„Einerseits die Modernisierungsumlage zu kürzen und andererseits die Klimaschutzziele zu erhöhen – das geht schief, das ist Bremsen und Gas geben gleichzeitig.“ Mit diesen Worten bewertet Rolf Buch, Vorstandschef des mit 340.000 Wohneinheiten größten deutschen Vermietungskonzerns Vonovia, im Gespräch mit der WirtschaftsWoche die Entscheidung der Bundesregierung, die Kohlendioxideinsparungen von Immobilien auf Intervention von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) um zehn Prozent heraufzusetzen, um ihre Klimaschutzziele bis 2050 zu erreichen.
Gleichzeitig aber plant Justiz- und Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) eine Änderung des Mietrechts, nach der Immobilienbesitzer ihre energetischen Investitionen nur noch in stark eingeschränktem Umfang auf die Mieter abwälzen können. Buch: „Berlin kann es den Immobilienbesitzern nicht auf der einen Seite sehr viel schwerer machen, in Modernisierung zu investieren und auf der anderen Seite mehr CO2-Einsparung durch Modernisierung erreichen wollen. Auf Dauer funktioniert das nicht.“
Um die CO2-Emmissionen für Immobilien zumindest im bisher vorgesehenen Umfang bis 2050 zu reduzieren, müssten jährlich rund drei Prozent aller Wohnungen energetisch saniert werden. Der Branchenführer Vonovia, so Buch, erreiche zwar diese Quote, bundesweit aber liege sie bei nur einem Prozent.
Um die Quote zu verdrei- oder gar zu vervierfachen, schlägt Buch verbilligte KfW-Kredite vor: „Wenn es politisch gewollt ist, dass die Umlage reduziert wird, Mieten nicht steigen und Modernisierungen weiterhin stattfinden sollen, muss die Politik auch Anstrengungen unternehmen, diese finanzielle Lücke zu schließen.“
Wegen der Berliner Entscheidung zur CO2-Reduktion und den Maas-Plänen haben die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) sowie Haus & Grund ihre Mitarbeit im Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen mit einem Protestschreiben an die Bundesregierung in der vergangenen Woche vorläufig aufgekündigt.
Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW, sieht eine Benachteiligung der Immobilienbranche bei den CO2-Vorgaben: „Wir waren 2014 schon besser als Verkehr und Landwirtschaft 2030 sein sollen“, schildert Gedaschko die Relationen. Jetzt noch mehr zu leisten, werde „schwierig und teuer“ – zumal die notwendigen Sanierungen im Gebäudebestand sozialverträglich sein sollten. Angesichts der verschärften Vorgaben kann sich Gedaschko „das nicht mehr sozialverträglich vorstellen“.
Auch GdW-Landesverbände argumentieren, die wirtschaftlich vertretbaren Grenzen der Sparmöglichkeiten seien erreicht. „Ab jetzt steigen die Kosten enorm, die Effekte sind gering – im Ergebnis verteuert sich Wohnen, die Mieten steigen“, sagt etwa Constanze Victor, Direktorin des Verbandes der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.
Ebenso kritisiert die Bundesarchitektenkammer die Berliner Beschlüsse angesichts der gesellschaftspolitischen Notwendigkeit, den Wohnungsbau zu beschleunigen: „Bei der hohen Bedeutung des kostengünstigen Wohnungsbaus ist diese Lastenverschiebung zu Ungunsten des Bausektors besonders schwer nachvollziehbar“, sagte Kammer–Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann.