Goldminen Vorsicht mit Papiergold!

Minen-Investor Werner Ullmann über Goldpreis-Manipulationen, den Vertrauensverlust der Papierwährungen und Chancen von Goldaktien.

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Werner Ullmann, Minen-Investor

Herr Ullmann, 2008 sind Ihre Fonds fürchterlich abgestürzt. Haben Sie zu stark auf kleine Minenwerte gesetzt?

Im Portfolio waren tatsächlich viele Titel aus der dritten Reihe, die in der Krise illiquide geworden sind. Hinzu kamen vorbörsliche Beteiligungen, auf denen wir sitzen blieben, weil der Markt für Börsengänge zusammengebrochen war.

Was haben Sie geändert?

Unsere Expertise liegt im Aufspüren unterbewerteter Nebenwerte. Das erwarten Investoren von uns. Aber wir achten jetzt verstärkt auf Handelbarkeit und beteiligen uns nicht mehr vorbörslich.

Welche Kriterien muss ein Betreiber oder Entwickler einer Goldmine noch erfüllen?

Wir prüfen vor Ort den Goldanteil im Gestein, das Abbauverfahren und das erwartete Produktionsvolumen. Ganz wichtig sind die Kapital- und Förderkosten. Bei Unternehmen, die noch nicht produzieren, sollte der Produktionsstart binnen zwei Jahren absehbar sein. Aus den Daten berechnen wir die Rückflüsse über den Lebenszyklus der Mine. Daneben zählen Rechtssicherheit und politische Stabilität im Produktionsland.

Ziemlich viel Aufwand. Warum nicht gleich Gold kaufen, das schon gefördert ist, also Barren und Münzen oder mit Barren besicherte Wertpapiere?

Nichts gegen den Kauf von Barren und Münzen. Das sollte die Basis für jeden Goldinvestor sein. Aber Vorsicht mit den Papiergoldvarianten.

Warum?

Es steht schon in den Verkaufsprospekten, dass das Geld der Anleger nicht nur in physischem Gold angelegt werden muss, sondern der Anteilswert auch über Derivate abgebildet werden kann. Komischerweise sind die Verwahrer des Goldes oft diejenigen, die den Goldpreis mit am stärksten drücken – JP Morgan und HSBC.

Wenn das stimmen sollte, warum interessieren sich die Aufsichtsbehörden nicht dafür?

Regierungen und Notenbanken haben kein Interesse an einem galoppierenden Goldpreis. Je schneller der Goldpreis stiege, umso klarer würde doch immer mehr Menschen, dass etwas nicht stimmt im Papierwährungssystem.

Zum Beispiel?

Dass der Großteil neuer US-Staatsanleihen nicht vom Markt, sondern von der Fed über Schattenkonten gekauft wird – mit frisch gedruckten Dollar-Noten.

Die akute Unsicherheit an den Quelle: dpa

Wenn der Goldpreis tatsächlich gedrückt werden sollte, warum hat er dann die wichtige Marke von 1000 Dollar geknackt?

Auch Notenbanker wissen, dass man einen fundamentalen Trend nicht umkehren kann. Aber man versucht zumindest, den Anstieg in kontrollierten Bahnen zu halten. Ein parabelartiger Anstieg würde Panik signalisieren, bei der dann rasch auch das Restvertrauen in Papierwährungen den Bach runterginge.

Wie viel Gold haben die Notenbanken noch in ihren Tresoren?

Keine Ahnung, eine Inventur wäre hilfreich. Die Bundesbank unterscheidet nicht zwischen Gold und Goldforderungen. Letztere aber können notleidend werden.

Es gibt auch Notenbanken, die Gold kaufen.

Das ist eine wichtige Stütze für den Goldpreis. Aber auch die Notenbanken aus China, Indien oder Russland verfolgen einen langfristigen Plan. Durch Ankündigungen großer Goldkäufe am Markt würden die sich den Preis kaputt machen. Wollte China den offiziell ausgewiesenen Goldanteil an seinen Währungsreserven auf den internationalen Schnitt bringen, müsste es drei Jahresproduktionen aufkaufen.

Dann macht man es im Stillen.

Davon gehe ich aus. China selbst ist inzwischen der weltgrößte Goldproduzent. Dieses Gold bleibt im Land.

Wird sich China auch an Goldunternehmen beteiligen?

Das passiert schon, aber eher lautlos und bei kleinen Gesellschaften. China bestätigt unseren Ansatz: Auch mit werthaltigen Goldgesellschaften kauft man Gold – Gold, das noch im Boden liegt. In einer Goldhausse steigt der Wert einer Goldmine aber wegen des Hebels auf den Gewinn schneller als der Goldpreis.

Der Hebel wirkt auch in die andere Richtung.

Das stimmt. Rückschläge gibt es in jedem Bullenmarkt.

Ihr Schwerpunkt liegt unverändert auf Nebenwerten. Was spricht gegen einen Blue Chip wie Barrick Gold? Der bringt alles mit: knapp ein Zehntel der weltweiten Goldproduktion, niedrige Produktionskosten und ein großes Minenportfolio mit guten Wachstumsperspektiven.

Wir sind keine Dogmatiker, wir halten Barrick für recht attraktiv bewertet. Doch generell stehen die etablierten Goldproduzenten vor dem Problem, ihre Reserven adäquat aufzufüllen. Die stecken schon viel Geld in die Exploration neuer Vorkommen. Aber die Erfolgsquote hat spürbar nachgelassen. Die Alternative ist der Zukauf von kleinen Wettbewerbern. Entsprechend liegt der Vorteil bei erfolgreichen Explorationsunternehmen, Minenentwicklern und jungen Produzenten, die in der Lage sind, Reserven und Produktion in den nächsten Jahren hochzufahren.

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