Aber die Bausparkassen mauern. Sein Verband hätte für die Bafin-Entscheidung „keine Notwendigkeit gesehen“, erklärt Nothaft. Das grundsätzliche Verbot sei jetzt zwar aufgehoben. Die Tür wäre aber nur ein klein wenig geöffnet. Denn die Bafin erklärte, dass in jedem Fall die Tragfähigkeit der Bausparverträge zu gewährleisten ist. „Wir gehen davon aus, dass die Bausparkassen auf die Abschlussgebühr nicht verzichten werden“, sagt Nothaft.
Vermittler, die ihre Provision teilweise an die Bausparkunden weitergeben wollen, müssten damit rechnen, dass sie dafür von den Bausparkassen keinen Ausgleich bekommen und dies auf eigene Kosten bestreiten dürfen. „Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass die Kunden diesen Vorteil versteuern müssten“, sagt Nothaft.
Vermittler erklären stattdessen, dass die Bausparkassen die Vermittlerverträge kündigen, wenn ein Vermittler seine Provision en teilt. Hintergrund: Viele Bausparkassen untersagen eine Provisionsabgabe in Ihren Vermittlerverträgen. „Die Bausparkassen schützen Ihr Heer von Bausparvertretern“, erklärt ein Vermittler, der nicht namentlich genannte werden möchte. „Warum sollte die Tragfähigkeit des Systems gestört werden, wenn jemand von seinem Einkommen etwas abgibt – egal an wen?“
Nicht nur wegen hohen Abschlussgebühren und Negativrenditen stehen die Bausparkassen derzeit in der Kritik. Bausparkassen in Deutschland kündigen seit einigen Jahren Verträge, deren Guthaben die vereinbarte Bausparsumme erreicht hat. Während die hochverzinsten Altverträge für Sparer eine lukrative Angelegenheit sind, weil andere Geldanlagen wie Tagesgelder oder Festgeld inzwischen kaum noch Zinsen bringen, empfinden die Bausparkassen die für sie teuren Altverträge zunehmend als Last.
Wann sollte man keinen Bausparvertrag abschließen?
Wenn der Banker beim Finanzierungsgespräch einen Bausparvertrag empfiehlt, um das spätere Anschlussdarlehen mit einem Bausparvertrag zu finanzieren. Denn: Würden die notwendigen Bausparraten in die erhöhte Tilgung das Bankdarlehens fließen, müsste der Zins des Anschlussdarlehens nach zehn Jahren meist bis auf acht Prozent und mehr steigen, damit sich der Bausparvertrag lohnen würde. Nur wer solche hohen Anschlusszinsen erwartet, ist mit einem zusätzlich besparten Bausparvertrag auf der sicheren Seite.
Wenn man innerhalb von zwei oder drei Jahren über den zugeteilten Bausparvertrag verfügen möchte. Dann würde die Rückzahlungsrate so hoch ausfallen, dass man diese Rate kaum tragen kann. Bankdarlehen mit hohen Zinsen sollten schnell und Bausparverträge mit niedrigen Zinsen sollten eigentlich langsam getilgt werden.
Wenn der Banker oder Vertreter keinen Zahlungsplan für die gesamte angedachte Laufzeit des Bausparvertrages liefert und/oder keinen gesamten Effektivzins für Bauspar- und Bankdarlehen nennt. Ein Beispiel zeigt, warum: Das Bankdarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung hat einen Effektivzins von 3,87 Prozent, das Bauspardarlehen einen Effektivzins von 3,78 Prozent. Wer nun vermutet, der gesamte Effektivzins läge bei 3,82 Prozent, der irrt. Tatsächlich ergibt sich ein gesamter Effektivzins von 4,39 Prozent, wenn das Bankdarlehen nach zehn Jahren mit dem Bausparvertrag abgelösten werden soll. Der Grund für die Diskrepanz zwischen Annahme und Realität sind die niedrigen Guthabenzinsen in der Ansparphase.
Ein Bausparvertrag eignet sich hervorragend zum Ansparen von Eigenkapital für ein späteres Bauvorhaben oder zur Bildung von Renovierungsrücklagen. Wer jedoch erst zum Zeitpunkt der Finanzierung einen Bausparvertrag abschließt, und damit später die Bankhypothek ablösen will, zahlt in aller Regel drauf. Quelle: FMH-Finanzberatung e.K.
Der Vorstand der LBS Bayern, Franz Wirnhier, sagte etwa der Illustrierten „Capital“, seine Bausparkasse werde auch weiterhin „konsequent Altverträge kündigen“, wenn der Zweck des Bausparens nicht mehr verfolgt werde. Der Bausparvertrag sei „kein Anlageprodukt zur Rendite-Optimierung“, sondern es gehe darum, Menschen Wohneigentum zu ermöglichen. Sinn des Bausparens sei es nicht, „Anlegern ohne Finanzierungsabsicht zeitlich unbegrenzt Dauervorteile zu ermöglichen“, betonte Wirnhier. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen bat die Bundesregierung bereits die Fiananzaufsicht Bafin, die Auswirkungen der Niedrigzinsphase bei den Bausparkassen zu überprüfen.
Und so stellen Verbrauchervertreter die Grundsatzfrage. „Niemand kann seriös sagen, dass der Abschluss eines Bausparvertrages „sich lohnt“, weder zur Geldanlage noch zur Finanzierung“, sagt Nauhauser. Denn niemand würde heute schon wissen, wie das Zinsniveau in sieben Jahren sein werde. „Wenn das Bausparen zur Geldanlage für Verbraucher besonders rentabel wird, dann wird es für die Bausparkassen zum Minusgeschäft“, erklärt Nauhauser. „Aktuell demonstriert die Branche mit ihren Kündigungswellen ja eindrücklich, dass ihr jegliche Mittel recht sind, um solche Rendite-Verträge loszuwerden“.
Bausparen | ||||||
Wann Bausparer negative Renditen einfahren | ||||||
In vielen Fällen müssen Bausparer in der Ansparphase mit negativen Renditen rechnen. Das zeigen die Beispiel-Berechnungen der FMH-Finanzberatung für eine Bausparsumme von 100.000 Euro für eine übliche Regelsparrate von 3 bis 4 Promille der Bausparsumme. Der Grund liegt in einer Kombination aus niedrigen Zinsen und hohen Vertriebskosten. Der Vermittler erhält meist die volle Abschlussgebühr zwischen einem und 1,6 Prozent der Bausparsumme als Provision. Von 79 untersuchten Tarifen bieten 72 Tarife einen Zins von einem Prozent oder weniger an. 19 Tarife bieten zusätzlich einen Bonus an. Solche Boni sind aber nicht immer für jeden Bausparer einfach zu erreichen. | ||||||
Renditen für eine Ansparphase von sieben Jahren, Abschlussgebühr: 1% der Bausparsumme (für verschiedene Sparraten, Zinssätze) | ||||||
Sparrate | Guthabenzins in % | Abschlussgebühr | Summe der Einzahlungen | Zinsgutschrift nach 7 Jahren | Kontostand | Rendite in % |
300 € | 0,25 | 1.000 € | 25.200 € | 224 € | 24.424 € | -0,88 |
400 € | 0,25 | 1.000 € | 33.600 € | 299 € | 32.899 € | -0,60 |
300 € | 0,50 | 1.000 € | 25.200 € | 450 € | 24.650 € | -0,62 |
400 € | 0,50 | 1.000 € | 33.600 € | 601 € | 33.201 € | -0,34 |
300 € | 0,75 | 1.000 € | 25.200 € | 679 € | 24.879 € | -0,36 |
400 € | 0,75 | 1.000 € | 33.600 € | 905 € | 33.505 € | -0,08 |
300 € | 1,00 | 1.000 € | 25.200 € | 909 € | 25.109 € | -0,10 |
400 € | 1,00 | 1.000 € | 33.600 € | 1.213 € | 33.813 € | 0,18 |
400 € | 0,25 | 1.600 € | 33.600 € | 299 € | 32.299 € | -1,12 |
Renditen für eine Ansparphase von sieben Jahren, Abschlussgebühr: 1% der Bausparsumme (für verschiedene Sparraten, Zinssätze) | ||||||
400 € | 0,50 | 1.600 € | 33.600 € | 601 € | 32.601 € | -0,85 |
400 € | 0,75 | 1.600 € | 33.600 € | 905 € | 32.905 € | -0,59 |
400 € | 1,00 | 1.600 € | 33.600 € | 1.213 € | 33.213 € | -0,33 |
400 € | 1,25 | 1.600 € | 33.600 € | 1.523 € | 33.523 € | -0,07 |
Renditen für eine Ansparphase von zehn Jahren, Abschlussgebühr: 1% der Bausparsumme (für verschiedene Sparraten, Zinssätze) | ||||||
Sparrate | Guthabenzins in % | Abschlussgebühr | Summe der Einzahlungen | Zinsgutschrift nach 10 Jahren | Kontostand | Rendite in % |
300 € | 0,25 | 1.000 € | 36.000 € | 457 € | 35.457 € | -0,30 |
400 € | 0,25 | 1.000 € | 48.000 € | 609 € | 47.609 € | -0,16 |
300 € | 0,50 | 1.000 € | 36.000 € | 921 € | 35.921 € | -0,04 |
400 € | 0,50 | 1.000 € | 48.000 € | 1.227 € | 48.227 € | 0,09 |
300 € | 0,75 | 1.000 € | 36.000 € | 1.391 € | 36.391 € | 0,21 |
400 € | 0,75 | 1.000 € | 48.000 € | 1.855 € | 48.855 € | 0,35 |
300 € | 1,00 | 1.000 € | 36.000 € | 1.868 € | 36.868 € | 0,47 |
400 € | 1,00 | 1.000 € | 48.000 € | 2.491 € | 49.491 € | 0,61 |
Renditen für eine Ansparphase von zehn Jahren, Abschlussgebühr: 1,6% der Bausparsumme (für verschiedene Sparraten, Zinssätze) | ||||||
400 € | 0,25 | 1.600 € | 48.000 € | 609 € | 47.009 € | -0,41 |
400 € | 0,50 | 1.600 € | 48.000 € | 1.227 € | 47.627 € | -0,15 |
400 € | 0,75 | 1.600 € | 48.000 € | 1.855 € | 48.255 € | 0,10 |
400 € | 1,00 | 1.600 € | 48.000 € | 2.491 € | 48.891 € | 0,36 |
400 € | 1,25 | 1.600 € | 48.000 € | 3.136 € | 49.536 € | 0,62 |
Quelle: FMH-Finanzberatung. Stand: 17. März 2015. |