Baugeld Die besten Kniffe für den Immobilienkredit

Unglaublich niedrige Zinsen, dazu variable Tilgungsmöglichkeiten – wer aktuell eine Immobilie erwirbt, sie neu- oder anschlussfinanziert, kommt sich fast vor wie im Schlaraffenland. Welche Darlehen sich rechnen, was neue Angebote der Banken taugen, wie sich Käufer die optimale Finanzierung zusammenstellen.

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Wohnungen am Kölner Rheinauhafen

Ralf Richter ärgert sich zurzeit im Monatsrhythmus. An jedem 30. bucht seine Bank die Rate für sein Hypothekendarlehen ab. Viel zu teuer habe er das eingekauft, findet Richter im Rückblick. 2002 erwarb er mit seiner Familie ein Haus im Rheinland für 350.000 Euro; 200.000 nahmen die Richters damals bei der Bank auf und banden sich zehn Jahre an einen festen Zinssatz von 6,2 Prozent. Das war damals nicht teuer. Aus heutiger Sicht schon. "Damals hielt man die Zinsen doch schon für niedrig", sagt Richter. "Verglichen mit dem, was unsere Eltern in den Siebzigerjahren noch für Baugeld bezahlten, waren sie das ja auch. Niemand aber konnte doch ahnen, dass es einmal noch viel günstigeres Baugeld geben würde."

Was Richter ärgert, ist der Umstand, dass er sich vor drei Jahren zur vorzeitigen Umschuldung überreden ließ: Die Zinsen waren 2009 gegenüber 2002 um rund 1,2 Prozentpunkte gefallen, Richters steckten aber noch drei Jahre in der alten Zinsbindung fest. Also kauften sie sich für einen Aufschlag von 0,6 Prozentpunkten auf den damals gängigen Zins in eine Vorfinanzierung (Forward-Kredit) ein: Schon 36 Monate bevor sie das Geld brauchte, sicherte Familie Richter sich so einen fixen Zins von 5,66 Prozent für eine Laufzeit von 15 Jahren.

Die besten Zinsangebote für Immobilienkäufer

Baudarlehen sind günstig wie nie

Das war zwar um einiges günstiger als der alte Zins für das erste Darlehen, aber trotzdem dumm: Denn hätten Richters einfach bis zum Ende des auf zehn Jahre laufenden Altvertrages gewartet, hätten sie sich für nur 3,6 Prozent das benötigte Geld für die Anschlussfinanzierung leihen und 3500 Euro pro Jahr sparen können.

Das Beispiel zeigt: Baufinanzierung ist auch Glückssache.

Dennoch spricht vieles dafür, sich gerade jetzt das Geld für eine Immobilienfinanzierung zu sichern. Kaufinteressenten sollten dabei nicht in Hektik verfallen: Einfach irgendein Objekt zu erwerben, ohne Lage und Substanz, ohne die vorhandenen Rücklagen oder die regionalen Perspektiven zu prüfen macht keinen Sinn, egal, wie niedrig der Darlehenszins auch sein mag. Doch wer ohnehin einen Kauf plant, sollte sich baldmöglichst um die Finanzierung kümmern. Noch nie waren die Baudarlehen so günstig zu haben wie zurzeit: Die Zinsen für eine Hypothek mit zehn Jahren Bindung bei Einsatz von 70 Prozent Fremdkapital sind im Durchschnitt auf 2,78 Prozent gefallen. Noch vor fünf Jahren bezahlten Immobilienkäufer für Baugeld durchschnittlich 5,3 Prozent.

Zu verdanken sind die niedrigen Hypothekenzinsen der Euro-Krisen-Angst: Die Bauzinsen in Deutschland richten sich im Wesentlichen nach der Rendite von deutschen Pfandbriefen und lang laufenden Bundespapieren. Weil die großen Kapitalsammler wie Pensionskassen genau diese Anlagen derzeit noch als relativ ausfallsicher betrachten, kaufen sie diese vermehrt und drücken so deren Rendite. Solange dieser Trend anhält, bleiben die Hypothekenzinsen hierzulande niedrig.

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