Wein als Wertanlage Flüssige Kostbarkeiten im Bunker

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Gut gelagerter Wein vervielfacht seinen Wert

Dem Vernehmen nach haben auch der ehemalige Trainer des FC Manchester United, Sir Alex Ferguson, und der Musical-Komponist Andrew Lloyd Webber hier teuren Wein liegen, ebenso wie der auch in Deutschland aktive Finanzinvestor Guy Hands. Der hatte sich 1999 für umgerechnet knapp 135 Euro eine Flasche Champagner der Marke Salon aus der Lage Le Mesnil aus dem Jahr 1976 gekauft. An Weihnachten 2014 wollte er sich den edlen Tropfen anlässlich eines Jubiläums mit seiner Frau gönnen. Doch dann entdeckte er, dass der Wert des Champagners seit dem Erwerb um das 18-Fache gestiegen war. Die Flasche blieb verschlossen und wanderte zurück ins Depot.

Dort haben sich die Bestände in den vergangenen fünf Jahren um etwa ein Drittel vermehrt. Sie bleiben im Schnitt achteinhalb Jahre hier, zwei Jahre mehr als noch 2011. O’Brien führt die längeren Lagerzeiten auf die wachsende Popularität alternativer Anlageformen nach der Finanzkrise zurück. Statt in Aktien oder Anleihen werde vor allem Geld in Luxusgüter investiert. Außerdem waren die Preise für Spitzenweine in den vergangenen Jahren rückläufig, viele Investoren warten weiterhin auf eine Erholung. Immerhin ging es 2015 nicht weiter abwärts.

Der Klimawandel verändert den Weinanbau
Bei vier Grad Erwärmung lägen die Bedingungen der Champagne in England.
An der Südküste Australiens würde die Weinqualität leiden.
Auch in den USA würden sich die idealen Anbaugebiete verlagern.
Und in Neuseeland würde es für Weinanbau im Norden zu heiß.

„Nach vier Jahren fallender Preise hat sich der Markt für Spitzenweine zwar wieder stabilisiert“, schrieb etwa der britische Wine Investment Fund kürzlich, „der erhoffte Aufschwung blieb aber aus.“ Der von Bordeaux und Burgund dominierte Edelwein-Index Liv-Ex Fine Wine 100, eine Art Dax der Weinwelt, legte im Dezember um immerhin 0,6 Prozent zu. Dennoch notiert er noch etwa ein Drittel unter seinem historischen Hoch vom Herbst 2011.

Fachgerechte Lagerung verlängert das leben des Weins

„Wein ist wie ein lebendiges Wesen“, sagt Octavian-Verwalter Wadsworth. „Sein Lebenszyklus umfasst Jugend, Reife, Alter und Tod.“ Umso wichtiger ist Investoren und Gourmets, dass der Tod nicht vorzeitig durch ungünstige Umwelteinflüsse eintritt. Luftfeuchtigkeit, UV-Einstrahlung und Temperatur müssen genau kontrolliert, Erschütterungen auf ein Minimum reduziert werden. Aufgrund der tiefen Lage gibt es in der Mine kaum Vibrationen, der unterirdische Keller gilt sogar als bombensicher – ideale Bedingungen also für die Weinlagerung und -reifung.

Weintipps der Sommeliers für unter 10, 20 und 30 Euro

Wo heute edle Tropfen lagern, befand sich im 18. Jahrhundert ein riesiger unterirdischer Steinbruch. Hier wurde einst Bath Stone abgebaut, honiggelber Kalkstein. Noch heute prägt er die Fassaden des englischen Kurorts Bath, der bereits seit der Römerzeit für seine heißen Quellen berühmt ist. Im Jahr 1900 war mit dem Abbau Schluss, ab 1936 übernahm das britische Verteidigungsministerium den Steinbruch und nutzte ihn fortan als Munitionslager und Luftschutzbunker.

Aus dieser Zeit stammen die Betonfußböden ebenso wie das raffinierte Belüftungssystem: Schächte und riesige Ventilatoren, denen die Soldaten den Spitznamen „Brüllender Hai“ verpassten, sorgen für den notwendigen Luftaustausch. Nach dem Ende des Kalten Krieges kaufte der britische Geschäftsmann Nigel Jagger 1989 das unterirdische Labyrinth. Der Selfmademan aus Nordengland beschäftigt dort heute 110 Mitarbeiter.

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