Energie Wie Hausbesitzer ihre Energiekosten halbieren können

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Grafik: Verteilung Heizwärme

Für die stellt sich damit die Frage, ob sich – unabhängig von Neubau oder Austausch defekter Technik – Wärme, Duschwasser oder Strom zu Hause nicht kostengünstiger und umweltschonender erzeugen lassen? Denn 80 Prozent ihrer Energieausgaben zahlen private Haushalte für Heizung und Warmwasser, so die Deutsche Energie-Agentur. Der nahende Frühling ist die perfekte Zeit, sich gegen ausufernde Energiekosten zu wappnen. Dabei ist, neben der wirksamen Dämmung des Hauses, der Austausch der betagten Heizung gegen ein effizientes Sparmodell besonders lohnend. Pünktlich zum nächsten Winter steht die Sparvariante dann im Keller.

Wer baut, kommt an neuer Technik ohnehin nicht mehr vorbei. Der Grund: Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) schreibt die Nutzung regenerativer Quellen in neuen Gebäuden vor – egal, ob sie selbst bewohnt oder vermietet werden. Fällt die Wahl auf einen Sonnenkollektor, muss der mindestens 15 Prozent des jährlichen Energiebedarfs decken, eine Biogasanlage gar 30 Prozent.

Eigentümer können der Pflicht nur entgehen, wenn sie ihr Haus besonders stark dämmen, es ans Fernwärmenetz anschließen oder die sogenannte Kraft-Wärme-Koppelung nutzen, indem sie mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und Wärme zugleich erzeugen. Baden-Württemberg verlangt Öko-Energie auch für Altbausanierungen. Nach dem Kesseltausch müssen Sonne, Erdwärme oder Biomasse mindestens zehn Prozent zur Wärmeerzeugung beisteuern. Für Hersteller und Installateure von Heiztechnik – darunter Branchengrößen wie Buderus, Vaillant und Viessmann, aber auch ungezählte weitere Technikspezialisten – ist das ein Milliardengeschäft. Fast 640 000 Heizungen wurden laut Bundesindustrieverband Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) 2009 in Deutschland installiert. Der Branchenumsatz lag bei rund 11,6 Milliarden Euro.

Ölpreis wird bald wieder Rekordniveau erreichen

Und der nächste Kostenschock, der für einen weiteren Investitionsschub sorgen wird, zeichnet sich bereits ab. Der Chefvolkswirt der Internationalen Energieagentur, Fatih Birol, befürchtet, dass sich der Ölpreis bald wieder den Rekorden aus dem Sommer 2008 nähert. Damals kostete ein Barrel (159 Liter) fast 150 Dollar – gegenüber rund 80 Dollar derzeit. Damit steigt auch der Gaspreis, der an die Entwicklung beim Öl gekoppelt ist.

Da trifft es sich gut, dass die Finanzierung moderner Heiztechnik derzeit so günstig ist wie selten zuvor. Die Hypothekenzinsen liegen mit durchschnittlich vier Prozent auf einem historischen Tief. Zugleich quellen die Fördertöpfe des Staates über. Erst jüngst hat die Bundesregierung die diesjährigen Mittel für die energetische Gebäudesanierung von 1,1 auf 1,5 Milliarden Euro aufgestockt.

Was die Entscheidung fürs passende System für Hauseigentümer trotzdem nicht erleichtert: „Den Königsweg gibt es nicht“, betont Mobers. „Jeder Fall muss für sich betrachtet werden.“ Denn die Amortisation schwankt mit vielen Faktoren wie den lokalen Energiepreisen oder Fördermitteln des örtlichen Versorgers, den Bankzinsen oder den Handwerkerkosten, aber auch den Sonnenstunden in der Region. „Ändert sich eine Variable, sieht die Rechnung schnell ganz anders aus“, sagt Experte Mobers. Bei der Berechnung helfen neutrale Energieberater wie etwa von den Verbraucherzentralen.

Die Lachenmeyers aus Braubach haben sich für eine Wärmepumpe entschieden. Die Technik ist der große Gewinner am Heizungsmarkt und wird in fast einem Viertel aller Neubauten installiert. Sie zapft Erdreich, Grundwasser oder Luft als Energiequelle an und entzieht ihnen Wärme. Was bleibt sind die Kosten für den Strom. Dafür decken Wärmepumpen – je nach Bauart – bis zu 80 Prozent des Heizenergiebedarfs gratis aus der Natur. Im Falle der Lachenmeyers ist das ein sattes Wärmeplus, das nun ausreicht, die doppelte Fläche im Haus zu beheizen – bei konstanten Energiekosten von 800 bis 1100 Euro pro Jahr.

Dabei sind Wärmepumpen beileibe nicht die einzige Option, kostenlose Umweltwärme zu nutzen. Die einfachste ist die Montage von Sonnenkollektoren, die Heizung und Warmwasserbereitung unterstützen. Das spart bis zu 30 Prozent Öl oder Gas. Noch deutlich mehr werden es, wenn zusätzlich ein wasserführender, mit Holz oder Pellets befeuerter Kaminofen Wärme an das Heizungssystem abgibt.

Egal, aus welcher Quelle die Wärme stammt: Wer sie an einem Wärmetauscher vorbeiführt, statt sie zum Fenster hinauszulüften, spart nach Expertenberechnungen weitere rund 60 Prozent Heizenergie. In immer mehr neuen oder sanierten Gebäuden entziehen daher Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung der verbrauchten Luft Wärme und übertragen sie auf die angesaugte Frischluft.

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