Baufinanzierung Für wen sich Bausparen lohnt

Schlecht verzinst, dennoch höchst beliebt: Bausparverträge. Was für das Bausparen spricht und warum es die meisten Sparer lieber lassen sollten.

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Quelle: Fotolia

Der Immobilienmarkt in Deutschland brummt und die Baufinanzierung ist günstig wie nie. Kein Wunder, dass für immer mehr Menschen der Wunsch nach den eigenen vier Wänden nun in greifbare Nähe rückt. Wer die Finanzierung stemmen kann und eine passende Immobilie findet, schlägt jetzt zu. Erstaunlich ist aber, dass nicht nur die aktuellen Käufer das günstige Zinsumfeld über Hypothekenkredite der Banken nutzen, sondern auch ein wachsender Personenkreis, der sich mit Hilfe eines Bausparvertrags die niedrigen Zinsen nur für den Haus- oder Wohnungskauf in ferner Zukunft sichern will - obwohl Bausparen eigentlich als unrentabel und kostenintensiv gilt.

Die Tücken beim Immobilienkauf
Trotz kräftig gestiegener Wohnungspreise in vielen Großstädten ist in Deutschland nach einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) derzeit keine gefährliche Immobilienblase in Sicht. Bis jetzt seien Eigentumswohnungen nicht überbewertet, heißt es in der am 11. März in Köln vorgelegten Untersuchung. Die Studie habe gezeigt, dass in der jüngeren Vergangenheit vor allem Nachholeffekte die Preise für Wohnimmobilien in die Höhe getrieben hätten. Auch regional betrachtet sei der deutsche Wohnungsmarkt weitgehend gesund, hieß es. Besonders deutlich waren die Preise für Eigentumswohnungen zwischen 2010 und 2014 in München, Berlin und Hamburg gestiegen. Auf den weiteren Plätzen rangierten Düsseldorf, Stuttgart, Frankfurt und Köln.Worauf Immobilienkäufer dennoch achten sollten: Quelle: dpa
Nebenkosten Quelle: dpa
echenübungenUm das Thema Immobilienkauf auf einer realistischen Basis angehen zu können, muss zunächst genau gerechnet werden. Wie viel Einkommen ist vorhanden, wie groß ist der Spielraum für die Investition? Denn auch wenn Immobilienkredite derzeit besonders günstig sind: eine Komplettfinanzierung ist nicht ratsam. Experten raten, mindestens 20 Prozent der Kosten mit Eigenkapital zu finanzieren. Je mehr, desto besser. Wer weiß, wie viel Eigenkapital er aufbringen kann, der weiß auch, in welcher Preisklasse er sich auf die Suche nach einer passenden Immobilie machen kann. Quelle: dpa
ObjektbesichtigungNiemand sollte ein Gebäude kaufen, dass er nicht persönlich in Augenschein genommen hat. Selbst bei geplanten Neubauten – zum Beispiel vom Bauträger – ist die Besichtigung des Grundstücks und eines Vergleichsgebäudes (Musterhaus) zwingend. Bei bereits fertiggestellten Häusern und Gebrauchtimmobilien sind mehrere Besichtigungstermine Pflicht. Zum Beispiel kann dem Interessenten bei einer Besichtigung am Wochenende schnell der laute Schulhof ein paar Häuser weiter oder die stark befahrene Straße hinter dem Haus entgehen. Auch ein längerer Spaziergang durch die nähere Umgebung und Gespräche mit den Nachbarn helfen, ein Objekt realistisch einzuschätzen. Quelle: ZBSP
Lage, Bebauungspläne, BaugenehmigungenSpätestens mit der Besichtigung sollten sich Hauskäufer Gedanken über die Güte der Wohnlage machen. Kein Kriterium entscheidet später deutlicher über den Werterhalt einer Immobilie. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Wie sind Verkehrsanbindung, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische Versorgung, Freizeitangebot und Umweltverschmutzung der Umgebung? Auch Wirtschaftskraft, Arbeitsplatzangebot und Qualität der Nachbarschaft sind Faktoren, die den Immobilienwert beeinflussen können. Außerdem sollten sich Interessenten über Bebauungspläne in unmittelbarer Nachbarschaft beim örtlichen Bauamt erkundigen. Dort gibt es auch Auskunft zu vorliegenden Baugenehmigungen und Hinweise auf Bergbauschäden, Hochwasserrisiken und ähnliches. Quelle: dpa
Beginnen Sie Ihren Rundgang im KellerNachdem die Nachbarschaft durchlaufen wurde, geht es an die Besichtigung im Inneren des Hauses. Dort sollten Sie nicht im Wohnzimmer starten, dass könnte die Stimmung positiv beeinflussen und den Blick fürs wesentliche nehmen. Ein realistischeres Bild vom Wert des Hauses bekommen Sie im Keller. Achten Sie darauf, ob er feucht ist oder es muffig riecht. Beides deutet auf Schimmel hin und könnte hohe Folgekosten haben. Auch die Heizungsanlage sollten Sie eines Blickes würdigen. Wie alt ist das Gerät, ist es eine Gasheizung? Von Nachtstromgeräten raten Experten ab. Quelle: dpa
SachverständigengutachtenInsbesondere bei einer Gebrauchtimmobilie verstecken sich die Tücken im Detail. Verdeckte Gebäudemängel sind keine Seltenheit, oftmals sind sie selbst dem Verkäufer nicht alle bekannt. Eine feuchte Dachisolierung, handwerklich verpfuschte Einbauten oder marode Gebäudesubstanz sind für den Laien nicht unbedingt erkennbar. Daher empfiehlt sich in solchen Fällen die Einschaltung eines Sachverständigen, der das Objekt genau unter die Lupe nimmt. An den Kosten dafür (mehrere hundert Euro) sollte sich der Verkäufer möglichst beteiligen. Das ist zum einen Vertrauensbeweis und hilft dem Verkäufer außerdem, sollte ein Interessent abspringen, bei den weiteren Verkaufsgesprächen Quelle: dpa

Den Bausparboom legen zumindest die Zahlen der Bausparkassen nahe. Der Branchenverband der Privaten Bausparkassen verzeichnete im ersten Halbjahr 2013 ein Zugewinn an Bausparern um 25 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum 2012. Allein Schwäbisch Hall konnte 470.000 neue Bausparverträge abschließen. In den hohen Zuwachsraten sind laut Bundesverband der Privaten Bausparkassen, dem etwa Wüstenrot und Schwäbisch Hall angehören, auch Sondereffekte enthalten, die auf Tarifumstellungen zurückzuführen sind und im Laufe des Jahres abflauen werden. Zum Jahresende jedoch sei dennoch ein Plus bei den Neuverträgen zu erwarten, heißt es dort.

Dass sich ausgerechnet Bausparverträge wachsender Beliebtheit erfreuen, hätte noch vor ein paar Jahren kaum jemand gedacht. Denn nach Ausbruch der Finanzkrise, als sich die Geldschleusen der Notenbanken öffneten und damit die Spar- und Kreditzinsen in den Sinkflug übergangen, galten Bausparverträge jahrelang als überflüssig und unrentabel. Auch heute ist es - Bonität vorausgesetzt - relativ einfach, eine Immobilienfinanzierung zu attraktiven Zinssätzen zu bekommen. Gleichzeitig ist aber der Sparzins für das Bausparen nur noch ein Schatten vergangener Tage. Eine höhere Verzinsung der Ersparnisse gibt es schon mit einem Banksparplan oder Festgeldkonto – ohne die relativ hohen Gebühren, die für Bausparverträge fällig werden. Verbraucherschützer warnen angesichts der Zuwächse in der Branche: Viele Bausparer wüssten schlicht nicht, was sie da unterschreiben. Eine Baufinanzierung von der Bank sei für Privatpersonen oft vorteilhafter.

Vergleich Bauspardarlehenszins und Hypothekenzins in Prozent über 20 Jahre (zum Vergrößern bitte anklicken) Quelle: FMH-Finanzberatung e.K., Frankfurt

Für wen also lohnen sich Bausparverträge? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, denn letztlich ist es eine Typ-Frage. Denn ein Bausparvertrag ist etwas völlig anderes als ein einfaches Sparkonto oder ein normales Baudarlehen. Vielmehr ist ein Bausparvertrag ein Versprechen für jenen, der weit in Zukunft hinein plant oder bei der Finanzierung eine mehrgleisige Strategie verfolgt. Aber der Reihe nach.

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