Der Name BlackRock ist ein Nimbus. Der 4,7 Billionen Dollar schwere Vermögensverwalter aus den USA ist riesig und steckt Geld in Unternehmen und Anlageobjekte überall auf der Welt. Gleichzeitig gibt sich der Finanzgigant öffentlichkeitsscheu. Auftritte von BlackRocks Chef Larry Fink, wie bei einer Investorenkonferenz in New York vergangene Woche, sind sparsam dosiert.
Kein Wunder, diesmal musste Fink mit anhören, wie Finanzprodukte seines Unternehmens als „extrem gefährlich“ beschimpft wurden. Die Kritik kam immerhin von Investorenlegende und Ebay-Großaktionär Carl Icahn.
Weniger plakativ, dafür wissenschaftlich umso fundierter, ist die Kritik an den Folgen von BlackRocks Investitionsverhalten, die eine viel beachtete neue Studie aus den USA nahelegt. Deren Ergebnisse dürften vor allem Wettbewerbshüter hellhörig machen. Der an der Universität Michigan forschende deutsche Ökonom Martin Schmalz und seine Co-Autoren José Azar und Isabel Tecu haben herausgefunden, dass die Beteiligungen großer Vermögensverwalter oder Fonds wie BlackRock, aber auch Fidelity oder State Street an mehreren Unternehmen einer bestimmten Branche den Wettbewerb zwischen ihren Portfoliogesellschaften einschränken können.
Das Trio hat dies am Beispiel amerikanischer Fluggesellschaften untersucht. Das Fazit: „Die Preise für Tickets liegen je nach Flugroute etwa um drei bis zehn Prozent höher als bei getrennter Eigentümerschaft.“
Die besten Vermögensverwalter über 5 Jahre
Vermögensverwalter: Banque de Luxembourg
dazugehöriger Fonds (ISIN): LU0048293368
Rendite 5 Jahre: 47,98%
Zeitraum: 1.1.2010 bis 31.12.2014;
Quelle: MMD Multi Manager, BaFin
Vermögensverwalter: Grossbötzl, Schmitz & Partner
dazugehöriger Fonds (ISIN): LU0327378971
Rendite 5 Jahre: 48,29%
Vermögensverwalter: BHF Bank
dazugehöriger Fonds (ISIN): LU0319572730
Rendite 5 Jahre: 48,46%
Vermögensverwalter: Bank Julius Bär & Co.
dazugehöriger Fonds (ISIN): LU0108179945
Rendite 5 Jahre: 48,84%
Vermögensverwalter: Dr. Bauer & Co.
dazugehöriger Fonds (ISIN): DE000A0RKY78
Rendite 5 Jahre: 60,06%
Vermögensverwalter: I.C.M. Investment Bank
dazugehöriger Fonds (ISIN): DE000A0MYG12
Rendite 5 Jahre: 60,63%
Vermögensverwalter: Dr. Peterreins
dazugehöriger Fonds (ISIN): DE000A0MUQ30
Rendite 5 Jahre: 66,40%
Vermögensverwalter: Flossbach von Storch
dazugehöriger Fonds (ISIN): LU0323578657
Rendite 5 Jahre: 72,16%
Vermögensverwalter: FPS Vermögensverwaltung
dazugehöriger Fonds (ISIN): LU0090303289
Rendite 5 Jahre: 80,19%
Vermögensverwalter: Acatis Investment
dazugehöriger Fonds (ISIN): DE000A0RKXJ4
Rendite 5 Jahre: 88,42%
Auch in Deutschland hat die Studie Aufmerksamkeit erregt. Wissenschaftler Schmalz wurde dafür Ende Juni mit dem Young Innovators-Award der Frankfurter Goethe-Universität und des Kasseler Finanzdienstleisters Plansecur ausgezeichnet. Anders als Fusionen und Übernahmen lösen Simultanbeteiligungen in den meisten Ländern keine Prüfungen durch die Wettbewerbsbehörden aus. Der Düsseldorfer Wettbewerbsexperte Justus Haucap weist allerdings darauf hin, dass in Deutschland zumindest Minderheitsbeteiligungen vom Bundeskartellamt geprüft werden.
Beispiel: Im September haben die Bonner Aufseher eine gegenseitige Beteiligung des Verlags M. DuMont Schauberg und der Druckerei H. Neusser von jeweils gut neun Prozent untersagt, weil daraus ein erheblicher Markteinfluss entstanden wäre. Mit dieser Praxis sei Deutschland aber eine Ausnahme. Die Europäische Kommission in Brüssel würde dies gern auch in anderen EU-Staaten vorschreiben. Haucap sieht die Erkenntnisse von Schmalz, Azar und Tecu als weiteres Argument, die Initiative der EU-Kommission zu unterstützen.
Die US-Studie weist nach, dass Großinvestoren an steigenden Gewinnen eines Portfoliounternehmens nicht besonders interessiert sind, wenn diese zulasten von Konkurrenten geht, an denen sie ebenfalls beteiligt sind. Diese Lähmung des Wettbewerbs dürfte nicht nur für die untersuchten Fluggesellschaften gelten, sondern auch für andere Industriezweige, in denen Großinvestoren zu den einflussreichsten Einzelaktionären gehören. BlackRock zum Beispiel ist jeweils der wichtigste Anteilseigner der drei größten Banken Amerikas sowie der Deutschen Bank. Außerdem hält der „Schwarze Fels“ die größten Anteilspakete an Apple und Microsoft.
Es überrascht, dass die Fonds überhaupt in so großem Umfang kontrollrelevante Anteile an Unternehmen halten. Schließlich sind sie so breit über Branchen und Länder diversifiziert, dass mit Blick auf einzelne Unternehmen eher homöopathische Beteiligungen zu erwarten wären. „Es ist die Kombination von Größe und Diversifizierung, die zu dem Problem führt“, erklärt Schmalz.
Die US-Ökonomen Eric Posner und Glen Weyl haben als Reaktion auf die Studie vorgeschlagen, mehrfache Beteiligungen großer Fonds an Unternehmen derselben Branche zu beschränken. Das Beispiel zeigt, dass freier Wettbewerb nicht gleichbedeutend ist mit regelfreiem Kapitalismus. Und um den Wettbewerb zu schützen, sind an einigen Stellen Eingriffe in den Markt nötig.