Aberdeen Fund Managers Britischer Fonds zeigt Dimension der Immobilienflucht

Eine Reihe britischer Immobilienfonds erlaubt Anlegern nicht mehr, Anteile zurückzugeben. Um die Kapitalflucht zu bremsen, wählt ein Fondsanbieter stattdessen eine Abwertung. Und die fällt heftig aus.

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Infolge des Brexit-Votums verdüstern sich die Aussichten für den Immobilienmarkt der britischen Hauptstadt. Quelle: dpa

London Mehrere britische Immobilienfonds gestatten ihren Anlegern nicht mehr, Anteile an Immobilienfonds zurückzugeben. Mehr als die Hälfte der von Privatanlegern in offene Gewerbeimmobilienfonds gesteckten umgerechnet knapp 42 Milliarden Euro ist mittlerweile eingefroren.

Doch ein Anbieter hat eine andere Variante gewählt, die deutlich macht, welche Dimension die derzeitigen Turbulenzen auf dem Londoner Immobilienmarkt haben. Aberdeen Fund Managers friert einen 680 Millionen Euro schweren Fonds nicht ein, sondern macht die Rückgabe von Anteilen durch eine drastische Abwertung der Anteilsscheine unattraktiv. Die Anteilsscheine würden um 17 Prozent abgewertet, teilte das Unternehmen am späten Mittwochabend mit. Wer bereits Verkaufsorders erteilt habe, könne dies bis Donnerstagmittag überdenken – denn für 24 Stunden wird der Fonds doch eingefroren.

Die Krise der britischen Immobilienfonds ist eine Auswirkung des Pfund-Sturzes infolge des EU-Referendums am 23. Juni. „Dass die wichtigsten offenen Immobilienfonds in Großbritannien die Rücknahmen stoppen, um panikartige Liquidierungen zu verhindern, hat die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass die Auslandsbeteiligung innerhalb dieser Fonds bei 45 Prozent liegt“, schreibt die US-Großbank Morgan Stanley in einer Mitteilung. Wer aus einem Nicht-Pfund-Land in die Fonds investiert hat, ist von der Währungsabwertung heftig getroffen worden.

Das Brexit-Votum der Briten hat zudem die Sorge vor fallenden Gebäudepreisen und Mieten ausgelöst, Herabwertungen für Immobilienportfolios drohen. Auch deutsche offene Immobilienfonds sind teilweise mit bis zu 25 Prozent in Großbritannien engagiert, doch die deutschen Anbieter erwarten aus mehreren Gründen keine ähnliche Entwicklung.


Ein Sicherungsschalter, der die Stimmung kippen lässt

Die eingefrorenen britischen Fonds können frühestens nach 28 Tagen wieder geöffnet werden. Die Krise ähnelt einer Phase der Finanzkrise, als Anleger ebenfalls aus solchen Investmentvehikeln flohen. In Deutschland waren daraufhin strengere Regeln für die Immobilienfonds erlassen worden, die den fluchtartigen Ausstieg aus Fondsbeteiligungen verhindern soll.

„Dass einige Immobilienfonds die Rückgabe von Anteilen temporär ausgesetzt haben, hat sicherlich Erinnerungen an die Finanzkrise 2007/2008 geweckt“, sagt Holger Achnitz, Leiter des Devisenhandels der Citigroup in Deutschland.

Die britischen Immobilienfonds könnten sogar noch unter weiteren Druck geraten, schreibt die US-Großbank Morgan Stanley in einer Mitteilung an Kunden. Das Einfrieren von Fonds „ist als Sicherungsschalter gedacht; aber die Stimmung, die es schafft, kann unserer Ansicht nach auch zu einer Negativspirale führen, ähnlich wie wir sie während der letzten Finanzkrise erlebt haben“, schrieben die Analysten um Anil Sharma.

M&G Investments und Aviva Investors waren am Dienstag Standard Life Investments mit der Einstellung von Rücknahmen bei Gewerbeimmobilienfonds gefolgt, weitere Anbieter zogen am Mittwoch nach.

Branchenbeobachter erwarten, dass der Wert von Büroimmobilien um bis zu 20 Prozent fallen kann, wenn Großbritannien aus der EU ausscheidet und Unternehmen einen Umzug in EU-Länder prüfen oder Expansionspläne in Großbritannien aufschieben.

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