Bauboom Zahl der Baugenehmigungen steigt auf 16-Jahres-Hoch

Die Zuwanderung von Flüchtlingen und die niedrigen Zinsen befeuern den Bauboom in Deutschland. In den ersten sieben Monaten wurden so viele Wohnungen genehmigt wie sei dem Jahr 2000 nicht mehr.

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Hier steigen die Mieten am stärksten
Platz 8: Frankfurt Quelle: DPA
Platz 7: StuttgartIn der baden-württembergischen Landeshauptstadt lagen die Angebotsmieten im ersten Halbjahr 2016 bei durchschnittlich 12,55 Euro pro Quadratmeter im Monat – ein Anstieg von 5,2 Prozent zum Vorjahr. Der Zwölfjahresvergleich zeigt: Gegenüber 2004 müssen Mieter heute 44 Prozent mehr zahlen – des bringt Stuttgart die Bronzemedaille unter den acht untersuchten Städten ein. Quelle: DPA
Platz 6: Berlin Quelle: REUTERS
Platz 5: München Quelle: DPA
Platz 4: Leipzig Quelle: DPA
Platz 3: Hamburg Quelle: DPA
Platz 2: Köln Quelle: DPA

Die Unterbringung von Flüchtlingen und die niedrige Hypothekenzinsen sorgen für einen unverminderten Bauboom in Deutschland. Von Januar bis Juli wurde der Bau von 213.600 Wohnungen genehmigt, teilte das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mit. Das entspricht einem Plus von 26,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Noch mehr Wohnungen wurden in den ersten sieben Monaten eines Jahres zuletzt 2000 bewilligt (216.000).

Mit den Zahlen setzt sich der Trend zu mehr Baugenehmigungen mit voller Kraft fort. Schon im ersten Halbjahr wurde ein Rekord seit der Jahrtausendwende verzeichnet. Doch trotz des Höhenflugs mangelt es hierzulande an bezahlbaren Wohnungen, kritisiert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Zwar stecken Städte und Kommunen nach Einschätzung von Vizepräsident Thomas Bauer seit der starken Zuwanderung von Flüchtlingen im vergangenen Jahr mehr Geld in die Errichtung erschwinglicher Wohnungen. „Es findet vieles statt“, sagte er der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Fast jeder Landkreis habe Projekte. Es fehlten aber immer noch Wohnungen und die Schaffung von billigem Wohnraum dauere viel zu lange, sagte Bauer. Er leitet zugleich das gleichnamige Tiefbau-Unternehmen.

Auch die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) rechnet laut einer neuen Studie nicht mit schneller Entspannung. Zwar sei mit den steigenden Baugenehmigungen auch mit deutlich mehr fertig gestellten Wohnungen zu rechnen. Am deutschen Wohnungsmarkt gebe es aber einen Bedarf von jährlich 350.000 bis 400.000 neuen Wohnungen. Vermutlich werde erst im kommenden Jahr erstmals seit 2001 die Marke von 300.000 fertig gestellten Wohnungen überschritten, heißt es darin. „Die angespannte Situation am deutschen Wohnungsmarkt wird noch einige Zeit andauern“, folgern die Analysten.

Großstädte - Mieten und Kaufpreise im Verhältnis zu den lokalen Einkommen

In den ersten sieben Monaten des Jahres hat auch der Zustrom von Flüchtlingen die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland in die Höhe getrieben. Die Bewilligungen für Wohnungen in Wohnheimen, zu denen auch Flüchtlingsunterkünfte zählen, stiegen um 142 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden in dem Bereich 13.794 Wohnungen genehmigt, 2015 waren es noch 5700.

Der Bauboom macht sich indes in allen Segmenten des Neubaus bemerkbar. So verzeichneten die Statistiker bei Wohnungen in Mehrfamilienhäuser ein Plus von 26,7 Prozent. Deutliche Zuwächse gab es ferner bei Zweifamilienhäusern (plus 15,1 Prozent) und Einfamilienhäusern (plus 7,6 Prozent).

Ein Grund für das starke Wachstum ist das extrem niedrige Zinsniveau. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen in der Eurozone auf das Rekordtief von null Prozent gesenkt. Baukredite sind so günstig wie seit Jahren nicht, während klassische Sparprodukte kaum noch Rendite abwerfen. Investoren flüchten daher auch in Immobilien, was die Nachfrage zusätzlich anheizt.

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