Ende des Immobilienbooms Hauskäufer trotzen dem Immobilienfieber

Kühlt der Immobilienmarkt langsam ab? Die Indizien für eine Rückkehr zur Vernunft mehren sich, vor allem in den Großstädten. Wie gesund ist der Immobilienmarkt?

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Immobilien im Check Quelle: Getty Images (M)

Spätestens seit die Deutsche Bundesbank im Februar warnte, der Immobilienmarkt sei in manchen Regionen Deutschlands überhitzt und die Preise für Häuser uns Wohnungen jenseits aller Vernunft, sind Hauskäufer verängstigt. Sollte die Immobilienblase platzen, würden Häuser und Wohnungen massiv an Wert verlieren. Auch Banken könnten nervös werden, wenn ihre mit Immobilien besicherten Kredite plötzlich wackeln. Doch immer wieder haben Marktexperten Entwarnung gegeben: Nein, es gebe keine Immobilienblase, die Preise wären noch nicht überzogen.

Seit 2010 steigen die Preise für Eigentumswohnungen, Neubauten und Bestandshäuser jedoch mehr oder weniger stetig, mancherorts sogar mit zweistelligen Prozentraten pro Jahr. Vor allem Eigentumswohnungen und Neubauhäuser erleben seitdem einen Nachfrageboom, der die Preise in geradezu aberwitzige Höhen treibt.

Die Bundesbank monierte in ihrem Monatsbericht: „In den Großstädten weichen die Preise für Wohnimmobilien im Durchschnitt vermutlich um 25 Prozent nach oben ab.“ Eine Institution wie die Bundesbank sagt so etwas nicht leichtfertig.

Wo eine Immobilienblase droht
Eine deutsche Immobilienblase ist vorerst nicht zu erkennen – so lautet die Einschätzung des Empirica-Instituts. Ihr Blasenindex für 2014 zeigt in den größten Städten Deutschlands keine akute Gefahr an. Mieten, Kaufpreise und Einkommen steigen nämlich vielerorts im Gleichklang. Laut empirica drohen Blasen auf dem Immobilienmarkt erst, wenn die Kaufpreise schneller als die Mieten steigen, die Kaufpreise wiederrum schneller als die Einkommen steigen, in spekulativer Erwartung mehr Wohnungen gebaut und dafür zudem mehr Kredite aufgenommen werden. Quelle: REUTERS
In Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt Düsseldorf ist die Bildung einer regionalen Immobilienblase in den kommenden Jahren wahrscheinlich. Gemessen am Referenzwert von 2004 ist sowohl die Anzahl die für den Erwerb einer Eigentumswohnung benötigten Jahresmieten als auch die dafür benötigten Jahreseinkommen gestiegen. Brauchte man im ersten Quartal 2004 lediglich 22,4 Jahresmieten, benötigte man 2014 bereits 25,5. Bei den Jahreseinkommen stieg die Zahl von 5,3 auf 5,9. Bei beiden Werten leuchtet die Blasenampel rot auf. Lediglich die Fertigstellung neuer Wohnungen je 1000 Einwohner macht einen stabilen Eindruck. Statt 2,1 im Jahre 2003 wurden 2012 1,8 Wohnungen je 1000 Düsseldorfer errichtet. Insgesamt herrscht in Düsseldorf eine mittelmäßig einzustufende Blasengefahr.Blasengefahr: GelbHinweis: Empirica teilt ihr Bewertungsschema zur Untersuchung der Blasengefahr in Deutschlands Großstädten in vier Kategorien ein: „Vervielfältiger“ gibt an, wie viele Jahresmieten nötig sind, um eine Eigentumswohnung erwerben zu können, „Preis-Einkommen“ misst die Anzahl der benötigten Jahreseinkommen für den Erwerb einer Eigentumswohnung, „Fertigstellungen“ zeigt, wie viele Wohnungen je 1000 Einwohner pro Quartal fertiggestellt wurden. Die vierte Kategorie beziffert die gesamte Blasengefahr für die jeweilige Stadt. Zur Kennzeichnung der Blasengefahr verwendet Empirica eine „Ampel-Logik“. Rot bedeutet akute Blasengefahr, Gelb eine mittelmäßige Blasengefahr und grün eine stabile Immobilienmarktentwicklung. Die Daten beschreiben die Entwicklung des ersten Quartals 2014 im Vergleich zum ersten Quartal 2004. Quelle: dpa/dpaweb
In den Großstädten der neuen Bundesländer sieht die Immobilienmarktsituation entspannter aus, als in den Städten der alten Länder. So steht die Ampel im Dresden in der Kategorie „Vervielfältiger“ auf grün. Im Vergleich zu 2004 sank die Anzahl der Jahresmieten für den Erwerb einer Wohnung von 25 auf 22,6. Damit liegt die Stadt unter dem bundesdeutschen Schnitt von 24,9. Bei „Preis-Einkommen“ stieg der Wert leicht von 5,4 auf 5,6. Die Ampel leuchtet hier gelb auf.Blasengefahr: Gelb Quelle: dpa
In Bremen zeigen die Indikatoren eine leichte Blasengefahr an, die schnell akut werden könnte. Die Jahresmieten stiegen um 19,9 auf 21,6, das Preis-Einkommensverhältnis um 0,1 auf 4,8. Nur die Fertigstellung neuer Wohnungen gab leicht nach von 2,2 auf 1,2.Blasengefahr: Gelb Quelle: dpa
Deutschlands teuerster Immobilienmarkt zeigt in der Empirica-Studie die deutlichsten Anzeichen einer möglichen Blasenbildung. Zwar gehört München zu den einkommensstärksten Regionen der Republik, das Preis-Einkommensverhältnis leuchtet dennoch rot auf. Wurden 2004 noch 7,3 Jahreseinkommen für eine Eigentumswohnung verlangt, waren es im ersten Quartal 2014 schon 8,8. In der Kategorie „Vervielfältiger“ stieg die Zahl von 27,7 auf 31,1. Auch hier steht die Ampel auf rot. Nur die Zahl der Fertigstellungen macht einen stabilen Eindruck. Hier stieg die Zahl der neuen Wohnungen von 2,9 auf 4,3.Blasengefahr: Gelb Quelle: dpa
Die beliebte Studentenstadt Köln gehört ebenfalls zu den eher sich erhitzenden regionalen Immobilienmärkten. Das Jahresmieten-Kaufpreisverhältnis stieg um 2,3 auf 25 und leuchtet rot auf. Das Preis-Einkommensverhältnis präsentiert sich etwas stabiler mit einem Anstieg von lediglich 0,2 auf 6,2. Im Vergleich zum Deutschlandweiten Schnitt von 4,6 liegt die Zahl allerdings klar darüber.Blasengefahr: Gelb Quelle: WirtschaftsWoche
In der Finanzmetropole Frankfurt am Main werden für den Erwerb neue Wohnungen 23,7 Jahresmieten fällig. Im ersten Quartal 2004 waren es lediglich 20,6. Das Preis-Einkommensverhältnis tendiert auf stabilen 7,2 Jahreseinkommen.Blasengefahr: Gelb Quelle: WirtschaftsWoche

Doch jetzt mehren sich die Indizien dafür, dass die Zeit der Übertreibungen vorbei ist. Denn in einigen Städten und bestimmten Segmenten des Marktes sind die Preise zuletzt deutlich langsamer gestiegen und teilweise sogar gefallen.

Sind das schon Vorboten für das Ende des Immobilienbooms? Platzt doch noch eine Immobilienblase? Droht sogar eine Trendumkehr zu fallenden Preisen bei Häusern, Wohnungen und Mieten?

Maximum in München erreicht

Vor allem in den sieben Großstädten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf sind die Preise 2013 laut Bundesbank um neun Prozent gestiegen. Seit 2010 in Deutschland der Immobilienboom losbrach, haben sich städtische Wohnimmobilien im Durchschnitt um fast ein Fünftel verteuert. Nahezu alles, was in den guten Lagen auf dem Markt kam, wurde gekauft. Allein im vorigen Jahre stiegen die Preise für Hauskäufer im Durchschnitt um 6,25 Prozent – überall, nicht nur in den Top-Wohnlagen.

Dass es regional enorme Unterschiede gibt, versteht sich von selbst. Die Zeit der Übertreibungen scheint jedoch vorbei zu sein. Käufer in den besten Lagen der begehrten Großstädte sind nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen.

„Exklusive Neubauten wie die Villa auf Sylt oder das Haus am Starnberger See werden immer ihren Preis haben“, relativiert der Chefanalyst Michael Kiefer vom Immobilienportal Immoscout24. „Aber ganz allgemein ist im obersten Preissegment die Preisobergrenze offenbar inzwischen erreicht.“

Kiefer wertet regelmäßig den Datenbestand des größten deutschen Immobilienvermittlers im Internet aus. Allerdings gebe es regional große Unterschiede. In München und Hamburg sehe es nach Stagnation aus, in Frankfurt hingegen nicht.

Preisanstieg für Eigentumswohnungen verliert an Dynamik

Auch vom „Handelsblatt“ befragte Makler und Projektentwickler sprechen davon, dass die Nachfrage nach hochpreisigen Wohnungen spürbar nachgelassen habe. Neugebaute Penthouse-Wohnungen für 750.000 Euro und mehr – etwa in besten Lagen Düsseldorfs – fänden derzeit keinen Abnehmer.

Noch vor ein paar Jahren wären die Luxus-Apartments sofort weg gewesen. Da in diesem Preissegment in den vergangenen Jahren viele Neubauprojekte angeschoben wurden, befürchten einige Marktbeobachter bereits ein drohendes Überangebot bei Objekten mit Quadratmeterpreisen oberhalb von 5000 Euro.

Schon wegen der gestiegenen Grundstückspreise und Baukosten seien Neubau-Eigentumswohnungen vielerorts in diese Preisregion gestiegen. „Auf unserer Plattform stellen wir fest, dass die sehr teuren Objekte deutlich länger auf den Markt bleiben und nicht mehr so schnell verkauft werden wie noch vor zwei oder drei Jahren“, bestätigt Immobilienmarktanalyst Kiefer.

Auswüchse gestoppt

Die Zeit der Auswüchse am Immobilienmarkt geht damit zu Ende. Vielmehr ist nun eine Phase eingetreten, in der sich der Markt beruhigt und Übertreibungen von alleine reguliert – allerdings auf hohem Niveau und bei immer noch hoher Nachfrage. Noch immer gibt es Regionen, in denen sich der Hauskauf lohnt.

Eine Trendumkehr hin zu fallenden Kaufpreisen ist das jedenfalls noch nicht. „Eine Sättigung des Marktes für Luxusimmobilien kann ich nicht erkennen. Bei der hohen Nachfrage und einem wohlhabenden Mittelstand, der immer noch Immobilien nachfragt, kann von Sättigung keine Rede sein“, lautet Kiefers Einschätzung. Solange die Zinsen niedrig und das Angebot an Immobilien gering sind, wird das Preisniveau insgesamt hoch bleiben.

Kiefer glaubt nach wie vor nicht, dass sich am Immobilienmarkt eine Blase gebildet hat. „Die Leute sind klug genug, nicht jeden Preis zu bezahlen und die Banken sind nicht bereit, bei jeder Form der Finanzierung mitzuspielen und betrachten die Beleihungen trotz der niedrigen Zinsen sehr kritisch“, gibt Kiefer Entwarnung.  „Wir sehen, dass der Markt eigentlich gut funktioniert.“ Dort, wo es Überhitzungen gebe, ginge es jetzt nicht mehr weiter nach oben oder stagniere sogar in oberen Preissegmenten.

Franz Eilers, Leiter der Immobilienmarktforschung vdp Research, rechnet zwar mit weiter steigenden Preisen bei Wohnimmobilien in den kommenden Jahren. Allerdings erwartet er weniger dynamische Preissteigerungen. „Noch ist die allgemeine Entwicklung etwas widersprüchlich, dennoch erwarten wir eine Beruhigung des Immobilienmarktes in den nächsten Jahren“, so Eilers.

Mietpreisanstieg schwächt sich ab

Mieten steigen langsamer

Das zeigt sich auch bei den Mieten, die insgesamt seit Ausbruch des Immobilienbooms weniger stark gestiegen sind als die Kaufpreise. Der Mietmarkt zeigt sich deutlich preisunelastischer als der Markt für Kaufimmobilien.

Mieter sind meist weniger finanzstark und können steigende Mieten nicht durch niedrige Bauzinsen ausgleichen. Das macht den Mietmarkt weniger anfällig für Schwankungen als den Kaufmarkt. Nur in den Ballungsgebieten sind die Menschen immer noch bereit, etwas mehr zu zahlen, wenn sie eine Wohnung bekommen – allerdings nur im Rahmen des Möglichen.

Das bestätigt auch eine Analyse des Immobilienberaters JLL. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Wohnungsmieten in deutschen Großstädten im ersten Halbjahr 2014 langsamer gestiegen sind und mancherorts sogar stagnieren.

„In vielen Top-Städten scheint der Mietpreiszyklus vorübergehend seinen Höhepunkt überschritten zu haben. Mit Mietrückgängen auf breiter Front ist aber nicht zu rechnen. Ein stärkeres Mietpreiswachstum melden mittlerweile Sekundärstandorte wie Kassel oder Ingolstadt“, sagt Andrew M. Groom, bei JLL Head of Valuation & Transaction Advisory Germany.

Demnach stiegen die Mieten in Berlin im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von acht Prozent am stärksten. München und Stuttgart liegen mit knapp vier Prozent plus im Mittelfeld, Köln und Frankfurt kommen lediglich auf eine Steigerung von einem Prozent.

Überraschend: In Hamburg stellten die JLL-Analysten sogar einen Mietpreisrückgang um 0,6 Prozent fest. Die Mieten im teuersten deutschen Wohnungsmarkt München stagnierten im ersten Halbjahr sogar. Das hat es seit 2010 in keinem Halbjahresvergleich gegeben.

Mietpreisbremse vorweg genommen

Massive Mieterhöhungen werden immer mehr zur Ausnahme. Auch die Politik und die Proteste in der Bevölkerung haben zu dieser Entwicklung beigetragen. „Wir haben festgestellt, dass die Diskussion um eine Mietpreisbremse dazu geführt hat, dass Vermieter schon im Vorfeld mit ihren Preisen hochgegangen sind“, sagt Michael Kiefer. Insgesamt erwartet er, dass die Mieten auch weiterhin stabil um zwei bis drei Prozent pro Jahr steigen.

Für Investoren, die ihre Wohnimmobilien vermieten wollen, sind die Preise in den besten Lagen der Metropolen längst unattraktiv. Angesichts der hohen Kaufkosten ist es dort für sie zunehmend schwer, eine ausreichende Mietrendite zu erzielen. Tatsächlich haben vor allem B-Städte und mittlere Lagen zuletzt die höchsten Preissteigerungen erfahren – vor allem, weil sich Investoren dorthin orientieren.

Kaufen nicht um jeden Preis

Private Käufer sind ebenfalls immer weniger bereit, noch mehr für eine Immobilie zu bezahlen. Ihr Problem: Die Auswahl ist zu knapp. „Wir befinden uns noch immer in einem Verkäufermarkt, die Nachfrage nach Immobilien ist weiterhin deutlich höher als das Angebot“, schätzt Kiefer. „Zwar ist die Nachfrage nicht mehr weiter gestiegen, aber zurückgegangen ist sie auch nicht.“

Auch Neubauten und die Umwidmung von Gewerbe- zu Wohnimmobilien ändern daran bislang nichts.  „Die Zunahme der Neubautätigkeit in den vergangenen Jahres ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Das ist immer noch zu wenig, vor allem gemessen daran, was in den stark nachgefragten Regionen eigentlich nötig wäre. Die Neubauten ändern an der Situation nichts“, relativiert Kiefer von Immobilienscout24.

Hier gibt es noch Immobilien-Schnäppchen
Ein Einfamilienhaus in Deutschland kostet im Schnitt 223.000 Euro. Das ist fünf Mal so viel, wie ein Bundesbürger an Einkommen im Jahr zur Verfügung hat. Rechnet man die Hauskosten durch das Jahreseinkommen, erhält man die Kaufpreis-Einkommens-Relation. Je nach Region kann sie stark variieren: Während ein Hausbesitzer im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge zweieinhalb Mal so viel für sein Haus bezahlt, wie er im Jahr verdient, muss ein Münchener das Zehnfache seiner Jahreseinkommens für das Eigenheim ausgeben. Als günstig gilt ein Kaufpreis-Einkommens-Verhältnis von unter 4,5. Rund 45 Prozent aller Kommunen in Deutschland bieten Investoren Immobilien, die das Kriterium erfüllen. Viele von ihnen liegen im Norden und Osten des Landes. Quelle: dpa-dpaweb
Dagegen müssen Menschen, die im Süden Deutschlands wohnen, wesentlich mehr Geld relativ zu ihrem Einkommen für ihre Häuser und Wohnungen aufbringen. Rund ein Fünftel aller Städte und Kommunen hat eine Kaufpreis-Einkommens-Relation, die höher als sechs liegt. Betroffen sind vor allem Großstädte wie Hamburg und München. Aber auch Ballungsräume in Nordrhein-Westfalen sowie Kommunen nahe am Meer in Schleswig-Holstein sind für ihre Bewohner tendenziell teuer. Quelle: dpa
Unter den teuren Großstädten liegt München mit einer Kaufpreis-Einkommensrelation von 10,6 ganz vorn. Es folgen die Städte Frankfurt am Main (7,9) und Stuttgart (7,8). Berlin liegt auf Platz drei mit einem Verhältnis von 7,4. Etwas günstiger wohnen die Nordlichter. In Hamburg liegt die Kaufpreis-Einkommensrelation bei 6,4 und Bremer wohnen mit einem Verhältnis von 4,3 sogar unter dem bundesweiten Schnitt (5,1). Quelle: dpa
Wer sich fragt, in welcher Kommune sich ein Hauskauf lohnt, sollte sich auch deren Zukunftsfähigkeit anschauen. Wie gut eine Gemeinde für die Zukunft gerüstet ist, berechnet das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos. In seinem Zukunftsatlas 2013 hat Prognos anhand von Daten wie etwa der demografischen Entwicklung, der Entwicklung des Arbeitsmarktes und des Wohlstandes innerhalb einer Kommune die zukunftsfähigsten Städte, Landkreise und Dörfer identifiziert. Manche von ihnen haben außerdem eine günstige Kaufpreis-Einkommens-Relation für ihre Immobilien. Quelle: dpa
Im Westen Deutschlands ist das zum Beispiel der Landkreis Dingolfing-Landau im Südosten Bayerns. Der Kreis lebt hauptsächlich von der Autobranche. Im Dingolfinger Werk baut BMW seine Autos, eine Reihe von Zulieferern hat sich in dem Landkreis niedergelassen. Er schneidet im Prognos-Ranking sowohl bei der demografischen Entwicklung als auch in den Kategorien „Wohlstand“ und „Innovation“ gut ab. Dagegen ist die Kaufpreis-Einkommensrelation von 4,1 noch günstig. Weitere Kommunen mit hohen Zukunftschancen und einem günstigen Preis-Einkommensverhältnis: Landkreis Tutlingen in Baden-Württemberg (3,7), Landkreis Stade in der Nähe von Hamburg (3,7) und Landkreis Rhön-Grabfeld in Bayern. Quelle: dpa
Für Kommunen im Osten der Republik rechnen die Prognos-Studienmacher dagegen keine ganz so starken Zukunftschancen aus. Auch müssen die Menschen, die dort wohnen, in der Regel mehr Geld im Verhältnis zu ihrem Jahreseinkommen für ihre Häuser aufwenden, als in den am besten bewerteten Gemeinden in Westdeutschland. Dennoch gibt einige Orte die Chancen bieten. Etwa der Landkreis Mittelsachsen. Dieser bietet seinen Investoren einen ausgeglichenen Chancen-Risiko-Mix und eine Kaufpreis-Einkommens-Relation von 3,9. Auch im sächsischen Dahme-Spreewald sind die Risiken und Chancen ausgeglichen. Wer dort wohnt, muss im Schnitt viereinhalb Mal so viel für sein Haus bezahlen, wie er im Jahr verdient. Quelle: dpa-dpaweb
Interessant für Immobilieninvestoren ist auch, wie viele der Häuser und Wohnungen in einer Gemeinde bereits „vergeben“ sind. In 70 Prozent aller Kreise und kreisfreien Städte liegt die Eigentümerquote über dem Bundesdurchschnitt (46 Prozent). Dabei besitzen westdeutsche Bürger häufiger Immobilien, die Eigentümerquote liegt bei 49 Prozent. In Ostdeutschland liegt sie dagegen mit 34 Prozent unter dem deutschlandweiten Schnitt. Quelle: dpa

Dennoch glaubt Immobilienmarktforscher Eilers an eine Beruhigung der Märkte. „Die Baugenehmigungen nehmen zu, vor allem in den Ballungsgebieten. Die Frage ist daher weniger ob, sondern wann sich der Markt beruhigt. Mit fallenden Preise ist allerdings nicht zu rechnen, sondern lediglich mit einer Stabilisierung“, erklärt Eilers.

Zu wenig neuer Wohnraum

Schließlich reicht die Zahl der Neubauten bei weitem nicht aus, um die überschüssige Nachfrage zu befriedigen. Laut Statistik des Bundes sind im vergangenen Jahr 214.000 neue Wohnungen im Bundesgebiet fertiggestellt worden, davon 188.000 durch Neubauten. Genehmigt wurden sogar 272.000 neue Wohnungen. In der Rückschau ist dennoch wenig.

Zum Vergleich: Im letzten Immobilienboom vor der Finanzkrise sind bis zu 600.000 neue Wohnungen pro Jahr entstanden. Hauseigentümerverbände fordern daher seit langem eine Ausnahme von der Mietpreisbremse für Neubauten und eine vermehrte Ausweisung von Bauland für Neubauprojekte.

Subventionen für Bauvorhaben sind jedenfalls der falsche Weg. Angesichts der niedrigen Zinsen für Immobilienkredite sind auch für Bauherren die Bedingungen so günstig, dass die gestiegenen Preise für Grundstücke und höhere Baukosten dadurch überkompensiert werden.

Boom oder Blase? Wo der Hauskauf lohnt

„Ich glaube, dass sich die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank mittlerweile nicht mehr auf den Immobilienmarkt auswirkt“, schätzt Kiefer. „Die Banken werden das in dem Umfang nicht mehr an die Kunden weitergehen. Die Bauzinsen gehen höchstens noch im Promillebereich runter. Das genügt nicht, um den Boom zusätzlich zu befeuern. Auf die Immobilienpreise, die Käufer zu zahlen bereit sind, hat das keinen Einfluss.“ Am Geld scheitern die Neubauvorhaben jedenfalls nicht.

Weniger Besitzerwechsel

Gegen eine Beruhigung des Immobilienmarktes spricht laut Eilers allerdings, dass der Handel mit Immobilien rückläufig sei. „Die Zahl der Transaktionen ist den vergangenen zwei bis drei Jahren gesunken. Eigentümer halten sich mit dem Verkauf ihrer Immobilien zurück, das Angebot ist gesunken. Zusammen mit der weiter steigenden Nachfrage verursacht das weiter steigende Preise“, begründet Eilers den widersprüchlichen Markt.

Angesichts der weiter steigenden Preise wäre es auch ökonomischer Unsinn, jetzt seine Immobilie zu verkaufen, wenn nicht gerade dringend Geld benötigt wird. Schließlich bleibt die Immobilie in Zeiten der Niedrigzinsen, spärlicher Anlagealternativen und fortdauernder Risiken von Währungs- und Finanzkrisen ein sinnvoller und vergleichsweise sicherer Vermögenswert, der derzeit noch solide im Wert steigt.

Die Gefahr von raschen Wertverlusten ist jedenfalls gering. „Ich rechne damit, dass der Immobilienmarkt jetzt allmählich in eine Seitwärtsbewegung übergeht. Pro Jahr kann es schon noch ein bis zwei Prozent nach oben gehen. Aber die Zeit der großen Preissprünge ist in jedem Fall vorbei“, sagt Kiefer. Das ist kein Zeichen von Schwäche. „Insgesamt betrachte ich den Wohnungsmarkt als gesund. Er reagiert flexibel auf Schwankungen bei Angebot und Nachfrage“, resümiert auch Eilers.

Schon im Februar wollte die Bundesbank das Wort Immobilienblase lieber nicht öffentlich aussprechen. Generell wären Immobilienkäufe in Deutschland sehr solide und mit viel Eigenkapital finanziert, der Markt stabil. Wie es aussieht, behält sie Recht.

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