Ferienimmobilien Spaniens Küste im Ausverkauf

Seite 3/4

Solche Fälle werden sich in den kommenden Monaten häufen. Denn über die faulen Immobilienkredite wird nach Meinung von Finanzanalyst Mateo nicht die Wahrheit gesagt: „Die Rate der nicht mehr bedienten Darlehen liegt nach Regierungsangaben bei rund sechs Prozent, meine Analysen ergeben das Doppelte.“ Auch die Zahl der leer stehenden Immobilien, die Corredor angibt, stimmt nicht. Statt 700 000 sind es gemäß des spanischen Statistik-Professor Ricardo Vergés Escuín fast zwei Millionen.

Glaubt man seinen Berechnungen, dann kann man noch mit einem ordentlichen Absacken rechnen, wenn die Immobilien, die sich jetzt in der Hand der Banken befinden, massiv auf den Markt kommen. Nach Ansicht des Immobilienunternehmens Grupo Main liegen über 60 Prozent der leer stehenden Immobilien am Meer, die meisten in der autonomen Region Valencia, wo die Preise auch am stärksten gefallen sind.

„Düstere Wahrheit“

Für den Balearen-Makler Kai Dost leidet Spaniens Bau- und Immobilienbranche unter Ignoranz: „Niemand hat über den Tellerrand geguckt. Die Spekulation bei den Grundstückspreisen kannte keine Grenzen. Bauträger rechneten in ihre Kalkulation jährliche Preissteigerungsraten von 15 Prozent mit ein.“

Die Banken hätten alle Augen zugedrückt und finanzierten teilweise völlig am Markt vorbei, auch auf Mallorca. Ein weiterer Fehler war seiner Meinung nach die zu aggressive Preispolitik: Bauträger wären bei ihren Preiskalkulationen selbst bei Fertighäusern direkt von den Marktpreisen ausgegangen, anstatt die Kosten zu berechnen und dann eine Gewinnmarge draufzuschlagen. „Seit die Banken kaum noch Hypotheken vergeben, bleiben die Bauträger auf ihrem Angebot sitzen, was auf Mallorca zu Preisnachlässen von rund 18 Prozent in den vergangenen Monaten geführt hat“, sagt Dost.

Schuld am Desinteresse ausländischer Käufer ist nach Ansicht des spanischen Anwalts Juan Manuel Moreno-Luque auch die mangelnde Transparenz des Immobilienmarktes. Die katastrophale Lage der Banken und der Bauindustrie werde seit Jahren systematisch verschleiert, sagt er.

Moreno-Luque glaubt, dass auch die spanische Notenbank tatenlos zuschaut, wie Bankbilanzen frisiert werden. Die Finanzmärkte, die Spanien braucht, um weiter seine Staatsanleihen zu verkaufen, dürften bloß nicht den Eindruck bekommen, dass der Staat noch mehr spanischen Banken beistehen müsse. Mateo, der für sein Buch „La verdad sobre el mercado ‧inmobiliario“ („Die düstere Wahrheit des Immobilienmarktes“) viele Bankbilanzen untersucht hat, glaubt, dass man, von wenigen Ausnahmen abgesehen, erst in zwei bis drei Jahren in den spanischen Markt einsteigen sollte: „Sonst bezahlt man zu viel, und niemand kann sicher sein, dass die Preise auf das heutige Niveau zurückkommen.“

Der spanische Staat, der schon heute auf Käufer hofft, die den Markt stabilisieren, setzt nicht nur auf Roadshows der Staatsministerin. Er hat auch die Mehrwertsteuer für Käufe von neuen Immobilien jüngst von acht auf vier Prozent gesenkt. Diese Steuersenkung gilt aber nur bis Jahresende. Etliche spanische Immobilienunternehmer träumen deshalb schon von einem Mini-Boom.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%