäfte. Hier wird physisches Gold geliehen und verliehen. Große Goldbesitzer wie etwa Zentralbanken verleihen zinsloses Gold gegen Dollar. Weil sie Dollar verzinst anlegen können, zahlen sie dem Goldleiher einen Zins, die so genannte Gold Forward Offered Rate (GOFO). Normalerweise liegt dieser Zins über dem US-Leitzins, ist also positiv. Doch seit Anfang Mai ist die GOFO für kurze Laufzeiten negativ. Somit muss der Goldleiher dem Goldverleiher eine Prämie bezahlen.

Physisches Gold wird offenbar dringend gesucht dem Dollar vorgezogen. Negativ war die GOFO zuletzt Anfang 2001 und im September 2008. 2001 gab diese Goldmarktanomalie den Startschuss für den aktuellen Goldbullenmarkt und 2008 das Signal für die Wiederaufnahme des Aufwärtstrends. Gleiches sollte jetzt wieder passieren. Wer nicht darauf setzen will und in der aktuellen Erholung sein Gold lieber abstoßen will, sollte auch auf die letzte große Hausse schauen. Zwischen 1974 und 1976 halbierte sich der Goldpreis. Anleger, die damals das Handtuch warfen, verpassten danach den besten Teil der Hausse. Denn anschließend kletterte der Goldpreis bis Januar 1980 um 700 Prozent. Auch jetzt könnte Gold also nur Schwung holen für einen Preisanstieg auf neue Rekordhöhen.

Goldanleger sollten zudem nicht vergessen, dass die Bedeutung von Gold ohnehin weniger in seinem Preis liegt, als in seinem Besitz. Das zumindest wird die Zukunft gewiss zeigen.

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