Bautätigkeit schlecht verteilt Warum wir zu viele Einfamilienhäuser haben

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Zu viele Einfamilienhäuser auf dem Land

Ursachen für den starken Neubau von Einfamilienhäusern in den dünner besiedelten Landkreisen sehen die Autoren in erschwinglichen Finanzierungskosten und dem großen Angebot an Bauland. Der Traum vom eigenen Haus ist im ländlichen Raum viel einfacher und günstiger realisierbar als in der Großstadt. „Dem einzelnen Bauherren kann man da keinen Vorwurf machen“, sagt Studienautor Henger. „Ein Hausbau im neuen Baugebiet am Ortsrand ist billiger und weniger aufwendig als die Neubebauung eines Grundstücks im Ortszentrum, wo man sich erst um Abriss, Einigung mit den Nachbarn und strengere Bauauflagen kümmern muss.“

Lage, Lage, Lage

Dabei böte eine innerörtliche Lage mehr finanzielle Sicherheit als der Neubau auf der grünen Wiese. Denn das Grundproblem besteht langfristig: Einwohnerschwund auf dem Land und starke Zuwanderung in die Großstädte. Henger fürchtet, dass „uns das in fünf bis zehn Jahren auf die Füße fallen könnte. Steigen die Bauzinsen deutlich, dürften die vielen Einfamilienhäuser abseits zentraler Lagen schwerer zu verkaufen sein und deutlich an Wert verlieren. Innerorts ist so ein Szenario unwahrscheinlicher.“

In diesen zehn Städten lohnt sich der Kauf
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Auch die Kommunen tun sich oft schwer, Leerstand in den Ortszentren abzubauen. „Sie wollen das, kommen aber oft nicht an die Grundstücke ran, etwa weil die Eigentumsverhältnisse unklar sind oder Nachbars sich gegen Neubauten wehren.

Um dem Entgegenzutreten empfiehlt das IW einen Stopp bei der Ausweisung neuer Baugebiete, die Auflage an die Bauherren, für einen Neubau zunächst leerstehende Wohngebäude abzureißen und eine Aufwertung der Ortszentren, etwa durch attraktivere Gestaltung mit finanzieller Unterstützung durch Bund, Länder und Kommunen.

Zumindest deuten die neuesten Zahlen zu Baugenehmigungen auf eine Verbesserung der Lage hin. "Gegen den Trend gestiegen sind die Genehmigungen von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern", hieß es am Montag beim Statistischen Bundesamt. Die Zunahme betrug 2,5 Prozent. Damit erreichte dieser Bereich mit 51.100 Baugenehmigungen den höchsten Wert für die ersten vier Monate seit 19 Jahren.

Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern gab es mit einem Minus von 15,7 und 6,5 Prozent dagegen deutliche Rückgänge. Deutlich eingebrochen ist auch der Anteil der Baugenehmigungen für Um- und Ausbaumaßnahmen an bestehenden Gebäuden, etwa für das Aufstocken mit Dachgeschosswohnungen. Ihre Zahl ging um 28,6 Prozent zurück. Bei Wohnheimen - wozu unter anderem Flüchtlingsunterkünfte zählen - gab es ein Minus von 16,8 Prozent.

Die jüngste Entwicklung zeigt also zumindest in die richtige Richtung. Bis zu einer bedarfsgerechten Bautätigkeit ist es aber noch ein langer Weg.

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