Vermögen Die Superreichen haben alles – stimmt das?

Die Reichen besitzen fast alles, die Armen fast nichts. Oder? Eine Studie stellt häufige Annahmen über das Vermögen der Superreichen in Frage. Wo die Differenz zwischen Gefühl und Wahrheit besonders groß ist.

Überschätzte VermögenDie Reichen werden reicher, die Armen werden ärmer: Das ist die Grundannahme vieler Diskussionen über das Lieblingsthema der Linken – die Gleichheit. Doch stimmt das auch? Laut einer Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos neigen Bürger westlicher Staaten dazu, das Vermögen der Superreichen oft drastisch zu überschätzen. Dafür hat Ipsos rund 25.500 Erwachsene in insgesamt 33 Ländern gefragt: „Welchen Anteil des gesamten Privatvermögens besitzen die reichsten ein Prozent in Ihrem Land?“ Die interessantesten Ergebnisse der Studie „Perils of Perception“ in der Zusammenfassung. Quelle: dpa
GroßbritannienZiemlich daneben mit ihrer Einschätzung liegen die Einwohner Großbritanniens. Laut Umfrage schätzt ein Großteil der Briten den Anteil des reichsten Bevölkerungsprozents am Gesamtvermögen auf 59 Prozent. Blickt man auf den tatsächlichen Wert, wirkt diese Annahme ziemlich überzogen: In Wahrheit verfügt das wohlhabendste Prozent der Bevölkerung nur über einen Vermögensanteil von 23 Prozent. Die Differenz zwischen gefühlter und realer Wahrheit ist damit in Großbritannien so groß wie nirgendwo sonst – nämlich 36 Prozent. Quelle: REUTERS
FrankreichDass das Vermögen der Reichsten überschätzt wird, ist vor allem in den Industrieländern gang und gäbe – so auch in Frankreich. Hier geht die Bevölkerung davon aus, dass immerhin noch 59 Prozent des gesamten Privatvermögens auf das reichste Prozent entfällt. Doch weit gefehlt: Tatsächlich liegt der Anteil lediglich bei 23 Prozent (Differenz: 36 Prozent). Ähnlich verschätzt haben sich noch die Australier (33 Prozent), Belgier und Neuseeländer (je 32 Prozent). Quelle: REUTERS
DeutschlandEin Anteil von 30 Prozent des gesamten Privatvermögens entfällt in Deutschland auf das wohlhabendste Prozent der Bevölkerung. Die subjektive Wahrnehmung der Deutschen ist freilich eine andere: Ein Großteil schätzt, dass dieser Anteil bei 59 Prozent liegt – also fast doppelt so hoch (Differenz: 29 Prozent ). Nahezu gleichauf liegen die Spanier mit ihrer Einschätzung. Quelle: dpa
JapanUm 22 Prozent haben sich die Japaner verschätzt. Sie gaben mehrheitlich an, dass das reichste Prozent etwa über einen Anteil von 41 Prozent am Gesamtvermögen verfüge. Doch die Wahrheit sieht anders aus: Der tatsächliche Wert liegt bei nur 19 Prozent. Ähnliche Differenzen haben die Forscher in Italien (23 Prozent), Norwegen und den USA (je 20 Prozent) gemessen. Quelle: dpa
ChinaNäher an der Realität sind die Chinesen mit ihrer Einschätzung. Sie vermuteten, dass rund 56 Prozent des Gesamtvermögens auf die Superreichen des Landes entfielen. Die Wahrheit ist: Es sind nur 39 Prozent (Differenz: 17 Prozent). Auch in den Niederlanden (16 Prozent), Südkorea (15 Prozent) und Schweden (14 Prozent) lagen Einschätzung und Wahrheit damit vergleichsweise nahe beieinander. Quelle: REUTERS
KolumbienAuch die Kolumbianer überschätzen den Reichtum ihrer Wohlhabenden – und zwar um neun Prozent. Während die Bevölkerung mehrheitlich glaubt, rund 43 Prozent des gesamten Reichtums entfiele auf das wohlhabendste Prozent der Bevölkerung, sind es in Wahrheit nur 34 Prozent. Ähnlich weit auseinander liegen Empfindungen und Fakten in Irland (13 Prozent) und Chile (elf Prozent). Quelle: dpa
PolenNäher dran sind wiederum die Polen. Sie vermuten, dass die Reichsten der Reichen ihres Landes über 38 Prozent des Wohlstands verfügen. Tatsächlich sind es 34 Prozent (Differenz vier Prozent). Auch die Südafrikaner (sechs Prozent) und die Argentinier (zwei Prozent) kommen auf ähnlich realistische Werte. Quelle: REUTERS
MexikoEinen guten Riecher in Sachen Vermögensverteilung haben die Mexikaner. Sie schätzen, dass das reichste Prozent der Bevölkerung über 36 Prozent des gesamtem Privatvermögens im Land verfügt – und haben damit exakt recht (Differenz: null Prozent). Ähnlich nah dran kommen nur die Türken, die schätzen, dass ihre Superreichen über 53 Prozent des Gesamtvermögens verfügen: Tatsächlich sind es 54 Prozent. Quelle: AP
Vermögen unterschätztDoch in längst nicht allen Ländern unterstellt die Bevölkerung ihren Superreichen ein unrealistisch hohes Vermögen. In Brasilien beispielsweise geht eine Mehrheit davon aus, dass das reichste Prozent über einen Anteil von 40 Prozent am Gesamtvermögen verfügt. Doch in Wahrheit ist die Kluft viel größer: Der tatsächliche Wert liegt bei 48 Prozent (Differenz: minus acht Prozent). Auch die Einwohner von Israel (minus sieben Prozent) und Indien (minus 13 Prozent) schätzen den Wohlstand ihrer Vermögenden geringer ein, als er tatsächlich ist. Quelle: dpa
RusslandBesonders augenfällig ist das in Russland. Dort vermutet die Bevölkerung, dass der Anteil des reichsten Prozents am Gesamtvermögen bei 53 Prozent liege. Doch die Wahrheit ist dramatischer: Tatsächlich verfügen Russlands Superreiche über sage und schreibe 70 Prozent des Gesamtvermögens (Differenz: 17 Prozent). Ähnlich verschätzt haben sich die Peruaner – hier beträgt der Unterschied zwischen gefühltem und tatsächlichem Vermögen der Superreichen immerhin noch 15 Prozent. Quelle: AP
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