Verkehrte (Finanz-)Welt

Vermögensverwalter müssen schnell digital werden

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Internetriesen gegen Vermögensverwalter

Einstieg von Google & Co. jederzeit möglich

Darüber hinaus bedrohen Internetriesen wie Google, Facebook oder Amazon die Ertragsbasis der Vermögensverwalter. Durch ihr Daten-Knowhow und die Möglichkeit der oftmals direkten Kundenansprache haben Google und Co. die Möglichkeit, selbst ausgeklügelte Dienstleistungen im Finanzbereich anzubieten. Zusätzlich steckt diesen Konzernen das kundenzentrische Denken in der DNA – ganz im Gegensatz zu klassischen Privatbankiers, Asset oder Wealth Managern.

Noch beschränken sich die Internetkonzerne in der Hauptsache auf die, ihrem Kerngeschäft nahen Bezahldienste, könnten aber jederzeit in deutlich größerem Umfang auch in das Segment der Vermögensverwalter einsteigen. Warum beispielsweise Google, das für Europa bereits seit über zehn Jahren eine Banklizenz besitzt, dies bisher nicht getan hat, lässt sich kontrovers diskutieren und ist Gegenstand mancher Spekulation. Vermutlich hatte die Investment-Management-Branche sehr viel Glück, dass es anderswo schlicht attraktivere Investments und Betätigungsfelder für die Kalifornier gab.

Es kann erwartet werden, dass die Digitalisierung in zehn Jahren bis zu 80 Prozent der Unternehmensabläufe erfasst hat und erfolgreiche Geschäftsmodelle stark am Kunden ausgerichtet sein werden. Für die etablierten Investment-Manager werden Kooperationen mit Fintechs hierbei ein wichtiger Baustein sein.

Die in den letzten Jahren entstandenen Start-ups fokussieren sich meist auf spezialisierte Dienstleistungen und definieren in diesem Gebiet das Kundenerlebnis neu. Dadurch verbessern sie zwar das Service-Erlebnis für den Kunden, doch eine echte Revolution der Vermögensverwaltung steht bislang noch aus. Die Integration dieser digitalen Lösungen wird dennoch den evolutionären Ausbau der digitalisierten Finanzwelt vorantreiben und als Katalysator dienen können. Dies geschieht zum einen über den Nachbau dieser Lösungen oder über die Kooperation mit oder den Kauf von Fintechs durch etablierte Marktteilnehmer.

Insgesamt müssen Asset & Wealth Manager angesichts des veränderten Kundenverhaltens kreativ neue Möglichkeiten suchen, um die Bedürfnisse der Kunden zu identifizieren und deren Kernpunkte in die Unternehmens- und Produktstrategie zu überführen. Entscheidend ist, die Frage nach dem angemessenen Grad und geeigneten Bereichen der Wertschöpfungskette für die Digitalisierung richtig zu beantworten. Nur Vermögensverwalter, deren Führungskräfte entsprechende digitale Werte vorleben und Anreize für Mitarbeiter setzen, werden überleben. Für Kunden bleibt die gute Nachricht, dass man sich in Zukunft deutlich besser um sie kümmern muss, sofern man sie behalten möchte.

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