Was Sauren zunächst macht, wenn er einen neuen Fonds beurteilen soll, kann jeder Anleger nachmachen, der einen Fonds sucht: Der 42jährige schaut im Internet nach brauchbaren Informationen. „Gute Fonds haben nichts zu verstecken und über öffentliche Quellen gibt es viele nachvollziehbare Informationen“, sagt Sauren.
Und dann sucht er – wie es im Fachjargon heißt – „Anhaltspunkte für Alpha“. Das Alpha ist der Mehrwert gegenüber einem Börsenindex. Nur Manager, die über einen mittelfristigen und längeren Zeitraum in der Lage sind, mehr Rendite zu bringen als ihr Vergleichsindex oder die Indexrendite mit weniger Risiko erzielen, weil sie beispielsweise die Kursschwankungen abfedern, zählen zu den Könnern.
Drei Prüfpunkte: Kosten, Index, Manager
Deswegen kann der Anleger einen Fonds nur einschätzen, wenn er ihn im Vergleich zu einem passenden Börsenindex sieht. Wertentwicklungsvergleiche beispielsweise unter morningstar.de liefern diese Informationen. Dort finden Anleger auch Informationen über die jährlichen Verwaltungskosten, die Gesamtkostenquote („Total-Expense-Ratio“, TER) und Angaben zum Fondsvermögen. Die Kosten sind wichtig, sie mindern die Rendite des Anlegers und insbesondere erfolgsabhängig Gebühren sind ein Ärgernis, denn die Abzüge in guten Jahren zahlt der Fondsmanager nicht zurück, wenn er danach mache schlechte Jahre hat.
Bei Aktienfonds und Mischfonds ist eine TER von 1,8 Prozent akzeptabel, höhere Kosten sollten nur in Kauf genommen werden, wenn die Manager über Jahre bewiesen haben, dass sie die Abzüge durch sehr gutes Management auch verdient haben – wenn also ihre Wertentwicklung trotz der höheren Kosten noch besser ist, als die eines passenden Vergleichsindex und von vielen Konkurrenten. Die jährlichen Kosten der Fonds sind in den üblichen Wertentwicklungs- und Performancevergleichen bereits abgezogen worden. Dort wird das Ergebnis dargestellt, das tatsächlich beim Anleger ankommt.
Sauren prüft zudem, ob der Fondsmanager seit längerer Zeit den Fonds betreut. Nur in dem Fall ist auch die vergangene Wertentwicklung aussagekräftig. Hat es an der Fondsspitze einen Wechsel gegeben und war mitunter ein anderer Manager für das gute Vergangenheits-Ergebnis zuständig, ließe Sauren dem neuen Manager zunächst Zeit, um selbst einen Erfolgsnachweis zu bringen.
Nur einer von zehn lohnend
Viele neue Fonds schaut sich Sauren gar nicht an. „Von zehn neuen Fondsideen, die auf den Markt kommen, ist vielleicht eine dabei, bei der sich die weitere intensive Prüfung lohnt“, sagt er. Manche Fondsstrategie funktioniere nur in bestimmten Marktphasen gut und gehe in einem veränderten Marktumfeld schnell unter. Dies gilt beispielsweise für sehr spezielle Branchenfonds, die vor allem im vergangenen Jahrzehnt auf den Markt kamen. Spezielle Logistikaktienfonds deckten einen zu engen Markt ab, in dem es gar keine breite Aktienauswahl gab. Die Fonds verschwanden schnell vom Markt. Um die Gefahren bei solchen Fonds zu beurteilen, reicht gesunder Menschenverstand häufig schon aus.