Wertverlust des Rubels Russische Konzerne müssen Rubel mit Devisenverkäufen stützen

Der Wertverlust des Rubel macht Russland weiter zu schaffen: Fünf staatlich kontrollierte Unternehmen müssen ihre Devisenüberschüsse verkaufen. Medwedew gibt anderen Ländern die Schuld an der misslichen Wirtschaftslage.

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Der Wertverlust des Rubels macht Russland weiter zu schaffen. Quelle: dpa

Russland hat angesichts des Wertverfalls seiner Währung fünf große Exportfirmen zum Verkauf ihrer Devisenüberschüsse verpflichtet. Die Regierung in Moskau stellte eine entsprechende Order am Dienstag auf ihre Internetseite. Demnach müssen der Erdgasproduzent Gazprom, die Ölfirmen Rosneft und Zarubezhneft sowie die Diamantenfirmen Alrosa und Kristall ihre überschüssigen Währungsreserven veräußern. Mit den Verkäufen soll der Rubel gestützt werden, der seit Jahresbeginn die Hälfte seines Wertes verlor.

Zwei der betroffenen Konzerne sind zu 100 Prozent staatlich, die anderen drei stehen unter staatlicher Kontrolle. Die fünf Unternehmen dürfen nun bis März 2015 ihr Vermögen in ausländischer Währung nicht über den Stand von Oktober bringen, hieß es.

Putins Folterwerkzeuge im Sanktionskrieg

Die Wirtschaft des Landes leidet unter dem Verfall des Ölpreises und den Sanktionen, die westliche Länder im Zuge des Konflikts um die Ostukraine verhängten. Zusammen mit dem ukrainischen Griwna ist der Rubel weltweit diejenige Währung mit dem höchsten Wertverlust in diesem Jahr. Allein vergangene Woche verlor er zeitweise um mehr als 20 Prozent.

Trotz der derzeitigen Krisenlage verfolge Russland seine strategischen Ziele weiter und werde die Sozialausgaben aufrecht erhalten, sagte Regierungschef Dmitri Medwedew am Dienstag auf einem Treffen seiner Partei Einiges Russland. Hielte Moskau nicht an den Ausgabenplänen fest, liefe das Land 2015 Gefahr, in eine „tiefe Rezession“ zu stürzen, betonte er. Anfang Dezember hatte Russland erstmals eingeräumt, 2015 in die Rezession abzugleiten.

Wo deutsche Unternehmen in Russland aktiv sind
E.On-Fahnen Quelle: REUTERS
Dimitri Medwedew und Peter Löscher Quelle: dpa
Dem Autobauer bröckelt in Russland die Nachfrage weg. Noch geht es ihm besser als der Konkurrenz. Martin Winterkorn hat einige Klimmzüge machen müssen - aber theoretisch ist das Ziel erreicht: Volkswagen könnte in Russland 300.000 Autos lokal fertigen lassen. Den Großteil stellen die Wolfsburger in ihrem eigenen Werk her, das 170 Kilometer südwestlich von Moskau in Kaluga liegt. Vor gut einem Jahr startete zudem die Lohnfertigung in Nischni Nowgorod östlich Moskau, wo der einstige Wolga-Hersteller GAZ dem deutschen Autoriesen als Lohnfertiger zu Diensten steht. Somit erfüllt Volkswagen alle Forderungen der russischen Regierung: Die zwingt den Autobauer per Dekret dazu, im Inland Kapazitäten aufzubauen und einen Großteil der Zulieferteile aus russischen Werken zu beziehen. Andernfalls könnten die Behörden Zollvorteile auf jene teuren Teile streichen, die weiterhin importiert werden. Der Kreml will damit ausländische Hersteller zur Wertschöpfung vor Ort zwingen und nimmt sich so China zum Vorbild, das mit dieser Politik schon in den Achtzigerjahren begonnen hat. Die Sache hat nur einen Haken: Die Nachfrage in Russland bricht gerade weg - nicht im Traum kann Volkswagen die opulenten Kapazitäten auslasten. 2013 gingen die Verkäufe der Marke VW um etwa fünf Prozent auf 156.000 Fahrzeuge zurück. Wobei die Konkurrenz stärker im Minus war. Hinzu kommt jetzt die Sorge um die Entwicklungen auf der Krim. VW-Chef Martin Winterkorn sagte der WirtschaftsWoche: "Als großer Handelspartner blicekn wir mit Sorge in die Ukraine und nach Russland." Er verwies dabei nicht nur auf das VW-Werk in Kaluga, sondern auch auf die Nutzfahrzeugtochter MAN, die in St. Petersburg derzeit ein eigenes Werk hochfährt. Der Lkw-Markt ist von der Rezession betroffen, da die Baukonjunktur schwächelt. Quelle: dpa

Medwedew sagte, die kürzliche erfolgte, drastische Erhöhung des Leitzinses auf nunmehr 17 Prozent sei lediglich eine vorübergehende Maßnahme. Am Dienstag ließ der Druck auf den Rubel weiter nach, er erholte sich um zwei Prozent und markierte einen Wechselkurs von 54 je Dollar. Der drastische Wertverfall hatte in den vergangenen Tagen in Russland zu Panikkäufen geführt.

In seiner Rede machte Medwedew andere Länder für die kritische Lage verantwortlich. Russlands Wirtschaft befinde sich in einer schlechteren Situation als während der Krise 2008, weil „eine Anzahl von Ländern“ die Wirtschaft vom Wachsen abhalte, sagte er in klarer Anspielung an die Sanktionen des Westens. Einige treffen Russlands Unternehmen hart, etwa die Schließung der Kapitalmärkte. Damit können sich die Konzerne derzeit keine frischen Kredite holen.

Anfang Dezember hatte die Regierung in Moskau erstmals eingeräumt, dass die Sanktionen das Land hart treffen und für 2015 eine Rezessionsgefahr bestehe. Das Wirtschaftsministerium stutzte seine Prognose für 2015 von dem bisher angenommenen Wachstum von 1,2 Prozent auf einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent.

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