Energetisch optimiert und modernisiert So entgehen Hausbesitzer der Sanierungsfalle

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Maßnahmen, die sich schnell bezahlt machen

Das Dämmen von frei liegenden Heizungsrohren, die durch kalte Kellerräume, ungeheizte Anbauten oder Garagen verlaufen, ist Pflicht. Es kostet nur wenige hundert Euro, spart aber bis zu acht Prozent der Heizenergie. In Eigenregie verlegt, mit Material aus dem Baumarkt, amortisiert sich die Rohrdämmung nach zwei bis drei Jahren.

Warme Füße über dem Keller

„Oft unterschätzt wird die Kältebrücke Kellerdecke“, sagt Bauphysiker Albert. Deren Dämmung von unten kostet nicht viel und ist auch in Eigenleistung machbar. Der Effekt sei vor allem subjektiv stark, sagt der Bottroper Sanierungsexperte Björn Gottemeier: „Nach Sanierungen befragen wir oder die uns beauftragenden Bauherren regelmäßig die Mieter. Die gedämmte Kellerdecke wird in fast allen Fällen am meisten gelobt; die Böden sind viel weniger fußkalt.“ Die beiden Praxisfälle von Bauphysiker Albert (siehe Grafiken auf Seite 1 und 5) verloren vor Sanierung jeweils rund zehn Prozent der Wärme über die Keller; die Dämmung der Kellerdecke halbierte jeweils den Energieverlust und amortisierte sich bei dem kleineren alten Haus schon nach fünf Jahren, im moderneren Mehrfamilienhaus nach 15 Jahren.

Die Energie-Einsparverordnung (EnEV) verordnet nicht nur Neubauten energetische Mindeststandards, sondern gilt auch im Sanierungsfall. Welche Vorschriften Hausbesitzer erfüllen müssen, welche Ausnahmen es gibt.
von Andreas Toller

Neue Heizung spart sofort

Ein Hausbesitzer, der seine veraltete Öl- oder Gasheizung verschrottet und auf eine moderne Brennwertheizung umsteigt, die auch Abgase nutzt, kann bis zu 25 Prozent Energiekosten sparen. Beim Einbau muss nur der Kessel getauscht werden; in den Schornstein kommt ein dünnes Kunststoffrohr – eine schnelle und günstige Maßnahme; 5000 bis 8000 Euro fallen dafür an, die Heizkörper können bleiben. Bei 3000 Euro Heizkosten im Jahr amortisiert sich eine Brennwertheizung bereits nach neun Jahren, selbst wenn die Energiepreise nicht weiter steigen sollten. Bleibt die alte Heizung, sollte zumindest die Umwälzpumpe getauscht werden; neue brauchen nur ein Sechstel Strom.

Wer das technische Optimum anstrebt, baut eine Wärmepumpe ein. Die zieht Wärme aus dem Grundwasser, dem Erdreich oder auch aus der Außenluft. Öl oder Gas werden gar nicht mehr verfeuert. Allerdings benötigen die Wärmepumpen im Gegenzug viel Strom: Rund ein Drittel der eingesparten Öl- oder Gaskosten geht dafür wieder drauf. Die Kosten belaufen sich, je nachdem, wie tief gebohrt werden muss, auf 15.000 bis 25.000 Euro. „Dazu kommt im Altbau meist ein Tausch der Heizkörper, weil eine Wärmepumpe nur mit Fußboden- oder großen Wandheizungen effizient läuft“, sagt Sanierungsexperte Gottemeier. Herkömmliche Heizkörper brauchen 60 Grad Wassertemperatur, um die Wohnung warm zu bekommen. Das schaffen Wärmepumpen nicht, wenn es draußen richtig kalt wird. Sie rentieren sich daher meist nur im Neubau.

Dach innen oder außen?

Liegen beheizte Wohnräume direkt unter dem Dach, führt an dessen Dämmung kein Weg vorbei – das ist Gesetz. Die Alternativen:

  • Zwischensparrendämmung; hier wird das Dämmmaterial von innen zwischen die Sparren gestopft, das Dach kann bleiben. Nachteil: Die Dämmschicht (Mineralwolle, Styropor, Hanf oder Holzwolle) muss abgeriegelt werden. Sonst kann feuchtwarme Luft aus dem beheizten Raum in die Dämmung gelangen. Warme Luft speichert mehr Wasserdampf als kalte; der Dampf würde im Winter am erstbesten kälteren Bauteil abkühlen und dort kondensieren. Schimmel im Dach wäre die Folge.

Förderung der KfW: Billigkredit und Zuschuss

  • Bei der Aufdachdämmung besteht diese Gefahr nicht. Aber sie ist teuer, weil die Dachziegel runter müssen. Am Einfamilienhaus kostet ein neues Dach plus Aufdachdämmung schnell 50.000 Euro. Das lohnt nur, wenn das Dach ohnehin marode ist. „Die Zusatzkosten für Dämmung und Handwerker sind dann relativ gering,“ sagt der Paderborner Bauingenieur Arnold Drewer.

Teures Dreifachglas

Auch der Ersatz gut erhaltener Fenster lohnt sich so gut wie nie. El Ansari: „Es bringt nichts, technisch intakte Fenster zu tauschen, nur weil es noch besser dämmende gibt. Die Amortisierungszeit kann selbst bei doppelt so gut dämmenden Fenstern mehrere Jahrzehnte dauern, meist liegt sie damit jenseits der Lebensdauer, zumindest von Kunststofffenstern.“ Holz- und Aluminiumfenster halten länger, kosten aber rund 50 Prozent mehr. Auch in den Musterfällen gehörten die perfekt dämmenden Dreifachglasfenster zu den unrentabelsten Maßnahmen; nach frühestens 34 Jahren waren die Kosten über deren Energieersparnis wieder drin – obwohl Gutachter Albert bei einem Haus die „Ohnehin-Kosten“ abziehen konnte: Die alten Fenster waren hin und hätten ohnehin erneuert werden müssen. „Trotzdem tauschen viele Bauherren gern die Fenster, während sie vor Dämmmaßnahmen zurückschrecken“, sagt Albert. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis aber ist oft schlechter als bei Dämmmaßnahmen.

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