Die Wohlhabenden halten an den Weihnachtstagen gerne Familienrat – und dann geht es meist um die Weitergabe des Vermögens an die jüngeren Generationen. „Gerade die großen vermögenden Familien kommen oft nur einmal im Jahr alle zusammen – und das ist nun mal in der Weihnachtszeit“, weiß Stephan Buchwald. Er berät mit seiner Firma Kontora Family Office in Hamburg zirka 30 Familien und Non-Profit-Organisationen mit einem Gesamtvermögen von rund drei Milliarden Euro.
„Häufig spielt bei den Weihnachtstreffen das zu Ende gehende Steuerjahr bei den Familientreffen eine große Rolle“, erzählt Buchwald, der bei diesen Gesprächen rund ums Geld moderiert und berät. „In diesem Jahr etwa galt es, noch schnell die Möglichkeiten der steuerfreien Übertragung von Betriebsvermögen zu nutzen. Aber es geht auch um Geschenke, die der vorgezogenen Vermögensübertragung dienen.“
Seit Ausbruch der Finanzkrise wird Buchwald zufolge in diesen Kreisen immer öfter dauerhaft Werthaltiges verschenkt, dafür immer seltener das schicke Sport-Cabrio. „Die Geschenke sollen weniger dem Konsum dienen. Stattdessen sind Sachwerte gefragt. Da bekommt der erwachsene Sohn auch schon mal den Ein-Kilo-Goldbarren. Ein kleines Päckchen von der Größe eines Schokoladenriegels, dafür aber hohem Gewicht und einem Wert von rund 42.000 Euro“, berichtet Buchwald. Auf Wunsch der Familien besorgt er das physische Gold bei Banken oder Goldhändlern.
Solch teure Geldgeschenke sind sicher selten. An Weihnachten geben sich aber auch Durchschnittsdeutsche spendabel: Rund 285 Euro hat der Durchschnittsbürger 2012 für Weihnachtsgeschenke eingeplant, hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelt. Ein Großteil davon wird für Konsumartikel ausgegeben. Aber immer öfter liegen auch einfach Geld, Gold oder hochwertiger Schmuck untern Baum. Weihnachten 2012 wird die Hälfte der Deutschen Bares verschenken, war jüngst in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Das Geldgeschenk wirft damit jedes andere Weihnachtsgeschenk aus dem Rennen. Kein Wunder, denn Studien weisen darauf hin, dass Geschenke, die man sich selbst aussucht, am ehesten zufrieden machen. Auch nach Weihnachten sind die Konsumtempel daher meist voll, die Schlangen an den Kassen lang.
Aber es ist noch immer Krise. Viele fürchten wegen der Schuldenkrise und der damit verbundenen Geldschwemme der Zentralbanken künftige Vermögensverluste durch die beständige und womöglich noch deutlich steigende Geldentwertung, sprich Inflation. Was also liegt da näher, als das Geld, Gold und Geschmeide zu einer Notfallreserve zu machen oder für größere Anschaffungen in der Zukunft vorerst zukunftssicher auf die Seite legen?
Ist nur Bares auch Wahres?
Geldgeschenke machen die Handhabung nur vermeintlich einfach. Einfach aufs Konto oder ins Sparschwein packen – schon fertig? Je nachdem, wie lange das Geld noch liegen soll, ist diese Vorgehensweise nicht sehr clever. Denn Sparschwein oder Girokonto bringen keine oder fast keine Zinsen. Gleichzeitig sorgt die Inflation dafür, dass mit den Jahren die Kaufkraft der Euros allmählich schwindet.
„Kinder und Jugendliche sollten zum Sparen angeleitet werden, statt sich nur dem Konsum zu widmen“, meint Max Herbst von der unabhängigen FMH Finanzberatung. „Voraussetzung dafür ist, dass sie sich mit dem Sparen und Geldanlegen beschäftigen. Dazu gehört auch die Frage, wo es höhere Zinsen für ihre Ersparnisse gibt, als die üblichen 0,25 bis 0,5 Prozent beim Sparbuch oder Sparkonto der Bank.“
Wofür, wie lange und womit sparen?
Dabei sollten Sparer sich vor allem darüber klar werden, wann sie das Geld brauchen könnten. Die Frage der Verfügbarkeit und Flexibilität im Umgang mit dem angesparten Sümmchen ist da entscheidend. Herbst hält die jederzeitige Verfügbarkeit gerade für Jugendliche für extrem wichtig: „Lange Bindungsfristen oder Sparpläne sind vielleicht erzieherisch sinnvoll, psychologisch jedoch für die jungen Sparer eher schlecht. Schließlich kann in ihrem Leben viel passieren, was den schnellen Zugriff auf das Geld erfordert – etwa die spontane Urlaubsreise mit der neuen Freundin.“
Wer einen höheren Betrag von mehreren tausend Euro zu Verfügung hat und sicher ist, dass er das Geld in naher Zukunft nicht braucht, kann das Geld auch fest anlegen oder in riskantere Anlagen wie Aktien, Fonds oder Anleihen stecken. Wer für seine Ersparnissen möglichst viel Rendite rausholen will, muss sich aber vor allem über eins im Klaren sein: Eine hohe Verzinsung gibt es nur gegen ein höheres Verlustrisiko.
Tagesgeld vs. Festgeld
Wer es also unkompliziert und sicher mag, hat nicht allzu viele Möglichkeiten – schon gar nicht mit kleineren Beträgen. Ein Tagesgeldkonto, das viele Banken auch kostenlos anbieten, ist aufgrund der täglichen Verfügbarkeit sehr flexibel und zudem einfach in der Handhabung. Allerdings sind die Zinsen nicht gerade üppig: Die besten Anbieter verzinsen Tagesgeld gerade mal mit 2,05 Prozent. Bei einer Inflationsrate, die derzeit um die Zwei-Prozent-Marke schwankt, ist das ein Nullsummenspiel.
Zinsen ohne Risiko
Zudem können sich bei Tagesgeldkonten praktisch jederzeit die Zinsen ändern. Solange die Schuldenkrise nicht gelöst ist, weist der Trend wohl weiter nach unten. Noch liegen die Zinsen zumindest deutlich höher als beim klassischen Sparbuch mit dreimonatiger Kündigungsfrist und jämmerlichen 0,5 Prozent Zinsen.
Besser fahren Sparer mit Festgeldkonten. Die haben aber den Nachteil, dass der Sparer während der Laufzeit an sein Geld nicht rankommt. Dafür gibt es bei einer Spardauer von zwei Jahren derzeit maximal 2,5 Prozent, für drei Jahre 3,25 Prozent und für vier Jahre 3,5 Prozent. Anders als beim Tagesgeld ist dieser Zins fix, kann von der Bank also nicht einfach während der Laufzeit geändert werden. Selbst die 3,5 Prozent, die nur die besten Anbieter offerieren, sind nicht gerade die Rendite-Rakete.
Aber sie gleichen zumindest den Kaufkraftverlust durch die Inflation aus, sollte diese nicht signifikant über derzeit üblichen zwei Prozent jährlich steigen. Ein Beispiel: Hat ein Sparer 1000 Euro im Sparschwein und liegt die jährliche Inflation bei besagten zwei Prozent, beträgt seine Kaufkraft nach vier Jahren nur noch dem heutigen Gegenwert von 922 Euro – ein Verlust von 7,8 Prozent. Steigt die Inflation auf drei Prozent, bleiben nur noch 885 Euro.
Legt er die 1000 Euro jedoch für vier Jahre auf ein Festgeldkonto mit 3,5 Prozent Zinsen, steigt sein Guthaben bis zum Laufzeitende auf 1147,53 Euro. Nach Abzug des Kaufkraftverlustes von 7,8 Prozent für die zweiprozentige Inflation bleibt ihm eine Kaufkraft von heutigen 1058,01 Euro. Die reale Rendite beträgt somit 5,8 Prozent nach vier Jahren. Immerhin hat der Sparer so ein kleines Kaufkraftplus in der Tasche.
Wer ein Sparbuch geschenkt bekommt und so nachrechnet, kommt schnell zu dem Schluss, dass sein Geld auf einem Tages- oder Festgeldkonto besser aufgehoben ist.
Geldexperte Herbst rät zu einer gemischten und flexiblen Strategie: „Am sinnvollsten ist es, das Geld vom Sparbuch auf Tages- und Festgeld aufzuteilen. So profitiert der Sparer sowohl von der jederzeitigen Verfügbarkeit, als auch von den höheren Zinsen für Festgeld.“
Gold profitiert von Inflation
Liegt statt Geld doch ein wenig Gold unter dem Christbaum oder kaufen Beschenkten von Ihrem geschenkten Geld Goldmünzen oder Barren, brauchen sie sich zunächst keine Sorgen um die Inflation machen. Denn der Goldpreis wird langfristig immer mit der Inflation steigen. Gold ist nur in endlichen Mengen vorhanden und ist anders als der Euro nicht in unbegrenzten Mengen produzierbar. Goldkäufer oder Besitzer haben ein ganz anderes Problem. Denn Gold ist zunächst einmal eine Handelsware, deren Preis sich durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bildet – und daher kurzfristig auch mal stärker schwanken kann, als die reine Inflationsrate plausibel sein lässt. Zudem bietet Gold keine Verzinsung, also keine typische Sparer-Rendite.
Gold als Versicherung
Die Stärken des Goldes zeigen sich, wenn in Krisenzeiten der Goldpreis steigt. Denn Gold gilt als wertstabil, es behält seine Kaufkraft – egal in welcher Währung. Damit erfüllt es vor allem die Funktion einer Versicherung für den Fall eines Währungszusammenbruchs.
Wer Gold verkaufen möchte, sollte aber berücksichtigen, dass auch die Händler davon leben wollen. Martin Siegel, Geschäftsführer beim Goldhändler Westgold, sieht die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs einer Krügerrand-Goldmünze mit einem Goldfeingewicht von einer Unze bei etwa drei Prozent. „Je kleiner die Goldmenge, umso größer die Handelsspanne. Bei einer halben Unze Gold liegt die Spanne bereits bei 3,8 Prozent, bei einer Viertelunze schon bei sechs Prozent. Vor dem Verkauf muss dann der Goldpreis schon um sechs Prozent gestiegen sein, damit der Goldanleger kein Verlustgeschäft macht, sagt Siegel.
„Ein-Gramm-Barren, wie sie auch von Banken für etwa 50 Euro verkauft werden, sind unter Anlagegesichtspunkten vollkommen witzlos, weil sie mit hohen Nebenkosten belastet sind. Dementsprechend wenig bringt ein Verkauf. Das ist kein Anlagegold.“ Goldbarren sind erst ab einem Gewicht von 100 Gramm eine sinnvolle Anschaffung für Anleger. Derzeit kostet ein 100-Gramm-Barren etwa 4090 Euro und bringt beim Ankauf durch den Goldhändler 3990 Euro – ein Abschlag von knapp 2,5 Prozent.
Anlagegold zeichnet sich dadurch aus, dass sich der Preis sehr nah am Gegenwert des Goldgehalts und Goldgewichts orientiert. So fallen für eine Krügerrand-Münze die Kosten für Prägung und Gestaltung der Münze praktisch kaum ins Gewicht. Beim Verkauf ist sogar der Zustand der Münze gleichgültig – für eine zerkratzte Münze gibt es nicht weniger als für eine unberührte, glänzend polierte und prägefrische Münze. Lediglich Münzen, die so zerstört sind, dass sie sich nicht mehr für den Wiederverkauf eignen, werden eingeschmolzen. Dafür erhält der Verkäufer fünf bis zehn Prozent weniger, als das Gold wert ist.
Sammlermünzen hingegen erzielen Preise, die mitunter deutlich vom Gegenwert des Goldgehalts abweichen. Hier sind Zustand, Motiv, Seltenheit und Vertriebskosten ebenfalls wichtig Werttreiber. Und wie bei allen Sammelobjekten gilt: Die Münze ist nur so viel Wert, wie der Verkäufer zu zahlen bereit ist. Sind bestimmte Sammlermünzen zum Zeitpunkt des Verkaufs gerade nicht gefragt, sinkt der Wert.
Schmuck und Edelsteine als Wertanlage
Auch Schmuck und Edelsteine sind ein beliebtes Geschenk. Allerdings bezweifelt Siegel, dass es sich als werthaltiges Geschenk sinnvoll in Geld oder Gold umsetzen lässt, wenn es dem Beschenkten nicht gefällt. „Wer Goldschmuck verkaufen will, erhält oftmals nur die Hälfte des Kaufpreises, weil der Goldschmied für Verarbeitung und Gestaltung schnell den doppelten Preis von dem verlangt, was das enthaltene Gold wert ist. Oft sind es sogar nur 30 bis 40 Prozent des Anschaffungspreise, die Ankäufer zu zahlen bereit sind.“ Bei Silberschmuck wären die Spannen zum Edelmetallwert sogar noch größer, so der Westgold-Geschäftsführer.
Daher lohne sich das „versilbern“ in der Regel nicht. Selbst bei Silberbarren ist die Spanne sehr groß. So liegen zwischen An- und Verkaufspreis eines Ein-Kilo-Barrens stolze 255 Euro bei einem Verkaufspreis von knapp 940 Euro. Nur für den nominellen Werterhalt muss der Silberpreis vor einem Verkauf somit schon um rund 27 Prozent steigen. Das liegt auch an der Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Gold ist dagegen Mehrwertsteuerfrei.
Schmuck ist keine Geldanlage
Ist der Goldschmuck jedoch ein Geschenk, mag manchem Geschmeidebesitzer auch der Kaufpreis relativ egal sein. Wer also Goldschmuck zu Geld machen will, findet hierzulande ein unüberschaubare Vielfalt an Geschäften für den An- und Verkauf von Gold. Mancherorts verdrängen die Goldhändler bereits die Ramschboutiquen aus den Fußgängerzonen. Bei ihnen lassen sich Schmuck, Zahngold oder auch Goldmünzen in bare Euros umwandeln, aber ebenso Anlagegold wie Barren oder Münzen kaufen. „Deutschland ist wohl der am besten erschlossene Goldmarkt der Welt. Vor allem beim Anlagegold herrscht gnadenlose Konkurrenz, die Preise für An- und Verkauf liegen meist nahe am Goldpreis der Börse“, sagt Martin Siegel.
Für den Handel mit Schmuck gilt jedoch: Viele Händler setzen auf die Unwissenheit der Kunden. „Beim Schmuckverkauf lohnt sich ein Preisvergleich immer. Zehn Prozent Abschlag auf den Wert des enthaltenen Goldes müssen Kunden einkalkulieren. Ist es mehr, sollte man einen anderen Händler suchen.“
Ähnlich schwierig ist der Umgang mit Juwelen, Diamanten, Edelsteinen – egal, ob gefasst im Schmuckstück oder als Einzelstück. Der Markt ist für Sparer und Anleger zu kompliziert. Für eine Bestimmung des Preises sind viele Informationen nötig: Reinheit, Farbgebung, Schliff, Gewicht und Seltenheit lassen sich da am ehesten mit einem Gutachten ermitteln. Das erhöht natürlich den Nebenkosten und vergrößert den Preisabstand zum reinen Materialwert. Zudem gibt es keinen Börsenpreis pro Karat, an dem sich Edelsteinbesitzer orientieren könnten. Dazu sind Juwelen im Vergleich zu Gold ohnehin ein viel zu inhomogenes Gut.
Marktgängige Steine mit einer halbwegs standardisierten, zertifizierten Qualität werden zudem vorrangig im Profi-Bereich gehandelt, Privatanleger bleiben außen vor. „Selbst beim Diamanten mit Zertifikat müssen Profis mit einer Spanne von zehn Prozent zwischen An- und Verkauf leben. Bei einem Rubin etwa können es auch schnell hundert Prozent sein“, schätzt Goldhändler Siegel.
Unter dem Aspekt der werthaltigen Geldanlage sind also Schmuckstücke und Edelsteine nicht zu empfehlen. Aber zweifellos haben sie ihren Wert und sind dem privaten Vermögen zuzurechnen. Damit sie ihren Wert tatsächlich steigern, muss in der Regel sehr viel Zeit vergehen. Kommt aber die Freude an schönen, teuren Ringen, Ketten und Broschen noch hinzu, bescheren sie ihrem Träger und den Erben einen Nutzen, der nicht mit einem Sparzins vergleichbar ist. Wem Zinsen und Vermögenserhalt jedoch wichtiger sind, sollte sich und andere lieber mit Geld und Gold beschenken – ganz so, wie es auch die Vermögenden in Hamburg tun.