Zentralbanken Wie lange kann das Ponzi-Spiel noch gutgehen?

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"Boom" durch Vertrauen

Wie lange kann das gutgehen? Im ungedeckten Papiergeldsystem steht und fällt alles mit dem Kredit. Angebotsseitig können die Zentralbanken den Kredit bis ins Unendliche anwachsen lassen. Für sie gibt es schlichtweg keine Begrenzung, die Kredit- und Geldmengen auszuweiten. Sie sind schließlich die Monopolisten der Fiat-Geldproduktion.

Selbst wenn sich private Geschäftsbanken aus dem Kreditgeschäft zurückziehen, können die Zentralbanken die Kredit- und Geldmenge in der Volkswirtschaft erhöhen. Beispielsweise indem sie selbst Kredite vergeben und Schuldpapiere kaufen. Was das Fiat-Geldsystem stürzen kann, ist nicht das Kredit- und Geldangebot, sondern die Geldnachfrage.

von Hans Jakob Ginsburg, Frank Doll, Yvonne Esterházy, Malte Fischer, Jacqueline Goebel, Jürgen Salz, Martin Seiwert

Solange die Menschen Vertrauen haben in das Fiat-Geld und es zu Transaktions- und Sparzwecken halten, geht auch der „Boom“ weiter, und der „Bust“ kommt nicht zum Zuge. Dass es mit dem Spuk plötzlich, über Nacht, ein Ende haben könnte, ist zwar nicht unmöglich, aber doch recht unwahrscheinlich.

Denn dazu müsste die Nachfrage nach Fiat-Geld einbrechen, eine „Flucht aus dem Fiat-Geld“ müsste einsetzen. Bislang gibt es dafür keine Anzeichen, selbst nach den Erschütterungen durch die jüngste Finanzkrise nicht. Bekanntlich braucht es viel Zeit, bis sich die Geldhaltungs- und Ersparnisgewohnheiten der Menschen ändern. So schnell wird es daher wohl keinen Kollaps des Fiat-Geldsystems geben.

Vor Geldentwertung auf der Hut sein

Die Zentralbanken vergrößern mit ihrer Niedrigzinspolitik und Geldmengenvermehrung die weltweiten Ungleichgewichte. Das Auf und Ab auf den Finanzmärkten dürfte daher zunehmen. Der allseits gefürchtete „Crash“, der die Aktien- oder gar Anleihekurse ins Bodenlose fallen lassen könnte, wird jedoch vermutlich bis auf weiteres ausbleiben.

Denn die Zentralbanken würden ungeniert und unter dem Beifall der Öffentlichkeit die elektronische Notenpresse anwerfen, wenn die Vermögenspreise, vor allem die Aktienkurse, auf breiter Front absacken.

Damit der Boom nicht in einen Bust umschlägt, werden die Zentralbanken alles daran setzen, die Kredit- und Geldmengen auszuweiten und damit auch die Inflation hochzuhalten.

Als Monopolisten der Geldproduktion wird ihnen das auch gelingen. Die Zentralbanken können Staats-, Banken- und Unternehmensschulden in großem Stil monetisieren. Sie können mit neu geschaffenem Geld finanzierte Konsumgutscheinen ausgegeben oder neue Geldscheine aus dem Helikopter über den Volkswirtschaften abwerfen. Angesichts der Logik, mit der das Fiat-Geldsystem gehandhabt wird, sollten langfristorientierte Sparer und Investoren daher vor Geldentwertung auf der Hut sein – auch wenn die derzeitige Preisentwicklung etwas anderes nahelegt.

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