Die Altersangabe eines Whiskys bezieht sich immer auf die Reifezeit im Fass. Generell werden Whiskys mit zunehmendem Alter immer komplexer, die Charakteristika immer deutlicher – und der Whisky damit immer teurer. Allerdings kann man nicht behaupten, dass ältere Whiskys automatisch besser sind. Zum einen, weil der Reifeprozess abhängig von den Witterungsverhältnissen und vom gewählten Fass unterschiedlich schnell voranschreitet – in kleinen Fässern reift er schneller.
Zum anderen, weil die Malt Master in den Destillerien durchaus Fässer unterschiedlichen Alters für eine Abfüllung miteinander vermählen. In den vergangenen Jahren tauchen daher immer mehr Single Malts ohne Altersangabe auf. Die meisten Brennereien lassen ihren Brand jedoch mindestens zehn Jahre im Fass reifen. Einmal abgefüllt und versiegelt, verändert sich der Whisky nicht mehr.
Originalabfüllung oder unabhängiger Abfüller
Für Sammler und Anleger sind die Originalabfüllungen der Destillerien meist wertvoller, auch wenn die Flaschen unabhängiger Abfüller ebenso gut oder besser sind. Die unabhängigen Abfüller verfügen ihrerseits nicht selten über besondere Fässer und viel Know-how was die Fassreifung angeht.
Abfüller wie Signatory, Gordon & MacPhail, Cadenhead, Adelphi oder Murray McDavid haben daher immer wieder besondere Abfüllungen aus einzelnen ausgesuchten Fässern (single casks) und geben dem Reifeprozess mehr Zeit. So haben die unabhängigen Abfüller oftmals Kostbarkeiten im Programm, die 19 Jahren und mehr im Fass verbrachten und die die Destillerie in dieser Form nicht oder nicht mehr anbietet. Genießer finden bei den unabhängigen Abfüllern durchaus Spitzenwhiskys, die als Originalabfüllung kaum noch erschwinglich oder schon lange nicht mehr erhältlich sind.
Trink- oder Fassstärke
Grundsätzlich darf Whisky auch mit Wasser – meist aus der Brennerei-eigenen Quelle – auf eine Trinkstärke von 40 Prozent Alkohol verdünnt werden. Kommt er unverdünnt in die Flasche, sprechen die Hersteller von Fassstärke – mit bis zu 60 Prozent Alkohol. Hier empfiehlt es sich, selbst noch einige Tropfen Wasser im Glas hinzuzufügen – schon allein, damit der Alkohol seine Schärfe verliert und sich das reiche Bukett entfalten kann. Eine 0,7-Liter-Flasche in Fassstärke kann so durchaus knapp einem Liter in Trinkstärke entsprechen.
Probierabend
Bis eine treffsichere Auswahl gemäß der eigenen Vorlieben möglich ist, braucht es entweder etliche Probierflaschen – Händler bieten viele sogenannte Samples mit 4 cl Inhalt zum Testen an – oder viel Ausdauer. Schneller geht es mit einem Whisky-Tasting, wie es viele Whisky-Händler oder spezielle Whisky-Bars anbieten. Dort bekommt man schon einen guten Eindruck von der Vielfalt und kann für vergleichsweise wenig Geld viele verschiedene Malts kosten.
Zum Beispiel beim schon traditionellen Nikolaus-Tasting des Kölner Händlers Cadenhead’s, der die Produkte des gleichnamigen unabhängigen Abfüllers und viele mehr vertreibt. Passend zum Weihnachtsgebäck gibt es hier etliche Raritäten zum Probieren. Zum Auftakt gab es in diesem Jahr einen Hazelburn der Destillerie Springbank aus der Region Campbeltown. Der 13 Jahre alte Whisky in Fassstärke mit 50,8 Prozent Alkohol bietet mit etwas Wasser verdünnt die Aromen von Torfrauch, Zitrusfrüchten, Nuss und Banane. Als Einzelfassabfüllung ist dieser Hazelburn limitiert auf 288 Flaschen. Die Cadenhead-Abfüllung kostet 75 Euro.
Es kam noch besser: Ein 26 Jahre alter Blair Athol, gereift im Sherryfass und limitiert auf 216 Flaschen, macht noch deutlich mehr Freude mit den Geschmacksnoten von Orange, Zimt, Vanille, Leder und Karamell. Mit etwas Wasser verdünnt krönt ein langer Abgang den Genuss. Für solch eine Flasche muss der Liebhaber 175 Euro berappen.
Der Star des Tastings war ein Macallan aus der Region Speyside. Dieser Whisky der Kult-Destille, die nach ihrem Verkauf leider alte Pfade verließ und mehr auf Massenproduktion setzte, schlummerte 26 Jahre in einem kleinen Bourbonfass. Der Macallan entfaltet Geschmacksnoten von Marzipan und Zitrusfrüchten, schmeckt harmonisch, cremig und ist mit einem sehr langen wärmenden Abgang gesegnet. Weil die älteren Macallan-Jahrgänge sehr begehrt und dieser Malt auf 162 Flaschen limitiert ist, kostet er bereits 245 Euro. Ungeöffnete Flaschen dürften in den nächsten Jahren sicher noch teurer werden.