Umweltfreundlich investieren Gutes tun mit sauberer Rendite

Nachhaltige Geldanlagen haben sich unter Privatanlegern wie Anlageprofis etabliert. Aber nicht immer hält das Etikett Nachhaltigkeit, was es verspricht.

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Jute statt Plastik: Nicht alle Geldanlagen mit dem Etikett Nachhaltigkeit sind so ökologisch und ethisch unbedenklich, wie Anleger auf den ersten Blick vermuten Quelle: imago / steinach

Großbanken wie die Deutsche Bank oder ihre amerikanischen Wettbewerber wie JPMorgan machen auch fünf Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise Schlagzeilen mit ihren unsauberen Geschäftsmethoden. Sie sehen sich mit hohen Bußgeldern, Schadenersatzprozessen und Anfeindungen wegen ihrer Spekulationen am Markt für Lebensmittelrohstoffe konfrontiert. Jetzt haut auch noch Papst Franziskus in die gleiche Kerbe: Der Kapitalismus sei in seiner Wurzel ungerecht, äußerte sich das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem Lehrschreiben. Das mag vielen ökonomisch geschulten Menschen vielleicht zu weit gehen, dürfte aber durchaus die Stimmungslage in weiten Teilen der Bevölkerung treffen. Vor allem jener, die nach den Erfahrungen mit dem „Raubtierkapitalismus“ alternative Wege der Geldanlage suchen, die nachhaltigen und ethisch vertretbar sind. Nachhaltige Geldanlagen rücken seit Jahren zunehmend in den Fokus der Anleger und Sparer.

Wie grün sind die Dax-Konzerne?
WeGreen Ranking Quelle: dpa
InfineonDen letzten Platz im Nachhaltigkeits-Vergleich der DAX-Konzerne belegt der Halbleiterhersteller Infineon. Grund dafür ist vor allem, dass das Unternehmen auf die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts verzichtet. Unter anderem wegen der mangelnden Transparenz gibt es deshalb nur die Note 4,7. "Schlecht" heißt damit das Ergebnis. Der Tipp der Studienleiter: Eine verbesserte Nachhaltigkeitskommunikation wäre ratsam, um so offen und transparent mit den eigenen Herausforderungen und Problemen umzugehen. Quelle: dpa
ThyssenKrupp Quelle: dapd
Deutsche Bank Quelle: dapd
Fresenius Medical Care und Fresenius SE & Co. KgaA Quelle: dpa
RWE Quelle: dpa
Commerzbank Quelle: dpa

Doch wer dahinter einen boomenden Investmentmarkt vermutet, übersieht die Schattenseiten: Die nachhaltigen Geldanlagen haben seit Ausbruch der Finanzkrise starken Zulauf erfahren und die Anlagevolumina legen auch weiterhin zu. Doch der Zustrom an frischem Anlagekapital hält sich sehr in Grenzen. Die Nettozuflüsse nehmen laut Jörg Weber kaum noch zu. Weber ist Chefredakteur des auf nachhaltige Anlage spezialisierten Online-Magazins ECOreporter und mit der Schwestergesellschaft ECOeffekt zugleich Veranstalter der Messe für nachhaltige Geldanlage „Grünes Geld“. „In den zugelassenen Nachhaltigkeitsfonds stecken etwa 30 Milliarden Euro. Dass das Anlagevolumen wächst, liegt vor allem an den gestiegenen Börsenkursen“, kommentiert Weber Meldungen, nach denen die investierte Summe pro Jahr um zehn Prozent und mehr wächst. „Dennoch ist aus unserer Sicht der Markt noch längst nicht gesättigt. Vielmehr haben wir den Eindruck, dass die Anleger gerne in grüne Geldanlagen investieren würden, wenn ausreichend geeignete Produkte auf dem Markt wären.“

Mit gutem Gewissen investieren

Studien haben mittlerweile belegt, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht nur etwas für Idealisten ist. Sowohl den Unternehmen und ihren Mitarbeitern geht es dank ökologischer und ethischer Prinzipien dauerhaft besser, als auch den Anlegern, die ihr gutes Gewissen nicht per se mit einem Renditeverzicht bezahlen müssen. Generell, so Weber, könnten die guten grünen Geldanlagen ohne weiteres bei den Renditen mit klassischen Anlageprodukten mithalten. „Oft sind die Versprechen der Anbieter sogar zurückhaltender als bei konventionellen Anbietern. Dafür halten sie ihre Versprechen öfter“, ist Weber überzeugt. Studien haben das bestätigt.

Ökologische und ethisch unbedenkliche Alternativen

Neuer Rückschlag für Solarworld
SolarworldDer Bonner Solarmodulhersteller kommt nach seinem scharfen Kapital- und Schuldenschnitt vom Frühjahr nur langsam wieder in Tritt. Die konzernweite Absatzmenge sei im ersten Halbjahr nach vorläufigen Zahlen zwar um mehr als die Hälfte auf 357 Megawatt gestiegen, teilte Solarworld mit. Hierzu habe aber vor allem das Auslandsgeschäft beigetragen. In Deutschland sei der Markt weiter schwach. Das Umsatzziel für 2014 von mehr als 680 Millionen Euro werde deshalb wahrscheinlich nicht erreicht. In den ersten sechs Monaten wuchs der Konzernumsatz um 13 Prozent auf 228 Millionen Euro, blieb dabei aber leicht unter den Erwartungen des Unternehmens. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie bereinigt um Sondereffekte des internen Umbaus kam Solarworld auf einen leichten Gewinn von einer Million Euro (Vorjahreshalbjahr: -37 Millionen Euro). Ein insgesamt positives operatives Ergebnis erwartet das Unternehmen weiterhin für 2015. Mit der Restrukturierung hatte Solarworld seinen Schuldenberg um mehr als die Hälfte auf 427 Millionen Euro verringert. Dabei mussten Aktionäre und Gläubiger hohe Verluste hinnehmen. Erst vor kurzem hatte sich der Konzern mit einem wichtigen Rohstoff-Lieferanten auf neue Verträge geeinigt - musste im Gegenzug aber viel Geld in den Wind schreiben. Quelle: dpa
Nordex Der Windkraftanlagenbauer Nordex will seine Geschäfte in Südamerika ausbauen. Schon heute verkaufe Nordex vor allem in Uruguay mit einigem Erfolg, sagte Vorstandschef Jürgen Zeschky. Auch in Chile werde Nordex aktiv sein. „Diese Länder haben einen ungestillten Hunger nach Energie und zahlen für Strom aus heimischen Kraftwerken gutes Geld.“ In den USA habe sich Nordex dagegen bescheidene Ziele gesteckt. „Ich würde nicht so weit gehen, diese Strategie "Rosinen picken" zu nennen, aber dem härtesten Wettbewerb gehen wir so aus dem Weg“, sagte Zeschky. Der Umsatzanteil Amerikas liege bei 18 Prozent. Nach einem guten ersten Quartal hatte Nordex seine Prognose für 2014 zuletzt angehoben. Erwartet werden nun ein Auftragseingang von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro und ein Umsatz von 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro. Die Ebit-Marge für 2014 - also das Verhältnis von operativem Ergebnis und Umsatz - wird laut Zeschky 4 bis 5 Prozent betragen. Nordex werde sein Werk in Rostock für rund 25 Millionen Euro ausbauen, kündigte Zeschky an. Dort sind etwa 1400 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt wolle Nordex bis 2016 rund 50 Millionen Euro in seine Kerntechnologie „Rotorblatt“ investieren. Hintergrund sind die größeren Dimensionen der Rotorblätter und zugehörigen Werkzeuge, die den Umbau der bestehenden Produktionshallen notwendig machen. Quelle: dpa
SolarworldDie Sanierung ist planmäßig abgeschlossen, die Verluste sind eingedämmt (auf 427 Mio. Euro) - jetzt müssen nur noch die Umsätze wieder fließen. Der Photovoltaikkonzern Solarworld sieht sich nach dem drastischen Kapital- und Schuldenschnitt wieder gut aufgestellt. „Wir kommen nicht nur in ruhigeres Fahrwasser, wir nehmen auch massiv Fahrt auf“, sagte Konzernchef Frank Asbeck im Mai bei der Hauptversammlung des Unternehmens in Bonn. Solarworld profitiere von dem Einstieg des Emirats Katar sowie von der Übernahme von Fertigungskapazitäten von Bosch in Thüringen. Der Unternehmenschef geht von einem Wachstum des globalen Photovoltaikmarktes aus, mit einem Schwerpunkt in Asien und in den USA. Allein im ersten Quartal seien in den USA fast so viele Neuanlagen installiert worden wie in dem rückläufigen Markt Deutschland für das ganze Jahr 2014 erwartet wird. Quelle: dpa
SMA SolarSchlechter Start ins Jahr 2014: Im ersten Quartal stand beim operativen Ergebnis des Solar-Technikherstellers ein Minus von 22 Millionen Euro in den Büchern - nach einem Verlust von 8 Millionen Euro Anfang 2013. Zudem brach der Umsatz deutlich ein. Grund dafür seien zum einen Unsicherheiten in Europa wegen der Ukraine-Krise, aber auch Projektverschiebungen in Nordamerika und Währungsturbulenzen in Indien, heißt es offiziell von SMA Solar. Auf der Hauptversammlung 2014 wurde beschlossen, für das Geschäftsjahr 2013 keine Dividende auszuschütten. Große Probleme hat das Unternehmen aber schon länger. Der Weltmarktführer bei Photovoltaik-Wechselrichtern hatte 2013 einen Verlust von rund 67 Millionen Euro eingefahren - nach einem Gewinn von 75,1 Millionen Euro 2012. Mit weiteren Sparmaßnahmen will SMA Solar nun wieder in die Gewinnzone zurückkommen. Schon im Jahr 2013 hat der Wechselrichter-Hersteller seine Kosten um 180 bis 200 Millionen Euro gesenkt. Zudem will das Unternehmen in Zukunft neue Märkte erschließen und neue Produkte einführen. „Im besten Fall“, so Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon, soll 2014 ein Ergebnisplus von 20 Millionen Euro erreicht werden. Ende Mai gab SMA Solar bekannt, das Solar-Wechselrichter-Geschäft vom Mitbewerber Danfoss komplett zu kaufen und eine strategische Partnerschaft anzustreben. Quelle: dpa
SunwaysBeim Fotovoltaik-Unternehmen aus Konstanz läuft seit Ende April das offizielle Insolvenzverfahren. Der Insolvenzverwalter hat damit begonnen, den Konzern zu zerschlagen. Als ersten Schritt zur Liquidierung beantragte Sunways am 19. Mai den Widerruf der Börsenzulassung an der Frankfurter Wertpapierbörse beantragt. Gleichzeitig trat der Vorstandsvorsitzende Hoong Khoeng Cheong zurück. Das Geschäft mit Wechselrichtern und gebäudeintegrierter Photovoltaik hat bereits der chinesische Solarkonzern Shunfeng übernommen. 40 Mitarbeiter können deshalb ihren Arbeitsplatz behalten. Alle anderen hätten ihre Kündigung bereits erhalten, teilte ein Sprecher mit. Ende 2012 waren bei Sunways noch 265 Menschen beschäftigt. Die Aktionäre müssen davon ausgehen, bei der Insolvenz komplett leer auszugehen. Sunways schrieb seit Jahren rote Zahlen und wies hohe Verluste aus. Wie im Mai bekannt wurde, waren die Geschäfte des Unternehmens schon mehrere Monate vor der Zahlungsunfähigkeit fast völlig zum Erliegen gekommen. Bereits 2013 befand sich das Unternehmen einmal in einem vorläufigen Insolvenzverfahren, nachdem mehrere Banken dem Unternehmen Kredite in Millionenhöhe gekündigt hatten. Durch eine Vergleichsvereinbarung wurde das eigentliche Insolvenzverfahren damals jedoch abgewendet. Quelle: dpa
S.A.G. Solarstrom AGDie Solarkrise hat den Anlagenbauer in die Knie gezwungen. Das Unternehmen stellte am 13. Dezember 2013 einen Insolvenzantrag. Die Solarstrom AG kann nach Ansicht des Insolvenzverwalters aber gerettet werden. Mit einer Zerschlagung des Solarunternehmens sei derzeit nicht zu rechnen, teilte eine Firmensprecherin am 16. Mai am Rande einer Gläubigerversammlung mit. Die Sanierung und die Suche nach Investoren laufe positiv und werde fortgeführt, sagte Insolvenzverwalter Jörg Nerlich. Einzelheiten hierzu nannte er nicht. Nerlich erwartet den Angaben zufolge eine Insolvenzquote von rund 50 Prozent. Ob Aktionäre Geld zurück erhalten können, sei aber weiter offen. Das Freiburger Unternehmen mit heute rund 170 Mitarbeitern zählt zu den Pionieren der Solarbranche. Es war 1999 eine der ersten börsennotierten Solarfirmen in Deutschland. Quelle: dpa
ProkonDer Windkraftanlagen-Finanzierer hat im Januar beim Amtsgericht Itzehoe Insolvenz angemeldet. Das Verfahren wurde Anfang Mai eröffnet. Die Zukunft für die insgesamt rund 1300 Beschäftigten ist ungewiss. Gut 75.000 Anleger hatten dem Unternehmen über Genussrechte rund 1,4 Milliarden Euro anvertraut. Sie müssen sich auf schmerzvolle Verluste einstellen. Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin schätzt, dass sie zwischen 40 und 70 Prozent ihres investierten Kapitals verlieren werden. Das Geschäftsmodell des von Carsten Rodbertus 1995 gegründeten Windparkbetreibers stand seit langem in der Kritik. Quelle: dpa

Ökologische und ethisch unbedenkliche Alternativen zu den klassischen Anlageinstrumenten sind auch deshalb stärker in den Fokus institutioneller wie privater Investoren gerückt. Und Anleger werden je nach Geschmack und Risikoneigung fündig. Das fängt schon mit sicheren Zinsprodukten der nachhaltigen Banken an, bei denen die Gelder durch den Einlagensicherungsfonds der Banken geschützt sind. Wer über die Börse partizipieren wollte, kann aus rund 300 jederzeit handelbaren Investmentfonds auswählen. Für Anleger, die hohe Risiken nicht scheuen, gibt es schließlich auch noch Angebote für direkte Beteiligungen an Projekten, beispielweise über geschlossene Fonds oder Genussrechte für eine Investition in erneuerbare Energie aus Sonne, Wind und Wasser, Waldwirtschaft oder Mikrokreditfinanzierung. Im ersten Schritt muss es daher für den Anleger darum gehen, die eigene Risikoneigung und -tragfähigkeit zu bestimmen. Erst wer weiß, was und wie viel er zu riskieren bereit ist, sollte sich auf die Suche nach einem grünen Investment und dem passenden Anlagevehikel machen.

Sparprodukte nachhaltiger Banken

Vor allem für sicherheitsorientierte Anleger, die feste Zinsen ohne Verlustrisiko bevorzugen, hat sich das Angebot verbessert. Selbst die Sparkassen und Volksbanken haben mittlerweile oft klimafreundliche Sparprodukte im Angebot. Damit haben sie auf den starken Kundenzulauf bei den nachhaltigen Banken reagiert, die von der Abkehr vieler Kunden konventioneller Banken profitiert haben. Grüne Banken konnten ihre Kundenzahl dadurch jährlich im zweistelligen Prozentbereich steigern.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Einer Aufstellung der Verbraucherzentrale Bremen zufolge, bieten Bankensparbriefe und Sparpläne, die in erneuerbare Energien sowie in Energieeffizienz in Immobilien und Unternehmen investieren, feste Zinssätze zwischen zwei und drei Prozent – abhängig von Laufzeit und Kündigungssperrfristen und ohne Verlustrisiko. Die Ersparnisse sind sicher, weil sie über die gesetzliche Einlagensicherung und oft zusätzlich über die Sicherungssysteme der Bankenzusammenschlüsse vor einer Pleite des Geldinstituts geschützt sind. Bei den im engeren Sinne nachhaltigen Banken in Deutschland, also der Umweltbank, der GLS Bank, der Ethikbank der Volksbank Eisenberg, der Triodos Bank sowie den kirchlichen Banken sind die Zinsen mit maximal 2,5 Prozent zwar nicht ganz so hoch, dafür folgen die Anlagekriterien meist noch strengeren Kriterien für Nachhaltigkeit und ethisches Wirtschaften.

Offene Investment- und Indexfonds

Bei den einschlägigen Fondslösungen bleiben nachhaltige Geldanlagen mit einem Anteil von schätzungsweise zwei Prozent der insgesamt in Fonds investierten Gelder weiter eine Nische. Zwar etabliert, aber eben immer noch winzig. Hier hat sich in den vergangenen Jahren die Erkenntnis unter Anlegern durchgesetzt, dass Investoren mit ihrem grünen Geld genauso Schiffbruch erleiden können, wie mit klassischen Investments. Jüngstes Negativbeispiel ist die Solarenergiebranche. Investoren steckt das grandiose Scheitern diverser Solarzellenhersteller noch in den Knochen.

Klumpenrisiken vermeiden

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Aktien waren 2012 der Renner an der Börse. Trotzdem griff gerade einmal jeder fünfte deutsche Anleger zu den Anteilsscheinen. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes, die das Anlageverhalten der Deutschen untersuchte. Handelsblatt Online zeigt, wo die Deutschen 2012 ihr Geld investierten und welche Anlageprodukte die Anleger dieses Jahr im Visier haben. Quelle: gms
Senioren sind Top-AnlegerDer Anteil der Deutschen, die 2012 einen nennenswerten Geldbetrag angelegt haben, steigt mit zunehmenden Alter erkennbar an. Im Gesamtdurschnitt gibt mit 54 Prozent etwas mehr als die Hälfe der Befragten an, über entsprechende Finanzanlagen zu verfügen. Unter den Frauen beträgt der Anteil 53 Prozent, unter den Männern 55 Prozent. Mit 47 Prozent bilden Anleger im Alter von 18 bis 39 Jahren die kleinste Anlegergruppe. Die größte Gruppe bilden mit 65 Prozent Anleger ab 60 Jahren. Quelle: gms
Freud und Leid bei den AnlegernTrotz eines weiteren Euro-Krisenjahr stieg der Dax 2012 auf ein neues Allzeithoch. Auf das gesamte Jahr hochrechnet legte der Leitindex um gut 30 Prozent zu. Knapp die Hälfte (48 Prozent ) der deutschen Anleger zeigte sich trotz der guten Kursentwicklung mit der Werteentwicklung ihrer Finanzanlage unzufrieden. Quelle: dpa
Festgeld und Tagesgeld besonders beliebtIm laufenden Jahr 2012 waren bei den deutschen Anlegern Festgeld und Tagesgeld die beliebtesten Anlageprodukte. Obwohl der Dax in diesem Jahr um rund 30 Prozent zulegte, rangieren börsennotierte Finanzprodukte erst deutlich danach. Gerade einmal jeder fünfte Deutsche investierte sein Geld in Aktien. Darauf folgten Immobilien mit knapp 17 Prozent. Das in der Krise besonders beliebte Anlageobjekt Gold, war mit gerade einmal neun Prozent ebenfalls auf den hinteren Plätzen. Quelle: gms
Frauen mögen Festgeld und meiden AktienWährend Frauen tendenziell stärker in Festgeld sowie Tagesgeld investiert sind, meiden sie Aktienanlagen noch in stärkerem Maße als Männer. Bei Fonds sind hingegen nur geringfügige, bei Immobilien, Gold und anderen Edelmetallen sogar überhaupt keine Unterschiede im Anlageverhalten von Männern und Frauen feststellbar. Quelle: dpa
Potenzial für Immobilien und GoldNeben Festgeld und Tagesgeld würden die Verbraucher 2013 auch stärker in Immobilien, Gold und andere Edelmetalle investieren, wenn sie einen größeren Geldbetrag dafür zur Verfügung hätten. Den größten Zuwachs im Vergleich zu 2012 erleben Immobilien. 46 Prozent aller deutschen Anleger würden sich ein Haus oder eine Wohnung anschaffen. 2012 investierten gerade einmal 17 Prozent in Immobilien. Auch die Krisenwährung Gold ist 2013 deutlich beliebter. Knapp 30 Prozent der deutschen Anleger würden sich größere Goldbestände zulegen. Quelle: obs
Geringe Risikobereitschaft bei der AnlageTrotz des derzeit allgemein niedrigen Zinsniveaus können sich nur neun Prozent der Anleger vorstellen, bei künftigen Finanzanlagen mit einer höheren Risikobereitschaft gegebenenfalls eine höhere Renditen zu erzielen. Mit 91 Prozent legt die Mehrheit der deutschen Sparer einen großen Wert auf Sicherheit. Quelle: gms

Nach der Pleitewelle der Solarbranche mussten viele kleine Investmentfonds mangels Volumen zusammengelegt beziehungsweise geschlossen werden, die übrigen entwickelten sich schlecht. Jörg Weber zufolge sind die Anleger gegenüber Investmentfonds dadurch spürbar misstrauischer geworden. „Für Anleger ist es schwierig, gute Anlageprodukte zu finden  - auch weil der Markt auf Jahre von den erneuerbaren Energien geprägt war. Ich schätze, dass 80 Prozent der Investments auf diesen Bereich entfallen sind. Dieser Motor für grüne Geldanlagen ist nun fast abgewürgt“, konstatiert er. Auch Thomas Pfister, Experte für nachhaltige Geldanlagen bei der Verbraucherschutzzentrale NRW, sieht hier viel verbrannte Erde. „Viele Anleger denken, dass sie mit Investments in erneuerbare Energien wegen der staatlich garantierten Einspeisevergütung nichts falsch machen können. Für risikoscheue Anleger sind diese Anlagen aber aufgrund der langen Laufzeiten und er damit verbundenen Unsicherheiten nicht unbedingt geeignet“, sagt er. „Was früher die Schiffsfonds oder Medienfonds waren, sind seit dem Beschluss der Energiewende die Erneuerbaren-Energien-Fonds“, ist Pfister überzeugt.

Nachhaltige ETF

Anleger tun dennoch bei ihren nachhaltigen Investments gut daran, ihr Geld auf diverse Unternehmen, Branchen und Länder zu streuen, um Klumpenrisiken zu vermeiden – und dafür bieten sich neben den Sparprodukten der nachhaltigen Banken nun mal vor allem Fondsprodukte an. Dabei sind zugelassene, offene Investmentfonds in jedem Fall zu bevorzugen, weil durch ihre Rechtsform die Gelder der Anleger vor einer Insolvenz des Fondsanbieters geschützt sind. Außerdem sind die Anteile jederzeit wieder veräußerbar, ein Einstieg ist zudem schon ab einem Betrag von 25 Euro möglich. Allerdings sollten Investoren die Kosten der Fonds im Blick behalten: Ausgabeaufschläge, Depot- und Verwaltungskosten oder von der Kursentwicklung abhängige Gebühren zehren schnell einen erheblichen Teil der erzielten Gewinne wieder auf. Alternativ können Anleger in kostengünstige börsengehandelte Indexfonds (ETF)  investieren, die verschiedene Nachhaltigkeitsindizes der Börsen einfach nachbilden, etwa den Natur-Aktien-Index (NAI) oder den Dow Sustainability Index.

Nachteil dieser Fondslösungen: Die Anlagekriterien unterscheiden sich sehr stark. So ist etwa Starbucks jüngst aus dem NAI herausgeflogen, weil das Unternehmen seine Gewinne über Steueroasen vor dem Zugriff des Fiskus geschützt haben soll. Zehn Jahre war Starbucks in dem Index vertreten, weil die Kaffeekette ihren Lieferanten faire Preise für die braunen Bohnen zahlte. Einigen Fonds oder Indizes genügt es bereits, wenn die Unternehmen möglichst energieeffizient produzieren. Sie tolerieren dafür, wenn beispielsweise BASF an genmanipuliertem Saatgut arbeitet. Die einen sehen darin einen Beitrag zur Bekämpfung des Hungers, für andere Fonds ist das ein klares Ausschlusskriterium.

Irrungen und Wirrungen der nachhaltigen Geldanlage

Die nachhaltigsten Unternehmen
Innenansicht einer Filiale der Drogerie-Kette dm Quelle: AP
Ein Mann lehnt an einer Wand, unter dem Logo von Mercedes Benz Quelle: REUTERS
Palina Rojinski bei der Pressepäsentation zum OTTO Saisonstart 2012 in Hamburg Quelle: Morris Mac Matzen
Ein Audi A1 Quattro in der Produktion Quelle: dpa
Ein Marmeladenglas der Sorte Landliebe Quelle: dpa/dpaweb
Produkte der Bärenmarke Quelle: AP
Ein Mitarbeiterin von Miele montiert eine Waschmaschine Quelle: dpa

Bevor sich Anleger in die Irrungen und Wirrungen der nachhaltigen Geldanlage vertiefen, sollten sie deshalb zunächst für sich selbst klare Kriterien definieren und in einer Liste festhalten. Was wollen sie auf keinen Fall unterstützen? Stehen Kriterien wie Kinderarbeit, Atomkraft oder Gentechnik auf der Negativliste, lassen sich Anlagekriterien der Anbieter besser prüfen. „Anleger können sich mit ihren Nachhaltigkeitskriterien auch an den ethischen und ökologischen Banken orientieren. Deren Anlagerichtlinien bieten oft gute Anhaltspunkte“, sagt Weber. „Auch die Kirchenbanken arbeiten in punkto Nachhaltigkeit sehr fundiert, kommunizieren dies aber defensiv.“

Der Haken bei nachhaltigen Investments: Gesetzliche Standards oder gar Gütezeichen für grüne Geldanlagen fehlen vollends. Staatliche Stellen sehen sich bislang außerstande, Mindestkriterien zu benennen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), ein Fachverband für den deutschsprachigen Raum, hat daher angekündigt, gemeinsam mit anderen ein Qualitätssiegel zu konzipieren. Auch Weber fände ein klar geregeltes Gütezeichen für nachhaltige Geldanlagen sinnvoll.

Da aber vorerst nicht mit einer klaren Regelung zu rechnen ist, hat die Redaktion von ECOReporter gemeinsam mit Experten vor kurzem ein eigenes Gütesiegel ins Leben gerufen, dass nur geprüfte Anlageprodukte oder Produktanbieter erhalten. Weil die Anbieter aber ganz unterschiedliche Auffassungen darüber haben, was nachhaltig ist und was nicht, prüft ECOreporter lediglich, ob sich die Anbieter an ihre eigenen Versprechen halten. „In den Statuten einiger ethischer Banken steht aus rein formal-juristischen Gründen, dass sie in Unternehmen investieren dürften, die bis zu fünf Prozent des Umsatzes mit Atomkraft erzielen. In der Realität gilt aber auch für diese Banken: null Atomkraft, null Rüstung.“ Aufpassen müssen Anleger Weber zufolge beispielsweise bei Solaraktien. Hier gebe es Modulhersteller, deren Technologie auch militärisch genutzt werde.

10 Tipps für Börseneinsteiger

Zwischen Geschlossenen Fonds und Genussrecht

Offensichtlicher ist die Umweltverträglichkeit eines Investments, wenn das Geld direkt in ein Windpark-, Solarpark- oder Forstprojekt fließt. Dennoch ist bei den direkten Beteiligungen über Aktien, Anleihen, geschlossene Fonds, Genussrechte oder Genossenschaftsanteile zunächst Vorsicht geboten. weil Anleger ihr Geld aber nur einem Unternehmen oder Projekt anvertrauen, sollte die Transparenz an erster Stelle stehen. Von den beworbenen mitunter zweistelligen Renditen sollten sich Anleger außerdem nicht blenden lassen. „Die vermeintlichen Renditeversprechen sind lediglich Prognosen, die teilweise schwer nachvollziehbar sind“, sagt Verbraucherschützer Pfister. „Hohe, in Aussicht gestellte Renditen, spiegeln immer auch das hohe Risiko einer Geldanlage wider.“ Grundsätzlich ist eine Beurteilung der Projekte und ihrer Risiken sehr schwierig, dazu braucht es juristisches, technisches und ökonomisches Know-how. Für den Anleger einen Herausforderung, denn scheitert ein Projekt oder ein Unternehmen vollends, ist das investierte Kapital häufig verloren. Bei einigen geschlossenen Fonds oder Genossenschaftsanteilen droht zudem eine Nachschusspflicht, mit der der Anleger bei Problemen erneut zur Kasse gebeten werden kann.

Mühsame Detailarbeit

Wo Deutsche investieren – und wovor sie sich fürchten
Die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Euro-Zone und die Probleme rund um Griechenland haben bei den deutschen Sparern ihre Spuren hinterlassen. Bei der Geldanlage sind die Deutschen heute deutlich vorsichtiger gestimmt, als zu Beginn der Finanzkrise. Das ist das Ergebnis des fünften Schroders Investmentbarometers. Auf den folgenden Seiten zeigen wir, wo die Deutschen ihr Geld heute investieren - und wovor sie sich fürchten.Quelle: Schroders Investment Management GmbH Quelle: REUTERS
EuropaDie Untergangspropheten für den Euro haben ganze Arbeit geleistet. Mittlerweile sehen 40 Prozent der deutschen Anleger Europa als die Region mit dem höchsten Risiko. Damit liegt der europäische Staatenverbund vor allen übrigen Regionen und Ländern. Die gestiegene Risikoaversion macht sich auch bei der Geldanlage der Deutschen bemerkbar. Im Vergleich zum Vorjahr wurden Investitionen in Europa um 15 Prozent zurückgefahren. Als sicher sehen die Deutschen im Moment nur ihr eigenes Heimatland. Gerade einmal 3 Prozent der deutschen Sparer würden ihr Geld nicht in der Bundesrepublik investieren. Quelle: dapd
ImmobilienImmobilien gelten momentan als einer der sichersten Anlagen. In den europäischen Metropolen überteigt die Nachfrage oftmals das Angebot. Dadurch klettern die Preise seit Jahren auf immer neue Rekordwerte. Auch für viele deutsche Anleger sind trotz der Krise Immobilien der Fels in der Brandung. 32 Prozent halten europäische Immobilien für besonders sicher. Quelle: dpa
AktienmärkteDas ständige Auf und Ab an den europäischen Aktienmärkten hielt viele deutsche Anleger in den letzten Jahren von einem Investment ab. Gerade einmal jeder fünfte Kleinanleger investierte sein Erspartes in Aktien. Trotzdem werden europäische Aktien von 21 Prozent der Befragten als sicher eingestuft. Quelle: dapd
DeutschlandDie Vorliebe für Deutschland als Anlageregion ist mit der Sorge um die Euro-Zone gestiegen. Mittlerweile investieren mehr als 80 Prozent der Befragten den größten Teil ihres Geldes in der Bundesrepublik. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von neun Prozent. Dagegen sehen die Deutschen internationale Anlagen als zu risikoreich. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten gab an, keine Inventionen im Ausland tätigen zu wollen. Das sind zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Quelle: dpa
AsienDie asiatischen Länder mussten sich im letzten Jahr mit einem geringeren Wachstum zufrieden geben. Trotzdem sehen 46 Prozent der deutschen Anleger die Region als Wachstumsmarkt von morgen an. Das heißt aber nicht, dass sie dort auch tatsächlich investieren. Der Anteil der Anleger, die in der Region (ohne China und Japan) investiert sind, schrumpfte von fünf auf ein Prozent. Quelle: dapd
ChinaKnapp 20 Prozent der deutschen Privatanleger halten eine Investition in China für sinnvoll. Die Zahl der in China investierten Anleger halbierte sich dennoch im vergangenen Jahr von vier auf zwei Prozent. Quelle: AP

„Das Problem am grau-grünen Kapitalmarkt ist, dass mangels Aufsicht und Kontrolle – wie sie in anderen Fällen etwa durch die Bafin erfolgt - die Anbieter mit dem Thema Transparenz sehr unterschiedlich umgehen“, so Pfister. „Die nachhaltigen Banken etwa sind staatlich reguliert und in ihren Investments vergleichsweise transparent. Bei Fonds aber gibt es bereits eine erhebliche Bandbreite, von sehr schwammigen Investmentkonzepten bis hin zu sehr konkreten und strengen Ansätzen.“

Zudem wird der Erfolg direkter Beteiligungen oftmals erst nach vielen Jahren überprüfbar. Das gilt beispielsweise für Waldinvestments, bei denen Laufzeiten von bis zu 25 Jahren durchaus üblich sind. Pfister rät Anlegern auch hier zur Vorsicht: „Direkte Beteiligungen an derlei Projekten sind nur etwas für Anleger, die hohe Risiken tragen, also auf das investierte Geld dauerhaft verzichten und Verluste gegebenenfalls verkraften können. Diese Geldanlagen sind meist komplex und riskant, weil die Streuung auf verschiedene Anlagen fehlt oder nur sehr begrenzt vorhanden ist.“

Wer nachhaltig Geld anlegen will, kommt daher nicht umhin, sich intensiv mit dem einzelnen Anlageprodukt zu beschäftigen. Leider tummeln sich auf diesem unübersichtlichen Markt immer noch eine Vielzahl schwarzer Schafe. Für die Messe „Grünes Geld“ nimmt Weber daher auch nicht jeden Aussteller an: „Wir haben noch in keinem Jahr so viele Aussteller abgelehnt, wie 2013.“

Positiv ist in jedem Fall ein sicheres Geschäftskonzept, ein hohes Maß an Transparenz zu Aktivitäten und Finanzen und eine gute Leistungsbilanz. „Handelt es sich zudem auch noch um einen Anbieter mit viel Erfahrung in seinem Segment, spricht das für die Qualität des Angebots“, weiß Messeveranstalter Weber. „Abstand sollten Anleger auf jeden Fall von Angeboten nehmen, die neben dem Geld auch noch eine große Portion Idealismus verlangen. Die Geschäftsmodelle müssen sich rechnen. Sonst kann der Anleger auch gleich spenden.“

Meiden sollten Anleger hingegen Offerten, bei denen Geld eingesammelt wird, für deren Verwendung noch gar keine konkreten, nachvollziehbaren geplant sind. Auch Nachschusspflichten sind unbedingt zu vermeiden. Skeptisch sollten zudem Angebote machen, die gleichzeitig hohe Sicherheit und hohe Rendite versprechen oder vor allem als Steuersparmodell angepriesen werden.

Fazit: Nachhaltig zu investieren ist mühsame Detailarbeit für den, der mehr als nur die Zinsen der Ökobanken möchte. Im Vordergrund sollten dabei immer die eigenen Kriterien an eine nachhaltige Anlage stehen. Sich einfach nur an den Ansprüchen und Ausschlusskriterien der Produktanbietern zu orientieren, führt schnell zu ungewünschten Investments und fragwürdigen Ergebnissen. Ganz ohne idealistisches Engagement geht es also auch nicht.

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