Energieversorgung Brennstoffzellen im Eigenheim

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Panasonic-Logo in Tokyo. Die Quelle: AP

Entscheidender Grund für den Vorsprung der Asiaten ist nach Einschätzung von ZBT-Fachmann Beckhaus ein Zusammenspiel von staatlicher Forschungsförderung und unternehmerischer Entwicklungskooperation in Japan, „von dem wir in Deutschland nur träumen können“. Wie bei der Mikroelektronik habe der Staat auch die Brennstoffzellen-Technik als strategisches Wachstumsfeld identifiziert und die Technologieführer zur Zusammenarbeit verpflichtet. „Das ist der erprobte Ansatz, die Voraussetzungen für die Markteinführung einer neuen Technik gemeinsam zu schaffen und erst danach in den Wettbewerb zu treten.“

Ein Konzept, das in Deutschland bisher wenig erfolgreich ist. Hersteller und Zulieferer von Brennstoffzellen-Systemen versuchten zwar, branchenweite Entwicklungsziele und Basisspezifikationen für Kernkomponenten zu definieren, sagt Baxi-Innotech-Chef Gummert. „Viel erreicht hat man jedoch noch nicht.“

Förderprogramm Callux soll Durchbruch bringen

Den Durchbruch zur Marktreife in Deutschland soll nun das seit Herbst 2008 laufende, 90-Millionen-Euro-Förderprogramm Callux bringen. Bis Ende 2012 wollen Bundesbauministerium, Geräteproduzenten und die Energieversorger EnBW, E.On Ruhrgas, EWE, MVV Energie und VNG 800 Brenstoffzellen-Systeme in deutschen Wohnhäusern installieren. „2013 soll die Technik dann auch bei uns serienreif sein“, hofft ZBT-Experte Beckhaus. Denn es geht um einen lukrativen Markt: Jedes Jahr müssen in rund einer Viertelmillion deutschen Einfamilienhäusern neue Heizungen installiert oder alte ersetzt werden.

„Mit Callux macht die Technik den überfälligen Schritt aus dem Labor in den Feldtest unter Realbedingungen“, sagt Badenova-Experte Preiser. Neben der Alltagstauglichkeit müsse die Technik aber auch billiger werden. Das bei Badenova installierte und noch als Einzelstück gefertigte Testsystem mit einem Kilowatt elektrischer Leistung habe 70 000 Euro gekostet. „Um konkurrenzfähig zu werden, muss der Preis um den Faktor zehn runter“, sagt Preiser. 7000 Euro also.

Davon sind auch die Japaner noch weit entfernt. Dank staatlicher Fördermittel von umgerechnet 10 000 Euro pro Kunde kosten Ein-Kilowatt-Anlagen derzeit rund 15 000 Euro. Obwohl sie mehr Gas verbrauchen, sollen sich die Brennstoffzellen für einen Vier-Personen-Haushalt in acht bis zehn Jahren durch Ersparnisse beim Stromverbrauch amortisieren.

900 Euro Ersparnis im Jahr

Auch wenn Strom hierzulande billiger und Gas teurer ist als in Japan, können sich Brennstoffzellen auch in Deutschland rentieren: Laut einer Referenzrechnung könnten Haushalte mit der Technik rund 900 Euro Strom- und Gaskosten im Jahr sparen, sagt Baxi-Innotech-Chef Gummert. Wissend, dass derlei Berechnungen nur ein Indikator sein können.

Eines aber ist schon jetzt klar: „Trotz niedrigerer Energiekosten werden sich Brennstoffzellen ohne staatliche Hilfe nicht etablieren können“, sagt ZBT-Fachmann Beckhaus. Bis die Technik dank Großserienfertigung auch in der Anschaffung preislich konkurrenzfähig sei, gehe es ohne Anschubprogramm nicht.

Auch dabei könne Japan Vorbild sein, sagt Badenova-Manager Preiser und verweist auf das 100 000-Dächer-Programm. Damit hatte die rot-grüne Bundesregierung 1999 die Einführung der Solartechnik für Privatnutzer und Unternehmen angestoßen. „Und erfolgreich eine Idee der japanischen Regierung kopiert.“

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