Der Brexit und die Folgen Das London-Problem deutscher Immobilienfonds

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Deutsche Fonds schwimmen im Geld


Allzu viele Sorgen über erneute Rückgaben auf breiter Front müssen sich Immobilienfondsanleger derzeit wohl nicht machen. Denn erstens wurden nach der letzten Krise die gesetzlichen Regeln für offene Immobilienfonds radikal verändert.

Wie es nach dem Referendum weiter geht
Premierminister David Cameron Quelle: dpa
Artikel 50 Quelle: dpa
Der ungeregelte Austritt Quelle: dpa
Das Modell „Norwegen“: Quelle: dpa
Das Modell „Schweiz“: Quelle: dpa
Das Modell „Kanada“: Quelle: dpa
Das „WTO“-Modell Quelle: REUTERS

War es damals möglich, Fondsanteile täglich zurückzugeben – also genauso wie etwa bei Aktienfonds – gibt es heute lange Kündigungsfristen. Mindestens zwölf Monate im Voraus müssen Fondsanleger ihrer Gesellschaft mitteilen, ob und in welcher Höhe sie Anteile gegen Bares tauschen wollen. Das verschafft den Gesellschaften einen zeitlichen Puffer, um notfalls die erforderlichen liquiden Mittel zu beschaffen – zum Beispiel, indem sie Gebäude verkaufen.

Für Neukunden schreibt das Kapitalanlagegesetz darüber hinaus eine zweijährige Haltefrist vor. Weil bereits innerhalb dieser Frist mit Zwölfmonatsfrist gekündigt werden kann, haben Fonds bei allen neu abgeschlossenen Verträgen also nicht nur ein, sondern sogar zwei Jahre Zeit, um Liquidität und Rückgabevolumen zu synchronisieren.

Zweitens schwimmen deutsche Fondsgesellschaften derzeit förmlich in Geld. 2,8 Milliarden Euro flossen zwischen Januar und April 2016 in offene Immobilienfonds – mehr als doppelt so viel wie in den ersten vier Monaten des Jahres 2015. Und so schnell, wie die Fondsgesellschaften Geld einsammeln, können sie es auf den weltweit zurzeit hart umkämpften Immobilienmärkten gar nicht ausgeben.

Deshalb verzichten die Union-Fonds und der Grundbesitz Europa aus dem Hause Deutsche Bank vorläufig auf neue Kunden. Der Verkauf von Anteilen wurde kurzerhand gestoppt.

Ob die Brexit-Sorgen deutsche Anleger also aus den offenen Immobilienfonds vertreiben, welche Folgen dies hat, und vor allem ob sich die neuen gesetzlichen Regelungen bewähren, wird sich erst nach und nach zeigen. Der momentane Run der Deutschen auf Immobilienanlagen in fast jeder Form spricht jedenfalls eher dagegen.

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