Verkehrte Finanzwelt
Kapitalanlage: So können Privatanleger mit Risiken umgehen Quelle: Fotolia

So werden Anleger zu guten Risikomanagern

Ob Kaufkraftverlust oder ein verfehltes Investitionsziel – Anlegern begegnen bei der Kapitalanlage vielfältige Risiken. Wie Privatanleger damit umgehen können.

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Investmentstrategie? Portfoliomanagement? Risiko-Exposure? Für viele Privatanleger sind all dies heute leider noch immer Fremdworte. Das macht sich bereits im Umfang vermeintlich sicherer Komponenten im Asset-Mix bemerkbar. Der Aktienboom ist an vielen Sparern vorbeigezogen. Im Gegenteil: Gerade deutsche Privatanleger sind oft derart stark in liquiden Mitteln und Staatsanleihen investiert, als sei das Niedrigzinsumfeld nur ein Phantom. Doch auch dieser augenscheinlich sichere Ansatz geht nicht ohne Risiken einher. Natürlich fällt der Kaufkraftverlust heute relativ gering aus. Dennoch liegt das Zinsniveau bei kurz- und mittelfristigen Anlagen deutlich unter der Inflationsrate. Der Portfoliowert schmilzt insofern - wenn auch langsam - zusammen.

Ohne Risiko sind Investitionsziele nur schwer erreichbar

Natürlich gehören sichere Komponenten in jedes Portfolio. Um ein Investitionsziel sicherzustellen, braucht es aber auch riskantere Positionen. Üblicherweise erhöhen beispielsweise institutionelle Investoren bei steigendem Depotwert die Risikoposition immer weiter, bei einem sinkenden Depotwert tritt der entgegengesetzte Fall ein. Im Extrem können alle Gewinne verloren gehen oder die Risikoposition auf null fallen.

Allerdings dürfte eine solche Strategie für Privatanleger nur schwer durchzuhalten sein, schließlich wiegen Verluste emotional doppelt so stark wie die Freude über Gewinne in gleicher Höhe. Gleichzeitig ist es aber im Moment fast unmöglich, ein Investitionsziel risikolos zu erreichen. Wie können wir hier gegensteuern?
Wir könnten den Markt einfach ignorieren, Indexfonds kaufen, diese halten und vergessen – ein inzwischen recht üblicher Weg bei privaten Investoren. Die Produkte sind vergleichsweise günstig und ermöglichen heute Investitionen in fast alle Regionen der Welt, Assetklassen und Branchen. Eine Risikosteuerung und damit den Schutz vor großen Verlusten gibt es aber eben nicht.

Auch auf einen aktiven Manager und eine übergeordnete Strategie müssen Anleger verzichten. Nun kann man entgegnen, dass das „Kaufen und halten-Prinzip“ bisher langfristig gut funktioniert hat. Allerdings haben wir uns hier stets in einem positiven Marktumfeld bewegt. Ob das so bleibt und auch zukünftig gute Ergebnisse erzielt werden können, ist fraglich.

Eine Alternative, die Nerven und Kapital der Anleger schonen kann, sind Quoten für die Anteile risikoloser und riskanter Anlageinstrumente, wie sie automatisierte Robo Advisors häufig nutzen. Das Depot wird dann in regelmäßigen Abständen angepasst.

In guten Börsenzeiten wird ein Polster gebildet und in schlechten wird es genutzt, um günstige Investitionen zu finanzieren. Im Idealfall passen die Investoren die Quoten in Abhängigkeit von der jeweiligen Marktsituation an. Dabei hilft ein genauer Blick auf den Markt und seine Teilnehmer. Schließlich hat jede Investment-Position ein Erfolgspotential und birgt gleichzeitig eine Rückfallgefahr. Diese Mechanik lässt sich nicht vollständig bestimmen. Sie lässt sich aber zumindest auf Grundlage von Indikatoren für Gefahren und Potenziale und Analyse der aktiven Anlegergruppen abschätzen.

Von Schnäppchenjägern bis zu Wachstumsinvestoren

Eine dieser Investorengruppen bilden die Schnäppchenjäger oder auch Value Investoren. Sie suchen nach günstigen Bewertungen auf Basis des Verhältnisses zwischen langfristigem Gewinn und Aktienkurs. Trendfolger setzen dagegen auf gleitende Durchschnitte oder den Ausbruch aus einem Handelsrahmen. Folgt der Markt scheinbar bestimmten Regeln, dann sind mit hoher Wahrscheinlichkeit diese technischen Händler am Werk. Für Wachstumsinvestoren sind dagegen die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmendaten von besonderer Bedeutung. Mehren sich Anzeichen einer Wirtschaftskrise, steigen diese oft aus dem Marktgeschehen aus.

Was heißt das für uns heute? Bei den aktuellen Bewertungen werden sich Schnäppchenjäger nach alternativen Anlageoptionen umsehen oder abwarten. Ebenfalls zurückhaltend agieren im Moment die Trendfolger am Markt. Kommt die robuste konjunkturelle Entwicklung langsam zum Erliegen, werden sich auch die Wachstumsinvestoren zurückziehen. Im Moment stützen die Notenbanken den Markt massiv, das Rückschlagpotential ist hoch. Sobald weitere Investoren ausbleiben und den Markt nicht mehr beflügeln, drohen ernsthafte Rückschläge. Umso wichtiger ist es daher auch für Privatanleger, sich stärker mit ihren Portfolien und deren Risikostrukturen auseinandersetzen oder sich sachkundige Unterstützung zu holen.

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