Zschabers Börsenblick
Warum die Anleger ihre Einstellung zu Gold überdenken sollten. Quelle: imago images

Wenn auf Gold kein Verlass ist

Edelmetallfans unter den Börsianern warten auf die nächste Goldrally. Weshalb diese auf sich warten lässt – und warum die Anleger ihre Einstellung zu Gold überdenken sollten.

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„Wenn nicht jetzt, wann dann?“, mag sich der eine oder andere Goldanleger gefragt haben, als es Ende Januar mit den Börsenkursen ruckartig nach unten ging und er schon den Startschuss für die nächste Goldrally wähnte. Doch die Notierung des Edelmetalls reagierte kaum. Hat Gold seinen Status als Krisenwährung verloren?

Eine Versicherung gegen Krisen

Um es kurz zu machen: Nein, hat es nicht. Dass Gold nicht in die Höhe schoss, liegt schlicht und ergreifend daran, dass es gar keine Krise gibt. Auch wenn das geopolitische Bild ein anderes sein mag – unter ökonomischen Aspekten ist das Krisenpotenzial recht überschaubar. Vielmehr lässt sich zurzeit eine eindeutige Belebung der Kreditströme in allen relevanten Schwellenländern feststellen – und ein solches Szenario ist bekanntlich der Treibstoff für Wachstum. Gerade in puncto Konsum und Investitionen zeigt sich, nachdem viele Jahre diesbezüglich nur rückläufige Zahlen festgestellt werden konnten, mittlerweile eine deutlich höhere Dynamik. Und daran lässt sich nicht rütteln: Funktionsfähige Kreditmärkte stellen den Blutkreislauf für die Nachfragestruktur in den Schwellenländern dar – erholen sich diese im Jahr 2018 weiter, steht einem erneuten Wachstumsjahr im Welthandel nichts mehr im Wege.

Eine nachhaltige Korrektur der Aktienmärkte erscheint also aufgrund der Rahmendaten unwahrscheinlich. Auch die steigenden Zinsen in den USA reduziert die Attraktivität des Edelmetalls, das weder Zinsen noch Dividenden bietet. Grundsätzlich ist es aber nicht falsch, Gold als Krisenversicherung zu verstehen; als solche taugt das Edelmetall jedenfalls eher denn als Anlageklasse. Das ergibt sich bereits aus der Historie: Als die Goldpreisnotierung Ende der Neunzigerjahre nach jahrzehntelanger Trägheit zum Comeback ansetzte, waren die Aktienmärkte gerade von der Russlandkrise erschüttert worden. Zudem brachten fast zeitgleich die Fehlspekulationen des Hedgefonds Long-Term Capital Management (LTCM) das Bankensystem nahe an den Abgrund. Die Zweifel am Papiergeld nahmen in diesem düsteren Umfeld zu – und damit startete der Goldpreis seine Auferstehung.

Als Versicherung vor genau solchen schwarzen Schwänen sollten Anleger ein Goldinvestment sehen. Gerade der Punkt, dass einige politische Entscheidungsträger auch Jahre nachdem die Notenbanken die Märkte mit ihren Maßnahmen beruhigt haben, nicht zu strukturellen Reformen bereit sind, könnte die Systemskepsis der Jahre 2007 bis 2011 wieder aufleben lassen.

Gold kann ein Depotbaustein sein, dieser Skepsis zu begegnen. Dennoch sollte man es mit seiner Goldliebe nicht übertreiben. Da das Währungssystem bestehen bleibt und die bisherige Wirtschaftsordnung ebenfalls noch für viele Jahre anhält, sollte das Edelmetall zwei Bedeutungen im Portfolio annehmen: einerseits die Rolle einer Versicherung gegen den Systemkollaps beziehungsweise die Ängste davor und andererseits die Rolle einer Depotbeimischung, die eine noch breitere Diversifikation ermöglicht.

Goldanlage ist nicht gleich Goldanlage

Unbestritten ist der Vorteil, dass der Anleger in verschiedenster Form in Gold investieren kann. Neben physischen Edelmetallbeständen, die in geringem Umfang einen soliden Grundstock darstellen können und die Funktion einer Krisenversicherung übernehmen, sind angesichts des noch immer fragilen Goldmarkts flexible Anlageinstrumente wie beispielsweise Gold-ETCs eine gute Wahl. Damit lässt sich auf Veränderungen der Märkte reagieren und die Portfoliostruktur im Bedarfsfall kostengünstig und schnell anpassen.

Eine weitere interessante Option sind Gold-Aktien. Vor allem dann, wenn der Goldpreis auf oder knapp über dem Niveau der Produktionskosten notiert, wirken sich Goldpreissteigerungen überproportional auf die Kurse der Goldminen-Aktien aus. Ein positiver Nebeneffekt dieser Aktien ist die Möglichkeit von Dividenden. Wer die Papiere im Depot hat, profitiert von steigenden Notierungen bei Gold und streicht anders als bei physischen Investments oder ETCs zusätzlich regelmäßige Erträge ein. Allerdings trägt er auch ein Risiko: Trifft ein Unternehmen falsche Entscheidungen, profitiert der Aktienkurs auch nicht von steigenden Notierungen bei Gold.

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