Geschlossene Fonds Schieflage in Jagdfelds Immobilien-Imperium

Hotel-Investor Anno August Jagdfeld kämpft mit mehreren Pleiteprojekten. Von den Investitionen profitiert haben oft Jagdfelds Unternehmen, seltener die Anleger seiner Fonds. Das Hotel Heiligendamm ist insolvent, Geschäfte im Umfeld des Berliner Adlon beschäftigen die Staatsanwaltschaft Köln.

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Die Problemprojekte des Anno August Jagdfeld
Anno August Jagdfeld Quelle: dpa
Grand Hotel Heiligendamm Quelle: dpa
Kempinski Quelle: dpa
Jagdfeld Quelle: dpa
Hotel Adlon  Quelle: AP
Hotel Adlon Quelle: AP
Hotel Adlon Quelle: AP

Luxusimmobilien sind die Leidenschaft von Anno August Jagdfeld, Chef des Immobilien-Unternehmens Fundus. Mit Allerweltsobjekten gibt er sich kaum zufrieden, vieles ist eine Nummer größer. Das gilt für das Hotel Adlon am Brandenburger Tor und erst recht für das Nobelhotel Heiligendamm an der mecklenburgischen Küste. Der glänzende Kommunikator hat es immer wieder geschafft, Investoren für seine Projekte zu begeistern, obwohl Fundus-Immobilien mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hatten. Zuletzt erwischte es das Hotel Heiligendamm, das der geschlossene Fundus-Fonds 34 finanzierte. Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum sucht derzeit nach einem Käufer für das Hotel.

Jetzt geht es auch um das persönliche Vermögen der Jagdfeld-Familie. Der Berliner Konsumtempel „Friedrichstadtpassagen Quartier 206“, in den Jagdfeld und seine Familie eigenes Geld gesteckt haben, macht Probleme. Derzeit läuft am Amtsgericht Berlin-Mitte ein Verfahren zur Zwangsversteigerung. Noch stehe kein Termin für die Versteigerung fest, so das Gericht. Im Luxuskaufhaus liefen die Geschäfte nicht immer wie gewünscht. Die AMJ Holding – Geschäftsführerin Anne Maria Jagdfeld – mietete die Verkaufsflächen an. Sie lässt dazu ausrichten, es gebe keinen Zusammenhang zwischen dem Engagement der AMJ und der Vermietungssituation im Quartier 206, und bestreitet, dass das Objekt zwangsversteigert werden soll. Es drohten keine wirtschaftlichen Nachteile für die Jagdfeld-Gruppe, es gebe lediglich Differenzen zwischen den Kreditgebern. Die Credit Suisse, die die Immobilie finanziert hatte, hat das Darlehen an einen Kreditaufkäufer abgestoßen.

Kunst als weiteres Standbein

Während Anno August Jagdfeld den Anlegern Sachwerte als Investment ans Herz legt, macht seine Familie Kunst zu Geld. In Hongkong ließ Anne Maria Jagdfeld chinesische Gemälde versteigern. Christie’s weist auf seiner Internet-Seite neun verkaufte Kunstwerke im Wert von 2,9 Millionen Dollar aus. Anne Maria Jagdfeld will bei Christie’s lediglich Gemälde angeboten, aber nicht verkauft haben. Sie sei seit Jahren bei allen großen Auktionshäusern gelistet und aktive Kundin im internationalen Kunstmarkt, teilt Jagdfelds Büro mit.

Anno August Jagdfeld selbst will in Heiligendamm Kasse machen und die klassizistischen Villen der „Perlenkette“, die in unmittelbarer Nähe des Hotels Heiligendamm stehen, verkaufen. Die Villen gehören Jagdfeld privat, sie zählen nicht zur Insolvenzmasse des Fondsobjekts Grand Hotel Heiligendamm. Für einen Käufer des Hotels könnten die benachbarten Villen und Grundstücke aber attraktiv sein, im Paket mit ihnen wäre das Hotel womöglich besser zu verkaufen. „Einige Interessenten haben bereits klar signalisiert, dass sie nicht nur das Hotel, sondern auch die Perlenkette kaufen wollen“, sagt Insolvenzverwalter Zumbaum. Jagdfeld habe zwar seine Verkaufsbereitschaft erklärt. „Aber die Stunde der Wahrheit kommt, wenn wir erfahren, welchen Preis er fordert.“ Jagdfeld sagt dazu, die Objekte der „Perlenkette“ würden von der Jagdfeld-Gruppe saniert und wohnungsweise an Einzelkäufer veräußert.

Nachforderungen an Investoren

Gäste vor dem Hotel Heiligendamm im Juni 2007 Quelle: Reuters

Derzeit, so Zumbaum, gebe es sechs „ernsthafte Interessenten“ für das Hotel Heiligendamm, mit denen er verhandle. Sie kämen sowohl aus der Hotel- als auch aus der Projektentwicklungsbranche. Dass er zur Gläubigerversammlung am 27. Juni bereits einen Käufer präsentieren könne, sei jedoch fraglich. „Gerade die Interessenten aus den USA wollen die wirtschaftliche Entwicklung noch einige Monate beobachten.“ Schließlich habe es nach der Bekanntgabe der Insolvenz im Frühjahr erst einmal einen „deutlichen Einbruch“ bei den Buchungen des Hotels gegeben.

Dass Heiligendamm erst im Februar dieses Jahres in die Insolvenz gegangen ist, ist nicht für jedermann nachvollziehbar. Bei der Staatsanwaltschaft Aachen ging eine Strafanzeige wegen Insolvenzverschleppung ein. Inzwischen liegt sie bei der Staatsanwaltschaft in Köln. Deren Staatsanwälte sind auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert, sie ermitteln bereits gegen Jagdfeld, weil der bei der Gastronomie rund um das Adlon, das ebenfalls einem Fonds der Fundus-Gruppe gehört, auf Pachteinnahmen verzichtete. „Wir prüfen derzeit, ob die Zuständigkeit auf die Staatsanwaltschaft Köln übergeht“, sagt eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Köln. Jagdfeld sagt, er habe bei Heiligendamm rechtzeitig Insolvenz angemeldet. Eine Verschleppung liege nicht vor.

Das G-8-Gipfel-Hotel ist pleite
Letzte Ausfahrt Insolvenz: Das Grand Hotel Heiligendamm (Landkreis Rostock) in Deutschlands ältestem Seebad ist pleite. Quelle: dpa
Geschäftsführer Anno August Jagdfeld stellte am Montag Insolvenzantrag für das Nobelhotel an der Ostseeküste, das 2007 Gastgeber für die Teilnehmer des G-8-Gipfels war. Quelle: dapd
Zu diesem Schritt sei man „trotz deutlich verbesserter Ergebnisse im Hotelbereich“ gezwungen gewesen. Das sei ein schwarzer Tag für das Grand Hotel, erklärte Jagdfeld in einer ersten Stellungnahme. „Uns fehlt die Zeit, die begonnene Sanierung erfolgreich abzuschließen“, sagte der Unternehmer. Quelle: dpa
Unter anderem steht noch die komplette Sanierung von Strandvillen aus, die einzeln verkauft oder vermietet werden sollten. Den Angaben zufolge hatten sich die Banken geweigert, die Kredite zu verlängern. Quelle: dpa
Jagdfeld hatte 1996 mit seiner Fundus-Gruppe das klassizistische Gebäudeensemble in Heiligendamm sowie ein benachbartes landwirtschaftliches Gut von der Treuhand erworben. 2003 wurde das Hotel eröffnet, das zunächst von Kempinski gemanagt wurde. Nach Streitigkeiten führte Fundus seit 2009 das Hotel in Eigenregie. Quelle: dapd
Das wohl berühmteste Foto, das je in Heiligendamm gemacht wurde - es wurde am 07.06..2007 geknipst: Der Ministerpräsident Shinzo Abe (Japan), Ministerpräsident Stephen Harper (Kanada), Präsident Nicolas Sarkozy (Frankreich), Präsident Wladimir Putin (Russland), Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident George W. Bush, Großbritanniens Premier Tony Blair, Italiens Ministerpräsident Romano Prodi und EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, sitzen in einem großen Strandkorb vor dem Tagungshotel. Quelle: dpa
Der Hotelbetrieb soll zunächst weiterlaufen. Auch Hoteldirektor Henning Matthiesen bleibt im Amt. Die etwa 300 Mitarbeiter des Hotels erhalten weiter ihre Löhne und Gehälter über das Insolvenzgeld. Quelle: Reuters

Kein Geld für Investoren

Sollte bei einem Verkauf von Heiligendamm nach Abzug der Bankschulden noch Geld übrig bleiben, dann könnte die Jagdfeld-Gruppe von einem Beschluss der Gesellschafter-Versammlung des Fundus-Fonds 34 vom 2. Dezember 2008 profitieren. Danach werden allen Gesellschaftern, die 2007 und 2008 Vorzugskapital gezeichnet haben, Sonderkonditionen eingeräumt.

Unter diesen bevorzugten Anlegern ist auch die Jagdfeld-Gruppe. Den Vorzugskapitalgebern wird eine Verzinsung von sieben Prozent pro Jahr eingeräumt und „eine bevorrechtige Kapitalrückführung bei Beendigung der Gesellschaftsbeteiligung“, heißt es in der Beschlussvorlage, die der WirtschaftsWoche vorliegt. Ob diese Klausel auch bei einer Insolvenz greift, ist unklar. Wenn ja, hätten vorrangig Vorzugskapitalgeber, unter ihnen die Jagdfeld-Gruppe, Zugriff auf Verkaufserlöse. Jagdfeld sieht sein Unternehmen nicht gegenüber anderen Anlegern bevorzugt.

Anno August Jagdfeld (l) und Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum Quelle: dpa

Insolvenzverwalter Zumbaum geht davon aus, dass nach einem Verkauf von Heiligendamm kein Geld für die Anleger übrig bleiben wird, egal, ob mit oder ohne Vorzugskapital. Zu hoch seien die Verbindlichkeiten gegenüber den Banken. Schlimmer noch: Vielen Gesellschaftern des Heiligendamm-Fonds drohen sogar Nachforderungen. „Die Anleger haben zwar keine Ausschüttungen erhalten, durften aber gratis im Hotel übernachten“, erklärt Zumbaum. Diese Gratisnächte seien juristisch Entnahmen, die er als Insolvenzverwalter zurückfordern müsse.

Unternehmen der Familie profitieren

Es war eines der Vorzeigeprojekte in den neuen Bundesländern – auch wenn es von Anfang an Zweifler gab. Das geschichtsträchtige Hotel Heiligendamm musste dennoch Insolvenz anmelden.

Wie viele Freiübernachtungen Anlegern zustanden, hing von der Höhe ihrer Beteiligung ab – pro 25.000 Euro gab’s eine Nacht pro Jahr. Über zehn Jahre seien bei einzelnen Anlegern Übernachtungen im Wert von bis zu 17.000 Euro zusammengekommen, sagt Zumbaum.

In den nächsten Wochen will er die Betroffenen anschreiben. Nach dem Totalverlust durch die Insolvenz kommt damit eine weitere Hiobsbotschaft auf sie zu. „Glauben Sie mir, das macht mir keinen Spaß, aber so ist nun einmal die Rechtslage“, sagt Zumbaum.

Alles aus einer Hand

Bei Fundus-Fonds haben Unternehmen der Familie Jagdfeld von Aufträgen profitiert. Deutlich wird dies beim Hotel Adlon. Jagdfeld ist nach wie vor persönlich haftender Gesellschafter der Jagdfeld Hotel Adlon Fundus Fonds Nr. 31 KG. Der Fundus-Fonds 31, der den Bau der Luxusherberge finanzierte, lief nicht so gut, wie sich viele Anleger erhofft hatten.

Ein Grund dafür war: Die Gesellschafter des Fonds hatten sich entschlossen, weitere Gebäude auf dem Adlon-Gelände zu sanieren. „Jagdfeld hat uns zusätzliche Einnahmen versprochen, daher haben wir uns überzeugen lassen“, sagt Adlon-Anleger Günther Werdin, 75, aus Hamburg. Die im Anbau entstandenen Räume wurden von einem Unternehmen, das der Jagdfeld-Familie gehört, an Bars, Clubs und Restaurants verpachtet. Weil diese die Pacht nicht mehr zahlten, mussten die Anleger 2009 bis 2011 auf die versprochenen Ausschüttungen verzichten. Aufgrund von Behinderungen durch Baustellen und der Wirtschaftskrise hätten die Pächter die Miete nicht erbringen können, sagt Jagdfeld.

Werdin glaubt nicht, dass der Adlon-Fonds noch mal die Kurve kriegen wird. Er habe seine 200.000 Euro längst abgeschrieben. „Jammerschade, denn das Adlon an sich ist ein wirklich tolles Hotel“, sagt er.

Heute argwöhnen Anleger, dass das zusätzliche Gastronomieprojekt vor allem dazu diente, dem Bauträger Bredero, ebenfalls ein Unternehmen der Fundus-Gruppe, Aufträge zu verschaffen. Bredero wiederum beauftragte das Design-Büro von Anne Maria Jagdfeld mit der Innenausstattung der Räume. So blieb auch die in der Familie.

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