Vermehrt Fragen nach Verwendungszweck Wann Ihre Bank die Auszahlung verweigern darf

In England fragen Banken bei großen Bargeldentnahmen vermehrt nach dem Verwendungszweck – aus Angst vor Betrügern. Wie viel Geld Sie in Deutschland abheben dürfen und wie Betrüger die Sepa-Umstellung nutzen.

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Ein Mann hält eine Check-Liste in den Händen Quelle: Fotolia
Staßenschilder warnen Fußgänger vor herabfallenden Steinen Quelle: dpa
Alternativen einfordernOft präsentieren Berater ihren Kunden nur ein Produkt – nach dem Motto „Das habe ich nur für Sie ausgewählt“. Nicht selten sind das die Produkte, für die der Berater die höchste Provision bekommt, aber eben nicht die für den Kunden passenden Anlagen. Sparer sollten unbedingt Alternativen einfordern, um vergleichen zu können. Genauso ist es wichtig, nicht nur eine Bank nach guten Anlagen zu fragen. Gehen Sie lieber zu mehreren Geldinstituten und vergleichen die Angebote. Quelle: Fotolia
Eine Dame in einem Beratungsgespräch Quelle: Fotolia
Ein Mann schaut durch eine Lupe Quelle: Fotolia
KostenrechnungHohe Gebühren fallen auch dann an, wenn der Kunde nicht in Wertpapiere investiert. Bei Bausparverträgen etwa verlangen Banken in der Regel einen Prozent der Bausparsumme als Abschlussgebühr. Anleger sollten eine genaue Übersicht einfordern, auf der alle anfallenden Gebühren und Provisionen aufgeführt sind. Wer ein kompliziertes Produkt wie einen Bausparvertrag nicht braucht, sollte sich nicht scheuen, nach einfacheren Anlagen wie einem Banksparplan zu fragen. Quelle: Fotolia
Ein Beratungsgespräch Quelle: Fotolia

Wer in Großbritannien größere Summen Bargeld holen möchte, muss sich auf Nachfragen seitens der Bank einstellen. Großbanken wie HSBC, Santander oder Barclays wollen bei hohen Summen wissen, wofür der Kunde das Geld braucht, berichtete die britische Zeitung „Daily Mail“ in der vergangenen Woche.

In einem Fall, den die Zeitung schildert, wollte ein Bankkunde 5000 Pfund abheben, umgerechnet etwas mehr als 6000 Euro. Vorsorglich hatte er das seiner Bank sogar vorher angekündigt. Doch die Bankmitarbeiterin am Schalter fragte nicht nur sofort, wofür er das Geld denn bräuchte. Am Ende musste der Kunde mit nur 1000 Pfund nach Hause gehen. 

Grund für die neue Skepsis der Banken ist die Angst vor Betrügern. Um ihre Kunden vor trickreichem Betrug zu schützen oder Geldwäschern auf die Spur zu kommen, fragen britische Banken zunehmend nach einem Verwendungszweck oder verweigern gar die Auszahlung. Vor allem durch das sogenannte Vishing oder Phishing habe sich die Zahl der Betrugsfälle in den letzten Jahren erhöht.

Insbesondere ältere Bankkunden wurden in Großbritannien zuletzt Opfer von Vishing-Betrügereien, die Fallzahlen sind laut der BBC zuletzt deutlich angestiegen. Vishing funktioniert ähnlich wie Phishing. Betrüger versuchen Bankdaten von Verbrauchern abzufischen. Allerdings nicht wie beim Phishing per E-Mail, sondern per Telefon.

Die Anrufer erklären, es gebe Probleme beim Konto und versuchen den Bankkunden zur Eingabe seiner Kontodaten zu bewegen, inklusive Pin. In einigen Fällen werden die Opfer dann gezwungen, große Mengen Geld abzuheben – oder es wird ein Kurier geschickt. Dieser gibt vor, ein Mitarbeiter der Bank zu sein und holt die Bankkarte des Opfers persönlich zu Hause ab.

Auch in Deutschland ist zumindest Phishing, also der Betrug mit gefälschten E-Mails, weiterhin ein ernst zu nehmendes Problem. Immer wieder berichten Bankkunden auch von Ausweiskontrollen oder Nachfrage. Haben Banken auch hier Höchstgrenzen eingeführt was die Barabhebungen am Bankschalter angeht? Und wie schützen sich Kunden und Banken bestmöglich gegen Trickbetrüger?

Grundsätzlich gibt es hierzulande kein Gesetz, welches einer Bank vorschreibt, wie viel sie auszahlen muss. Obwohl es sich beim Geld, was Sparer auf ihrem Girokonto lagern um Sichteinlagen handelt, die grundsätzlich jederzeit verfügbar sein sollen, ist die Bank nicht zu unendlichen Auszahlungen verpflichtet. Zudem haben Banken keine unbegrenzten Bargeldvorräte in ihren Filialen, sie werden damit regelmäßig von der Bundesbank beliefert. Grundsätzlich sollten Kunden, die eine größere Summe Bares abheben wollen, das daher vorher ankündigen. 

Generell muss die Bank also selber abwägen, ob sie den Wunsch des Kunden erfüllen oder mögliche Betrügereien verhindern will. Jede Bank hat da ihre eigene Höchstgrenze. Bei der Deutschen Bank beispielsweise sei das Limit am Geldautomaten individuell festgelegt, erklärt eine Sprecherin gegenüber WirtschaftsWoche Online. Auch am Schalter sei die Menge grundsätzlich unbegrenzt, bei Summen jenseits der 10.000 Euro sei aus Sicherheitsgründen aber eine telefonische Anmeldung erwünscht, so die Bank. Auch die Commerzbank fordert bei Großabhebungen, dass der Kunde sich zum eigenen Schutz legitimiert.  

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Aber muss ich als Kunde Auskunft geben, wofür ich mein Geld brauche? Eine offizielle Pflicht, den Verwendungszweck für das Geld anzugeben, hat der Bankkunde laut dem Düsseldorfer Anlegeranwalt Julius Reiter allerdings nicht. Einen Ausweis können Banken aber durchaus verlangen. Bei Barabhebungen ab 15.000 Euro besteht sogar eine Identifizierungspflicht – die dient vor allem der Bekämpfung von Geldwäsche. „Wer dabei täuscht, bekommt erst mal ein Problem mit der Staatsanwaltschaft“, erklärt Reiter. Zumindest Ermittlungen wegen eines Anfangsverdachts auf Geldwäsche würden dann eingeleitet, so der auf Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisierte Anwalt.

Generell fragen Banken auch in Deutschland bei größeren Summen immer wieder nach, wofür der Kunde das Geld denn braucht. Während einige sich beschweren und meinen, das gehe die Bank nichts an, zeigen die regelmäßigen Warnungen vor Betrügereien bei Online-Banking und Geldgeschäften, dass eine gewisse Skepsis nicht schädlich ist.

Zwar sind Tricksereien am Geldautomaten, also dass sogenannte Skimming, bei dem die eingegebenen Daten gesammelt werden, rückläufig. "Die Betrugszahlen am Geldautomaten spielen heute so gut wie keine Rolle mehr", erklärt die Commerzbank. Seit 2012 seien die Fallzahlen deutlich zurück gegangen. Auch die Deutsche Bank gibt an, ihre Geldautomaten kontinuierlich zu überprüfen und so ihre Kunden zu schützen.

Allerdings haben zuletzt die Warnungen vor Betrügereien im Internet wieder zugenommen. Banden wollen offenbar die Unsicherheit der Bankkunden im Rahmen der Sepa-Umstellung für sich nutzen, zahlreiche Phishing-Mails sind im Umlauf. Der Kunde weiß, dass seine Kontodaten sich ändern, das nutzen die Banden aus. Beispielsweise kursieren derzeit E-Mails, die angeblich von PayPal oder der Postbank kommen. Im Betreff suggerieren die Trickbetrüger, dass es sich um wichtige Änderungen im Rahmen der Umstellung auf Sepa handelt und fordern die Empfänger auf, ihre Daten zu verifizieren. Wer sich darauf einlässt, hat ruck zuck seine Bankdaten an einen Betrüger übermittelt. Zudem versuchen Betrüger immer wieder, per Trojaner auf Computer zuzugreifen und so Daten einzusammeln.  

Insbesondere bei angeblich vom Bezahldienst PayPal stammenden E-Mails warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen derzeit. Die Crux: „Phishing-Mails an Kunden von PayPal sind mittlerweile kaum noch von echten PayPal-Mails zu unterscheiden“, schreiben die Verbraucherschützer. Die Nachrichten sprechen den Empfänger persönlich an und sind in flüssigem Deutsch geschrieben.

Banken versuchen ihre Kunden regelmäßig vor solchen Betrugsversuchen zu warnen. „Wir weisen darauf hin, dass wir Sie niemals zur Durchführung einer Sicherheitsüberprüfung bzw. Testüberweisung mit Eingabe einer TAN auffordern würden“, erklärt beispielsweise die Untertürkheimer Volksbank in einem Schreiben, welches sie im Januar an ihre Kunden versendet hat.  

Schon wer eine E-Mail seiner Bank im Postfach findet, sollte skeptisch werden. Eigentlich scheinen solche Warnungen in Zeiten, in denen die amerikanische NSA massenhaft Nutzerdaten sammelt, überflüssig. Dennoch werden immer wieder Betrugsfälle gemeldet, bei denen die Opfer mehrere tausend Euro verloren haben – zwar war die Zahl der Fälle 2012 laut dem Bundeskriminalamt rückläufig, aber zuletzt gingen die Betrüger immer raffinierter vor.

Dabei lassen sich Phishing-Mails an einigen Merkmalen erkennen. Offensichtlich sind oft die Übersetzungsfehler, die in solchen E-Mails enthalten sind. Auch die Absenderadresse sollte jeder sofort kontrollieren, oft stimmt die Domain nicht mit der eigentlichen Bank-Domain überein. Besonders skeptisch sollten Sie werden, wenn die E-Mail einen Link enthält, auf den Sie klicken sollten. Wer es ganz genau wissen will, muss sich den Header oder Quelltext der E-Mail ansehen. Dort finden Sie die IP-Adresse, anhand derer der Absender identifiziert werden kann.

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