Zschabers Börsenblick
Lebensmittelkonzern Nestlé entwickelt innovative Ideen für die Ernährung. Quelle: REUTERS

Investieren in die Ernährung von Morgen

Die Lebensmittelbranche steht angesichts einer rasant wachsenden Menschheit vor großen Herausforderungen. Zwar geht es nicht um Haute Cuisine, trotzdem gibt es Entwicklungen, die auch Anlegern schmecken könnten.

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Haben Sie schon einmal ein Hähnchen aus dem Reagenzglas gegessen? Das hört sich nicht so lecker an, meinen Sie? In jedem Fall dürfte die Gourmet-Welt nicht wirklich darauf gewartet haben. Und doch sind die Aktivitäten, die einige Unternehmen bei der künstlichen Erzeugung von Fleisch an den Tag legen, ziemlich spannend, nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht.

Es gibt einige Probleme zu lösen auf diesem Planeten und dazu gehört zweifelsohne auch die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die Herausforderung ist enorm, ihr Ausmaß lässt sich gut beziffern: Fast zehn Milliarden Menschen könnten bis 2050 auf der Erde leben – und alle müssen etwas essen. Bereits heute stoßen manche Bereiche der Nahrungsbeschaffung an ihre Grenzen: Meere sind überfischt, Ackerland verdrängt Regenwald. Überhaupt die Landwirtschaft: Sie produziert so viel CO2, dass die Klimaziele, die sich die Weltgemeinschaft gesteckt hat, in Gefahr sind. Das Ganze hat also auch eine ökologische Komponente.

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Google und Wiesenhof sind dran

Zurück zum Reagenzglas. Schon heute ermöglichen Lösungen, Fleisch in Bioreaktoren künstlich zu züchten: Genetische Technologien ermöglichen es, Zellen, die einem lebenden Tier entnommen werden, zu vermehren und in einer Art Kultur zu Fett und Muskeln wachsen zu lassen. In der perfekten Welt könnte das Ergebnis dieses Prozesses etwa ein Rinderfilet sein. Zwar ist die Technik bei weitem noch nicht so ausgereift – ein auf diese Weise gezüchteter Retorten-Burger konnte die Tester vor einigen Jahren geschmacklich überhaupt nicht überzeugen. Allerdings arbeiten Unternehmen wie ein von Google-Gründer Sergey Brin unterstütztes Start-up an Verbesserungen. Auch der Geflügelfleischkonzern PHW, zu dem die Marke Wiesenhof gehört, sorgte jüngst mit der Beteiligung an einem Jungunternehmen, das sich auf im Reagenzglas gewachsenes Hähnchenfleisch spezialisiert hat, für Schlagzeilen.

Sollte die Arbeit der Unternehmen Erfolg haben, könnten Tiertransporte und Schlachtungen zumindest deutlich reduziert werden. Der ebenfalls damit verbundene Abbau der Viehhaltung würde klimaschädliche Emissionen reduzieren. 2016 beanspruchte die „Herstellung“ des ersten genetisch erzeugten Fleischprodukts nur rund zehn Prozent an Wasser- und Landressourcen dessen, was herkömmliches Fleisch benötigt. In der Konsequenz dürfte jenen Unternehmen, die sich in diesem Bereich engagieren, ein erheblicher Imagegewinn sicher sein.

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Investieren im Jetzt

Keine Frage, noch ist diese Art der Fleischerzeugung Zukunftsmusik. Und bis Privatanleger auf diesen Trend setzen können, dürfte noch einige Zeit vergehen. Nichtsdestotrotz lässt sich jetzt schon vom weltweit steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln profitieren.

Der Schweizer Konzern Nestlé etwa ist aufgrund seiner breiten Aufstellung fast schon ein Must-Have in dieser Kategorie – und nicht zuletzt auch wegen seiner Dividendenpolitik ein Investment, das jedem Portfolio schmeckt. Der weltweite Branchenprimus – Nestlés Marktkapitalisierung liegt mit rund 220 Milliarden Euro doppelt so hoch wie der Börsenwert des deutschen Software-Giganten SAP – setzt zudem immer wieder Impulse in zukunftsweisenden Trends: Jüngst hat er für 2,3 Milliarden Dollar den kanadischen Produzenten von Vitaminen und Nahrungsmittelzusätzen Atrium übernommen. Nestlé soll darüber hinaus an einem Erwerb der zum Verkauf stehenden Sparte für rezeptfreie Medikamente von Merck interessiert sein.

Unabhängig von Nestlé sollte man die Entwicklung im Bereich der genetisch beeinflussten Fleischernährung aber trotzdem mit Interesse verfolgen – können die Zukunftsunternehmen von heute doch schon bald die Standardwerte von morgen sein. Es gilt also für den Anleger bei der Auswahl seiner Investments über den Tellerrand hinaus zu schauen und nicht nur das Hier und Jetzt, sondern auch die Zukunft sowie die damit verbundenen Entwicklungen zu betrachten.

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