Trotz Nullzins Sparer halten Tagesgeld die Treue

Trotz Nullzinsen sind die Zuflüsse auf Tagesgeldkonten um ein Vielfaches höher als vor der Finanzkrise. Aus Mangel an Alternativen schwören Sparer auf die einfache Anlage. Dabei senken einige Banken erneut die Zinsen.

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Wer noch Zinsen erwirtschaften will, muss genau kalkulieren. Quelle: gms

Geld in den Tresor? Auch wenn große Banken wie die Commerzbank offenbar darüber nachdenken, größere Mengen an Bargeld statt bei der Europäischen Zentralbank (EZB) im eigenen Tresor zu lagern, tragen deutsche Sparer ihr Erspartes weiterhin fleißig zur Bank. Laut einer Analyse der Beratung Barkow Consulting sind die Zuflüsse auf Tagesgeldkonten aktuell mehr als vier mal so groß wie vor der Finanzkrise.

Insgesamt horten die Deutschen aktuell mehr als 1,1 Milliarden Euro in Form von Tagesgeld, jedes Jahr kommen durchschnittlich 63 Millionen Euro dazu.

Obwohl Tagesgeld kaum noch Zinsen bringt, schwören Anleger weiter darauf. Langfristig nehmen sie damit in Kauf, dass ihre Ersparnisse immer weniger werden. Das Problem entstünde vor allem, wenn die Inflation in den kommenden Monaten etwas steigen würde. Unwahrscheinlich ist das nicht, denn der Ölpreis steigt langsam und allein durch den Basiseffekt steigen dann auch die Inflationsraten.

Geldpolitik der EZB: Belastungen durch Niedrigzinsen

Sparer fallen damit ihrer Hilflosigkeit zum Opfer. Aus Mangel an alternativen Anlageideen türmen sie ihr Geld weiterhin auf dem unrentablen Tagesgeldkonto. Dabei senken die Banken auch dort gnadenlos die Zinsen. Die ING Diba teilte am Freitag mit, sie werde die Zinsen auf ihr sogenanntes "Extrakonto" von 0,5 auf 0,35 Prozent senken.

Deshalb ist das beliebteste und vor allem am weitesten verbreitete Sparprodukt der Deutschen weiterhin das Girokonto. Laut einer Umfrage der comdirect unter 1600 Befragten legen 56 Prozent Geld auf einem Girokonto an. Ähnlich beliebt ist das Sparbuch, 54 Prozent der Befragten zahlen dort ihr Geld ein. Laut der Direktbank wird diese Form des Sparens besonders gerne genommen, wenn für die eigenen Kinder gespart wird.

Geldpolitik der EZB: Entlastungen durch Niedrigzinsen

Vier von zehn Befragten zahlen regelmäßig auf ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto ein, ein kleiner Teil investiert in Aktien. Erschreckend ist allerdings, dass demnach jeder zweite Deutsche gar nicht für seine Kinder spart. Die Sparbereitschaft korreliert laut comdirect mit dem Einkommen. Je höher das ist, desto eher wird etwas für den Nachwuchs zurückgelegt.

Aktien dagegen bleiben unbeliebt, auch die Turbulenzen an den Märkten zu Beginn des Jahres haben viele Aktienanleger verschreckt. Gerade einmal 13 Prozent der Anleger haben in Aktien investiert. Die Angst der Deutschen vor der Aktie hält auch in der Nullzinsphase an.

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