Baufinanzierung Gute Beratung ist mehr als Glückssache

Niedrige Zinsen locken Häuslebauer auch im neuen Jahr. Bei Fragen der Baufinanzierung können allerdings nicht alle Banken fachkundig weiterhelfen, zeigt eine Umfrage von S.W.I. Finance im Auftrag des Handelsblatts.

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Dank des niedrigen Leitzinses der Europäischen Zentralbank (EZB) ist Baugeld günstig wie nie.

Köln Der Bauboom in Deutschland hält an, ein Ende ist nicht in Sicht. In den ersten zehn Monaten 2016 wurden 308.700 Baugenehmigungen erteilt, berichtete das Statistische Bundesamt im Dezember. Das war die höchste Zahl seit dem Jahr 1999. Auch im neuen Jahr dürften viele Häuser und Wohnungen entstehen. Erstens werden Politiker in Ballungszentren aktiver und treiben Bauprojekte voran, um die Wohnungsnot zu lindern. Zweitens nutzen private Häuslebauer die rekordniedrigen Zinsen.

Dank des niedrigen Leitzinses der Europäischen Zentralbank (EZB) ist Baugeld günstig wie nie. Niemand weiß, wann die Zinsen wieder steigen. Viele Deutsche wollen die guten Konditionen nutzen und sich noch rasch eine günstige Baufinanzierung sichern. Dabei herrscht allerdings große Unsicherheit. Denn vor allem für ältere Kreditnehmer, aber auch junge Familien mit noch geringem Einkommen und Eigenkapital erschwert die EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie den Zugang zu Immobilienkrediten. Das Regelwerk geht auf eine EU-Richtlinie zurück und trat im Frühjahr 2016 in Deutschland in Kraft. Kernpunkt ist vor allem eine strengere Prüfung der Kreditwürdigkeit eines Finanzierungskunden. Nach deutlicher Kritik wurde die Richtlinie inzwischen stellenweise modifiziert.

Kunden, die sich zunächst einen Überblick über verschiedene Finanzierungsangebote verschaffen möchten oder die wissen wollen, ob persönliches Einkommen und die Ersparnisse ausreichen, um sich eine eigene Immobilie zu leisten, sind gut beraten, dies im persönlichen Bankgespräch zu tun. Das zeigt eine aktuelle Studie von S.W.I. Finance im Auftrag des Handelsblatts. Das Analysehaus hat zwischen März und Dezember 2016 die Baufinanzierungsberatung von sechs bundesweit aktiven Filialbanken sowie der Berliner Volksbank als größte Genossenschaftsbank und der Hamburger Sparkasse (Haspa) als größte Sparkasse getestet.

Im Fokus stand nicht nur die Beratungsleistung vor Ort, sondern auch jene per Telefon und E-Mail. Ergebnis: Im direkten Gespräch schnitten die Bankberater eindeutig am besten ab. So gelang es den Beratern vor Ort meist gut, die Kosten, mit denen Kunden beim Kauf einer Immobilie rechnen müssen, transparent zu machen. „Damit konnten Kunden ihr Finanzierungsvorhaben genau erfassen“, heißt es von S.W.I. Finance.

Bei der sogenannten Bedarfsanalyse fielen die Ergebnisse dagegen durchwachsen aus. Bankberater sollten die finanzielle Situation ihrer Kunden klären und ihnen dann passende Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigen. Hier schlug die Immobilienkreditrichtlinie zu: Sie schreibt vor, dass Banken die Bonität der Kreditnehmer über die gesamte Kreditlaufzeit hinweg überprüfen müssen. Banken müssen die Finanzsituation ihrer Kunden also noch sorgfältiger analysieren als bisher. „Zwar befassten sich die Berater im Vergleich zum Vorjahr intensiver mit der Erhebung der Kreditwürdigkeit, blieben aber dennoch zu sehr an der Oberfläche“, kritisieren die Tester. In 40 Prozent der Gespräche hätten die Berater etwa die Einkommenssituation der Kunden nicht vollständig erfasst


Bloß nicht per E-Mail anfragen

Am ausführlichsten berieten die Spezialisten der Commerzbank. Sie nahmen sich im persönlichen Gespräch am meisten Zeit für ihre Kunden. Das Institut belegt damit im Test von S.W.I. Finance den ersten Platz, gefolgt von der Deutschen Bank und der Hypovereinsbank. Letztere schnitt bei der Beratung per Telefon am besten ab. Auf dem letzten Platz des Gesamtrankings steht die Postbank: Das Geldhaus konnte die Tester weder mit seiner Beratung vor Ort noch mit der Beratung per Telefon überzeugen. Lediglich bei der Hilfe per E-Mail konnte die Postbank ordentlich abschneiden. Die Ergebnisse der E-Mail-Beratung gingen allerdings nur mit fünf Prozent in die Gesamtnote ein.

Die getesteten Banken können sich insgesamt glücklich schätzen, dass die Experten von S.W.I. Finance der E-Mail-Beratung nur geringes Gewicht beigemessen haben. Diese fiel nämlich durchweg kläglich aus. „Selbst die Beantwortung einfacher, allgemeiner Anfragen war nicht selbstverständlich“, monieren die Tester. Die Banken verwiesen oft auf einen Beratungstermin vor Ort oder fragten nach persönlichen Daten, die für die Beantwortung der Fragen gar nicht wichtig waren. Mehr als 90 Prozent der E-Mail-Anfragen blieben teilweise oder ganz unbeantwortet. Am besten schnitt auf diesem Kanal die Berliner Volksbank ab: Die Tester bescheinigen ihr freundliche und vergleichsweise kompetente Antworten.

Die Beratung vor Ort hatte bei der Untersuchung nicht ohne Grund das größte Gewicht. Der Löwenanteil der Deutschen geht mit Finanzierungsfragen nach wie vor am liebsten zum Bankberater, vor allem, wenn es sich um langfristige Finanzierungen handelt. Für eine persönliche Beratung würden fast zwei Drittel der Deutschen sogar auf günstigere Zinsen von Direktanbietern ohne Filialnetz verzichten, erfuhren die Experten von S.W.I. Finance. Umso wichtiger ist es, dass die Beratung den hohen Ansprüchen der Kunden gerecht wird.


Die besten Institute im Überblick

Rang

Finanzinstitut

Bewertung in Punkten

GesamtBeratung


vor Ort**
Beratung


per Telefon***
Beratung


per E-Mail****
1Commerzbank79,482,770,253,8
2Deutsche Bank77,681,863,752,8
3Hypovereinsbank76,777,279,960,0
4Berliner Volksbank76,279,562,962,3
5Hamburger Sparkasse75,478,46752,9
6Targobank67,666,179,556,8
7Santander Bank64,866,757,954,1
8Postbank63,563,465,458,7

*max. 100 Punkte

**Gewichtung 80%

***Gewichtung 15%

****Gewichtung 5%

Quelle: S.W.I. Finance

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