Wieder sicherer Hafen? Gold als Investment boomt

Gold gilt als Krisenwährung in turbulenten Zeiten – mit dieser Erwartung haben Anleger in den vergangenen Jahren aber viel Geld verloren. Doch nun steigen Spekulanten ein und der Preis steigt. Was steckt dahinter?

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Gold gilt weiterhin als sicherer Anlegerhafen. Quelle: dpa

Die Not vieler Anleger ist groß: Klassische Sparanlagen werfen wegen der Zinsflaute kaum noch etwas ab, bei Staatsanleihen müssen Investoren zum Teil sogar drauflegen. Gold steht daher hoch im Kurs - auch weil das Edelmetall als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten gilt. Das Interesse der Investoren ist so groß wie nie zuvor, das treibt den Preis in die Höhe.

„Der Goldpreis ist ein Fieberthermometer und die Temperatur ist derzeit hoch“, sagt Commerzbank-Experte Eugen Weinberg. Aus seiner Sicht ist das Edelmetall bei Investoren derzeit vor allem als sicherer Hafen beliebt. Sorgen um die Konjunkturentwicklung Chinas, das Brexit-Votum, die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA, geopolitische Krisenherde wie der Nahe Osten oder der Konflikt zwischen China und den Philippinen im südchinesischen Meer sorgten für Unruhe.

Weinberg rechnet damit, dass der Goldpreis langfristig weiter steigt. Derzeit müssen Käufer für eine Feinunze (31,1 Gramm) etwa 1340 Dollar hinblättern. Zu Jahresanfang waren es noch rund 1075 Dollar. Selbst der sonst in den Sommermonaten Juli bis September häufig einsetzende Preisrückgang ist bisher ausgeblieben. „Scheinbar wird Gold weiterhin unter anderem aus Sicherheitsaspekten nachgefragt“, erläutert Michael Blumenroth, Goldmarktexperte der Deutschen Bank.

Diese Substanzen sind teurer als Gold
Platz 10: MethamphetaminKosten: 95 Euro pro Gramm Hoher Grammpreis, aber billig im Vergleich zu anderen Drogen: Unter dem Modenamen Crystal Meth gilt Methamphetamin heutzutage als am schnellsten zerstörende Droge überhaupt. Der Gebrauch führt unter anderem zu Karies und Zahnausfall. Quelle: dpa
Platz 9: KokainKosten: 470 Euro pro Gramm Kokain gilt als die Partydroge in besseren Kreisen. Besser Finger weg: Kokain hat ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Quelle: dpa
Platz 8: LSDKosten: 2.300 Euro pro Gramm Lysergsäurediethylamid, kurz LSD genannt, ist in Deutschland ein nichtverkehrsfähiges Betäubungsmittel. Der unerlaubte Gebrauch ist strafbar. In zahlreichen anderen Ländern, wie den USA, ist die Droge verboten. Quelle: dapd
Platz 7: PlutoniumKosten: 3.150 US-Dollar pro Gramm Die Atombombe, die 1945 auf Nagasaki fiel, trug Plutonium als Spaltmaterial in sich. Außer militärischen Zwecken dient Plutonium auch der Energiegewinnung. Es entsteht aus dem Uran der Brennelemente in Atomkraftwerken.   Quelle: REUTERS
Platz 6: TaaffeitKosten: 2.000 bis 15.750 Euro pro Gramm Der irische Forscher Richrd Taaffe entdeckt den Edelstein bei einem Schmuckkauf 1945. Wegen seiner hohen Seltenheit dient er bis heute nur als Schmuckstück. Quelle: Rob Lavinsky, iRocks, Creative Commons, CC BY-SA 3.0
Platz 5: TritiumKosten: 23.616 Euro pro Gramm Tritium ist ein Nebenprodukt der Kernspaltung und kommt auf natürliche Weise nur in der Stratosphäre vor. Damit lassen sich in der Medizin bestimmte Substanzen markieren. Außerdem ist der Stoff fester Bestandteil von Atombomben. Quelle: dpa
Platz 4: DiamantenKosten: ein farbloser Stein von einem Karat kann über 50.000 Euro pro Gramm kosten Diamanten machen was her und sind der härteste natürliche Stoff der Welt. Ihr Aussehen macht sie zu Kostbarkeiten der Schmuckbranche, ihre Härte zu einem begehrten Schneidstoff in der Industrie. Quelle: AP

Gold gilt zwar als sicherer Hafen, doch knapp fünf Jahre lang haben Anleger mit dieser Erwartung viel Geld verloren. Trotz der Unsicherheiten um den Verbleib von Griechenland in der Euro-Zone und der drohenden Insolvenz des südeuropäischen Landes sowie des militärischen Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine erlebte das Edelmetall einen Kursrückgang um mehr als 40 Prozent. Der Preis fiel Anfang 2011 bis Ende 2015 vom Rekordhoch in Höhe von 1921 auf 1053 US-Dollar.

Doch auch die Charttechnik spricht mittlerweile für weiter steigende Preise. „Nach der Anstiegswelle seit Juni dieses Jahres konsolidiert das Gold seit Anfang/Mitte Juli bisweilen sehr konstruktiv“, meint der technische Analyst Holger Struck. Sollte der Preis nicht mehr unter die Marke von 1312/1300 US-Dollar fallen, geht Struck von Kursen von 1500 Dollar noch in diesem Jahr aus. Den Unterstützungsbereich von rund 1300 Dollar können Anleger als Stopp-Loss-Marke nutzen, um bei fallenden Kursen die Verluste zu begrenzen.

Das Edelmetall wirft zwar keine Zinsen ab, lockt aber mit dem Versprechen von Sicherheit und Wertsteigerung. Gold als Investment boomt derzeit: Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 617 Tonnen Gold für die Geldanlage gekauft. Der Wert hat sich gegenüber dem vierten Quartal 2015 mehr als verdreifacht, als nur 205 Tonnen dafür gekauft werden. Die Notenbanken haben im ersten Quartal dieses Jahres 109 Tonnen käuflich erworben, 481 Tonnen wurden als Schmuck weiterverarbeitet, 80 Tonnen für technologische Anwendungen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%