BBSR-Immobilienstudie Die Preise steigen, weil nicht genug gebaut wird

Seite 2/2

Preisrückgänge und Leerstand auf dem Land


Das System für die Wohnraumfinanzierung hierzulande erweise sich auch nach den Jahren der Finanzmarktkrise als stabil und solide, schreiben die Experten. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank hat die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten 2015 weiter zugelegt. Die Finanzierungsbedingungen seien anhaltend günstig. So lagen die Effektivzinssätze von Wohnungsbaukrediten an private Haushalte mit anfänglicher Zinsbindung über zehn Jahre im März 2016 bei 1,86 Prozent.

In der Politik konzentriert sich die Debatte derzeit vor allem auf Angebotsengpässe in den attraktiven Städten und hier vor allem auf die Knappheit preisgünstiger Wohnungen. Damit ist die Liste der weiteren wohnungs- und immobilienwirtschaftlichen Herausforderungen aber noch nicht abgeschlossen. Denn während der Wohnungsbau in Großstädten und deren Umland mit der Nachfrage nicht Schritt hält und preisgünstige Wohnungen fehlen, ist das Wohnungsangebot in Regionen jenseits der Ballungsräume weitaus größer als die Nachfrage. Preisrückgänge, Leerstand und die Gefährdung der Wirtschaftlichkeit des Immobilienbesitzes seien die Folge, so das BBSR.

Die energetische Anpassung der Bestände, die altersgerechte Modernisierung von Wohnungen, aber auch der Umgang mit leer stehenden Gebäuden sind aus Sicht des BBSR zentrale Themen. Vor allem das Thema altersgerechtes Wohnen steht zu wenig im Fokus. Der Anteil des altersgerechten Wohnungsbestands entspreche mir rund 700.000 Wohnungen, das sind weniger als zwei Prozent aller Wohnungen, nicht dem Bedarf, der künftig aufgrund des demografischen Wandels benötigt werde. Bis 2030 werden zusätzlich 2,9 Millionen altersgerechte Wohneinheiten benötigt.

Den Investitionsbedarf hierfür schätzt die KfW auf 50 Milliarden Euro.

Es ergeben sich indes auch Einsparpotenziale. Wenn durch Umbaumaßnahmen bei nur 15 Prozent der pflegebedürftig werdenden Personen ein Umzug ins Heim vermieden oder aufgeschoben werden könne, seien jährliche Entlastungen für die Sozial- und Pflegekassen um etwa drei Milliarden Euro denkbar. Das hatte bereits eine BBSR-Studie von 2014 gezeigt. Passiert ist seitdem nicht viel, vor allem nicht im Bestand, in den Mietskasernen der Nachkriegsjahre, in denen viele ältere Menschen leben und bis heute ohne Fahrstuhl auskommen müssen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%