Wechselkursverluste nutzen Anlagealternativen für Anleger im Euro-Taumel

Der Euro bleibt gegenüber dem Dollar auf Talfahrt. Wie die weiteren Aussichten für die Gemeinschaftswährung sind und auf welchen Wegen Anleger einen weiteren Wertverlust für sich nutzen können.

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Seit Wochen präsentiert sich US-Währung besonders stark. Dieser Trend könnte noch länger anhalten. Quelle: REUTERS

Der Euro gerät immer weiter unter Druck. Zuletzt fiel er sogar unter die Marke von 1,28 Dollar. In den vergangenen sechs Monate hat die Gemeinschaftswährung knapp acht Prozent ihres Wertes eingebüßt und damit den tiefsten Stand sein zwei Jahren erreicht.

Noch im Mai stand der Euro bei 1,39 Dollar. Und nur wenig deutet darauf hin, dass sich am Negativtrend in naher Zukunft etwas ändert. Im Gegenteil hat sich die Abwärtsdrift im September nochmals beschleunigt, nachdem Mario Draghi als Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) nach der überraschenden Leitzinssenkung auf 0,05 Prozent auch noch weitere Maßnahmen in Aussicht stellte, um die Konjunktur in der Euro-Zone zu stützen.

Gewollte Euro-Entwertung

Da Draghi die Zinsen nicht mehr wirkungsvoll senken kann, bleiben nur noch Wertpapierkäufe, um die Bankenbilanzen zu entlasten und so die Wirtschaft mit mehr Liquidität zu versorgen. Der fortschreitende Wertverlust des Euro wird zur Stützung der Konjunktur billigend in Kauf genommen, teilweise ist er sogar erwünscht. Denn ein schwacher Euro ist auch gut für die Exportwirtschaft im Währungsraum und entlastet die hochverschuldeten Staatshaushalte.

Zum anderen soll der billige Euro auch die Deflationsgefahren bremsen. Im August lag die Inflationsrate auf Jahressicht lediglich bei 0,4 Prozent - weit entfernt von der Zielmarke bei zwei Prozent.

Dem Euro steht zudem ein starker Dollar gegenüber. Die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten wächst kräftig. Die US-Notenbank bereitet deshalb seit langem Zinserhöhungen vor, die Ankäufe von Staatsanleihen laufen aus. Amerika ist damit einen großen weiter als die Euro-Zone. Der Dollar hat elf Wochen in Folge zugelegt. Nach Angabe des "Wall Street Journal" ist es die längste Aufwärtsphase seit 17 Jahren.

Anleger und Investoren müssen sich darauf einstellen, dass das Auseinanderdriften der beiden Währungsräume und ihrer Geldpolitik noch für längere Zeit anhält. Die US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet beim Euro sogar mit der Dollar-Parität. Ihren Prognosen zufolge soll ein der Euro bis 2017 nur noch einen Dollar kosten. Die Commerzbank rechnet mit einem Eurokurs von 1,20 bis Ende des kommenden Jahres.

Anlagen für den starken Dollar und schwachen Euro

Es ist also für Anleger ratsam, sich nach Investments umzusehen, die vom starken Dollar beziehungsweise einem abwertenden Euro profitieren und sich von Anlagen zu trennen, die darunter leiden.

Viele Wege sind grundsätzlich möglich. Privatanleger sollte aber klar sein: Wer jetzt Wertpapiere in den USA kauft, um vor allem am fallenden Euro zu verdienen, lebt gefährlich. Denn Wechselkurse sind grundsätzlich schwankungsanfällig, weil sie auf viele Faktoren empfindlich reagieren.

Nicht nur die Entwicklung der Volkswirtschaften im Vergleich ist hier entscheidend, sondern ebenso politische Entscheidungen, geopolitische Krisen, die Rohstoffmärkte oder die Devisenreserven der Staaten. Auch wenn sich jetzt ein Abwärtstrend für den Euro etabliert, kann sich das schnell wieder ändern.

Das war zum Beispiel zu beobachten, als Mario Draghi im Juni 2012 mit nur einem öffentlich ausgesprochenen Satz - "whatever it takes..." - die Richtung an den Kapital- und Devisenmärkten grundlegend änderte. Das Wechselkursrisiko sollten Anleger deshalb niemals unterschätzen.

Dennoch glauben Experten zusehends, dass es derzeit klare Trendsignale gibt - zumal der Euro auch gegenüber dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken an Wert verliert. Auch die Briten stellten zuletzt eine Erhöhung der Leitzinsen in Aussicht.

Zinserhöhungen in den USA und Großbritannien sind grundsätzlich geeignet, den Druck auf den Euro zu erhöhen. Die Zeit für Anlagen, die sich an internationalen Devisenkursen und Geldmarktzinsen orientieren, erscheint derzeit günstig.

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