Übertriebene Regulierung Die Rendite ist wie festgenagelt

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Chancenlose Immobilienfonds

Nach der Lehman-Pleite im Jahr 2008 wollten viele Anleger auch aus Immobilienfonds auf einen Schlag ihr Geld abziehen.
Die Fonds waren jedoch nicht flüssig genug, viele wurden danach zwangsweise abgewickelt. Dabei gaben ihnen die Finanzaufseher starre Termine für den Verkauf aller Immobilien vor. So sollte der Degi Europa, ein damals 1,3 Milliarden Euro schwerer Anlageklassiker mit 90.000 Anlegern, nach dem Willen der Aufsicht innerhalb von drei Jahren alle Immobilien verkauft haben.

Mit den Verkäufen geriet der Fonds in den Sog der Griechenland- und Euro-Krise hinein. Als die Auflösung noch größerer Portfolios wie dem SEB ImmoInvest mit 135 Immobilien drohte, hatte die Aufsicht zwar erkannt, dass die drei Jahre zu knapp bemessen waren: Sie gewährte fünf. Doch auch das war ein sportliches Pensum für die Hausverkäufer, die sich auf eine langfristige Anlage eingestellt hatten. E

xperten sind überzeugt, dass Anleger schonender davongekommen wären, wenn die Aufsicht die Fonds nicht unter Zeitdruck gesetzt hätte. Im Schnitt mussten die Fonds Immobilien 15 Prozent unter dem Wert verkaufen, mit dem sie in den Büchern der Fonds standen. Noch deutlich schlimmer traf es Fonds in der ersten, nur dreijährigen Abwicklungsrunde, die oft mehr als die Hälfte der Anlegergelder verbrannten.

Mythen und Irrtümer der Immobilienfinanzierung
Kreditvertrag und Hausmodell Quelle: dpa
Ein Paar mit Makler (Symbolbild)
Sparkasse Quelle: dpa
500-Euro-Scheine Quelle: dpa
Handwerker Quelle: dpa
Jemand schnallt seinen Gürtel enger
Schild Zu verkaufen Quelle: dpa

Neue hohe Hürden für den Immobilienkauf

Seit diesem Frühjahr haben Immobilienkäufer Probleme, Kredit zu bekommen. Die Summe der neu vergebenen privaten Immobilienkredite fiel zwischen April und Juli um gut 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. 80 Prozent der Immobilienfirmen berichten laut Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen über Probleme ihrer Kunden durch die strengere Kreditvergabe.

Die Suche nach den Schuldigen führt über Brüssel nach Berlin. Es geht um die EU-Immobilien-Kreditrichtlinie, die jetzt in deutsches Recht umgesetzt worden ist. Sie ist gut gemeint, denn sie soll sicherstellen, dass Immobilienkäufer sich nur dauerhaft tragbare Kredite aufhalsen. Warum sie trotzdem nicht gut ist, schildert Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank: Die neuen Bedingungen haben eine „überzogen restriktive Wirkung“. Der deutsche Gesetzgeber sei „übers Ziel hinausgeschossen“.

Anders als früher dürfen Banken sich jetzt nicht mehr nach dem Wert der Immobilie, die als Sicherheit dient, richten, sondern müssen allein auf die Zahlungsfähigkeit der Schuldner achten. Für ihre Prognosen setzen sie das frei verfügbare Vermögen und absehbare Einkommen während der Tilgungsdauer an. Können Rentner einen Kredit nicht mehr in ihrer statistischen Lebensdauer tilgen, lehnt die Bank die Vergabe ab – selbst wenn es nur um Renovierungen geht und Erben später einspringen könnten. Bei Jüngeren achten Banken nun etwa auf mögliche Schwangerschaften. Auch ein befristeter Arbeitsvertrag kann ein Hindernis sein.

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