Zahlungsrichtlinie PSD2 Was sich im Januar an Ihrem Konto ändert

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Kommt jetzt die Flut neuer Anbieter?

Bedeutet die Umsetzung der Richtlinie für Kunden, dass sie im Januar nun von haufenweise neuen Digitaldienstleistern umgarnt werden? Eher nicht, sagt Sontheimer. „Es gibt schon so viele Drittdienstleister auf dem deutschen Markt, ich glaube nicht, dass im kommenden Jahr eine Flut neuer Anbieter auf die Kunden zukommt“, sagt Sontheimer.

Vielmehr stelle sich für die Bankbranche derzeit noch die Frage, wie sie die Daten der Kunden nutzbar machen können. „Bislang gibt es keinen akzeptierten gemeinsamen technischen Standard, wie Banken die Kontodaten mit anderen Anbietern über die sogenannten APIs teilen“, sagt Sontheimer. „Das hemmt viele Finanzinstitute noch, neue Dienstleistungen anzubieten und zu entwickeln.“

Auch die in Deutschland bereits etablierten Anbieter tun sich schwer, Kunden von ihrem Dienst zu überzeugen. Über den Zahldienstleister Sofortüberweisung wickelten deutsche Kunden bislang etwa nur gut zwei Prozent ihrer Zahlungen für Onlinebestellungen ab. Über Paypal floss dagegen bei 18 Prozent der Zahlungen das Geld.

Warum die Nutzer kaum auf Sofort Überweisung setzen: Anders als bei Paypal, wo Nutzer nur ihre Kontodaten hinterlegen, müssen sie Sofortüberweisung mit Zugangsnummer und Login-Passwort direkten Zugriff auf ihr Konto geben.

Doch damit haben die meisten Bankkunden bislang gegen die Geschäftsbedingungen ihrer Hausbank verstoßen. Die fordert nämlich von ihnen: Teile die Zugangsdaten nicht mit Dritten.

Nach Ansicht des Bundesgerichtshofs ist diese Forderung völlig berechtigt. Er entschied im Sommer, dass Onlinehändler Sofortüberweisung deshalb nicht als einzige kostenlose Zahlmöglichkeit anbieten dürfen. 

Nach gut einem halben Jahr wird diese Entscheidung ab dem 13. Januar hinfällig sein. Dann ist die Weitergabe der Daten an andere Finanzdienstleister völlig legitim. Und so fluten gerade neue Geschäftsbedingungen der Banken die Postfächer von deutschen Bankkunden. Entsprechende Passagen, die die Weitergabe der Daten verbieten, können so drastisch nicht mehr formuliert werden. Ob sie ganz wegfallen können, ist aber noch nicht klar.

Das Start-up Numbrs aus der Schweiz managt und verknüpft mit seiner App bereits die Bankdaten der Nutzer; nach eigenen Angaben allein in Deutschland 1,5 Millionen Konten. So können die Nutzer gemeinsam angeordnet die Buchungen ihrer verschiedenen Konten kontrollieren, oder sich die Ausgaben aller Konten auswerten lassen.

Wer die App installiert und seine Konten verknüpft, erklärte sich bislang ausdrücklich damit einverstanden, nicht gegen die Bedingungen seiner Hausbank zu verstoßen. Dass diese Erklärung im Januar komplett wegfällt, konnte Numbrs im November 2017 noch nicht bestätigen, weil die gesetzlichen Richtlinien für PSD2 nicht definitiv feststehen. Man werde sich aber streng an den gesetzlichen Richtlinien orientieren.

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