Wagniskapital Geldsammeln á la Stromberg - Wie sicher ist Crowdfunding?

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Bis zu 50 Prozent Rendite?

Internationale und deutsche Crowdfunding-Plattformen
Kickstarter
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Vor allem aber ist die Finanzierung des Films immer noch nicht komplett gesichert. Erst Anfang November hat die deutsche Filmförderungsanstalt 320 000 Euro Zuschuss gewährt. Die Verhandlungen mit dem Sender Pro Sieben, der sich an den Produktionskosten beteiligen soll, laufen hingegen noch. Offenbar gibt es Zweifel, ob der Film jemals seine Kosten, geschweige denn Gewinne, einspielen wird.

Ohnehin müsste der Streifen ein außergewöhnlicher Kassenschlager werden, damit die Investoren die prächtigen Profite kassieren können, mit denen Brainpool winkt. Auf der Web-Site "Myspass" rechnet Brainpool vor, dass Anleger zwar Renditen von bis zu 50 Prozent erzielen können. Doch dazu müssten insgesamt zwei Millionen Zuschauer ein Ticket für den Film lösen. So viele Besucher fanden 2011 nur zwei deutsche Kinofilme – "Kokowääh" und "Rubbeldiekatz". Selbst wenn die Investoren ihr Kapital nur zu 100 Prozent wiedersehen wollten, müsste der Stromberg-Streifen eine Million Zuschauer anziehen. Voriges Jahr schafften es nur acht deutsche Filme, so viele Menschen ins Kino zu locken. Die fünf Stromberg-Staffeln fanden je Folge zwischen einer Million und zwei Millionen Zuschauer.

Brainpool spricht vollmundig von einem "Investment", an dem Anleger "verdienen" könnten. Laut Vertrag aber erwerben Investoren nur ein "virtuelles Recht", den Film fördern zu dürfen – sie sind an keinerlei Vermögenswerten beteiligt. Aufgrund dieser recht luftigen Konstruktion benötigte Brainpool für das Stromberg-Funding nicht die an sich erforderliche Genehmigung der deutschen Finanzaufsicht BaFin.

In den USA sind Schwarmfinanzierer, die Geld von Fans einsammeln, mit ihren Ankündigungen erheblich vorsichtiger. Marktführer Kickstarter warnt seine Geldgeber ausdrücklich davor, Gewinne zu erwarten. Die New Yorker Plattform fördert Musiker, Filmemacher und andere Künstler, die von den Fans Unterstützung bekommen, damit sie ihr nächstes Projekt verwirklichen können. Als Lohn akzeptieren Spender auch mal nur eine CD. Seit 2009 sammelte das Kickstarter-Team, das milieugerecht in einem Keller an der East Side untergebracht ist, gut 350 Millionen Dollar ein. Ähnlich wie Kickstarter funktioniert das deutsche Startnext, das über 400 Projekte finanzieren konnte. Beide Portale haben sich kreative und gemeinnützige Ziele auf die Fahne geschrieben.

Lasst 1.000 Blumen blühen Bloomy-Days-Gründerin Franziska von Hardenberg im Hyazinthenfeld. Quelle: Presse

Ganz im Gegensatz dazu sind die Plattformen Seedmatch, Innovestment und Companisto klar kommerziell ausgerichtet; sie wollen Kapital für junge Unternehmen einwerben. Im Gegenzug erhalten die Schwarminvestoren eine Beteiligung an den Gewinnen, die die Startups möglicherweise erwirtschaften. Obendrein gibt es Geld, wenn die Firmen verkauft werden. Um den Unterschied zum Crowdfunding zu betonen, spricht Companisto-Gründer Tamo Zwinge bewusst von "Crowdinvesting".

Jeweils 100 000 Euro von über 100 Privatpersonen sammelten zum Beispiel die folgenden Unternehmen ein:

  • Bloomy Days aus Berlin, die Unternehmen regelmäßig mit frischen Schnittblumen beliefern. Auch Privatleute können sich von Bloomy Days per Abonnement Chrysanthemen, Gladiolen oder Levkojen ins Haus liefern lassen.
  • Das Startup LeaseRad aus Freiburg, das in großem Stil das Leasing von Elektrofahrrädern einführen will. Arbeitgeber sollen ihren Angestellten lieber ein schickes E-Bike überlassen als einen klimaschädlichen Dienstwagen. Alle drei Jahre sollen die Dienstrad-Flotten durch die neuesten Modelle ersetzt werden.
  • Mutisun aus München bietet Sonnenschutzmittel an, deren Wirkstoffe individuell auf die Kunden abgestimmt sind. So sollen Sonnenbrand und allergische Reaktionen verhindert werden.
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