Der Immobilienmarkt brummt, die Nachfrage nach den eigenen vier Wänden übersteigt deutschlandweit betrachtet das Angebot. Kein Wunder also, dass die Immobilienpreise vielerorts munter steigen – und das teilweise schneller, als gerechtfertigt. Das ergab zumindest eine umfangreiche Analyse der Deutschen Bundesbank. Demnach ist es in den Städten "möglicherweise" im Zuge des Booms seit 2010 zu Überbewertungen gekommen, heißt es in dem Bericht. Zwar seien "substanzielle Übertreibungen am Wohnimmobilienmarkt als Ganzem nicht zu erkennen", doch gerade in den Ballungsgebieten und den gefragten Metropolen mit ihren Speckgürteln hätten die Immobilienpreise ein Niveau erreicht, das sich "fundamental nur noch schwer rechtfertigen" lasse, so die Bundesbank.
Kommt es also zur gefürchteten Immobilienblase in Deutschland? Experten haben viele Argumente, die dagegen sprechen. Allerdings sollte die Entwicklung in einzelnen Regionen und vor allem bei Eigentumswohnungen Hauskäufer für Verlustrisiken sensibilisieren. Welche Faktoren für und welche gegen die Bildung einer Immobilienpreisblase sprechen, soll im Folgenden skizziert werden.
Der Unterschied zwischen Preis und Wert
Leser hatten es in Kommentaren auf WirtschaftsWoche Online bereits kritisch angemerkt: Bei Immobilien müssen Käufer und Eigentümer unterscheiden zwischen dem Preis, den sie für das Wohneigentum bezahlen, und dem Wert, den diese Immobilie tatsächlich hat. Letzterer entspricht nämlich nur dem Preis, den der Eigentümer bei einem Verkauf tatsächlich erzielen kann. Alternativ lässt er sich auch mit den über die Nutzungsdauer erzielbaren Mieteinnahmen abschätzen. Ob eine Immobilie ihren Preis wert ist, zeigt sich somit nur beim tatsächlichen Verkauf oder über die zukünftige Rendite, die sich durch Vermietung erzielen lässt.
Diesen Wert schon beim Kauf einer Immobilie zu kennen, wäre Hellseherei, denn sowohl ein Verkaufspreis als auch Mieteinnahmen sind mit den Unsicherheiten der künftigen Entwicklung behaftet und vernachlässigen viele Faktoren, die für Werterhalt und -entwicklung einer Immobilie ausschlaggebend sind. Ob ein regionaler Immobilienmarkt über-, unter- oder fair bewertet ist, lässt sich nur anhand von umfangreichen Daten und Prognosen ermitteln. In einer aufwändigen Modellrechnung hat die Bundesbank somit den fundamental gerechtfertigten Preis von Immobilien ermittelt.
Immobilienpreis und Einkommen entwickeln sich parallel
Die Autoren der Analyse argumentieren, dass gängige Indikatoren für das Immobilienpreisniveau wenig aussagekräftig im Hinblick auf die fundamental gerechtfertigte Bewertung von Wohneigentum sind. So ist ein gängiger Indikator etwa das Preis-Miet-Verhältnis. Danach sollte der Kaufpreis einer Immobilie dem heutigen Gegenwert der Nettomieten entsprechen, die für die Zukunft erwartet werden. Sofern der so gebildete Mietzins konstant bleibt, würden sich Wohnungspreise und –mieten parallel entwickeln. Erst seit 2004 liegen dazu Daten für das gesamte Bundesgebiet vor – und gemessen daran haben sich Preise und Mieten noch nicht voneinander entfernt, die Immobilienpreise scheinen somit gerechtfertigt. Ein anderer Indikator ist das Preis-Einkommen-Verhältnis. Bleibt das Preis-Miet-Verhältnis unverändert, und enteilt das Preis-Einkommen-Verhältnis diesem Indikator, wären Immobilien für private Haushalte immer unerschwinglicher.
Der fundamentale gerechtfertigte Immobilienpreis
Das Problem: Diese Größen werden stark von außen beeinflusst, etwa von den gesamtwirtschaftlichen Tendenzen, Zinsbewegungen, Markterwartungen und wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Dennoch: Zumindest in den vergangenen zehn Jahren, für die eine ausreichende Datenbasis vorliegt, haben sich die Immobilienpreise im Gleichschritt mit dem verfügbaren Einkommen entwickelt. Gleichzeitig hat das historisch ungewöhnlich niedrige Zinsumfeld dafür gesorgt, dass die jährliche Belastung eines durchschnittlichen Hauskäufers gegenüber dem Sommer 2008 – also vor Beginn der Politik billigen Geldes mit seinen massiven Zinssenkungen – um rund ein Viertel gesunken ist. Selbst wenn man davon ausgeht, dass es sich bei dem Zinstief um eine Sondersituation handelt und zyklische Schwankungen sowie Sondereinflüsse des Zinsniveaus in der Berechnung bereinigt, ist der Erwerb einer Wohnimmobilie laut Bundesbank für die Haushalte heute keine größere Belastung als über weite Strecken des vergangenen zehn Jahrzehnts.
Ob sich die Immobilienpreise damit jedoch im Gleichgewicht mit ökonomischen und demografischen Rahmenbedingungen befinden, lässt sich anhand der genannten Relationen zu Mieten und Einkommen nicht sagen. Die Bundesbank hat daher untersucht, wo sich das Immobilienpreisniveau befinden müsste, wenn Faktoren wie Wachstumserwartungen, die wirtschaftliche Lage und Perspektive der privaten Haushalte sowie die Finanzierungsbedingungen und demografische Faktoren in die Berechnung einfließen.
Preise in den Städten sind überhöht
"Zu den wichtigen demographischen und ökonomischen Einflussfaktoren gehören laut dem Modellansatz das Einkommen pro Kopf, die Bevölkerungsdichte in einer Region, der Anteil der Bevölkerung in den mittleren Altersklassen - also 30- bis 55-Jährige -, der Anteil der Arbeitslosen an der Bevölkerung sowie das Wohnraumangebot in Form des Immobilienbestandes", erläutert Hermann-Josef Hansen, Leiter der Abteilung Konjunktur und Wachstum bei der Bundesbank. "Zudem spielen zukunftsgerichtete Größen wie die Einkommensperspektiven eine Rolle." Die Bundesbank hat diese Faktoren für jeden einzelnen der bundesweit 402 Kreise und kreisfreien Städte analysiert. In einem Gleichgewichtszustand zwischen Wohnraumangebot und –nachfrage ergibt sich so ein "gleichgewichtiger fundamentaler Immobilienpreis", wie es die Bundesbank nennt, der im Vergleich zu den Marktpreisen Rückschlüsse auf eine mögliche Über- oder Unterbewertung des Immobilienmarktes zulässt.
Mietpreisentwicklung in den zehn größten Städten Deutschlands
Durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 8,27 Euro
Untersucht wurden Bestandswohnungen ab Baujahr 1949 mit mittlerem Wohnwert
Im Folgenden: Sortiert nach Einwohnerzahl in absteigender Reihenfolge
Quelle: Immobilienverband Deutschland IVD - Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V.; veröffentlicht am 1. Oktober 2013
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 7,05 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +7,62 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 8,95 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +5,29 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 11,90 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +6,25 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 8,50 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +6,25 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 8,80 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +2,33 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 10,00 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +4,17 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 5,50 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +5,77 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 8,50 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +0,00 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 6,50 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +8,33 Prozent
Nettokaltmiete pro Quadratmeter: 7,00 Euro
Veränderung gegenüber 2012: +7,69 Prozent
Das Ergebnis: Während in den vergangenen drei Jahren die Preise für Häuser und Wohnungen um insgesamt 8,25 Prozent gestiegen sind, hat das "ausgeprägte Stadt-Land-Gefälle" in den größten Städten gerade bei Geschosswohnungen zu einer Verteuerung um mehr als ein Viertel geführt. Im Vergleich zum fundamental gerechtfertigten Preisniveau sind in den städtischen Wohnungsmärkten die Preise um bis zu zehn Prozent überhöht. In den attraktiven Großstädten betragen die Abweichungen nach oben sogar bis zu 20 Prozent. Das betrifft die Preisentwicklung in den Großstädten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf. Allerdings betont die Bundesbank auch, dass die gewonnenen Erkenntnisse mit erheblichen statistischen Unsicherheiten verbunden.
Keine substanzielle Überbewertung des gesamten Marktes
Demnach besteht zwar noch keine substanzielle Überbewertung des deutschen Marktes für Wohnimmobilien als Ganzes. Der Preisanstieg dürfte nach Einschätzung der Bundesbank allerdings nicht auf urbane Zentren begrenzt bleiben. Es gebe "klare Hinweise für eine Ausbreitung von den Städten ins Umland", heißt es im Monatsbericht. Es sei nicht auszuschließen, dass "überschießende Erwartungen oder Spekulationsmotive die regionale Ausbreitung von Preisimpulsen befördern."
Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem
Nach Einschätzung der der Bundesbank lässt das "Befürchtungen hinsichtlich eines breit angelegten Immobilienpreisbooms aufkommen". Zwar gingen vom derzeitigen Preisgefüge höchstwahrscheinlich noch keine gesamtwirtschaftlichen Risiken aus, wie sie etwa nach 2007 in den USA und seit dem Frühjahr 2008 in Spanien zutage traten. Auf der anderen Seite dürfte der Aufwärtstrend bei den Immobilienpreisen noch weiter anhalten. Die bisherigen Preisanstiege seien Ausdruck des nur langsam steigenden Angebots an Wohnimmobilien, stellt die Bundesbank fest. Auch die Baugenehmigungen für 115.000 neue Wohnungen im ersten Halbjahr 2013 werden kaum ausreichen um die zu erwartende Nachfrage zu befriedigen.
Niedrigzins beeinflusst den Mietpreis
Die Abweichungen von den fundamental gerechtfertigten Preisen erklärt die Bundesbank darüber hinaus mit dem ungewöhnlich niedrigen Zinsniveau. "Die in letzter Zeit außerordentlich günstigen Finanzierungskonditionen dürften sicherlich Bedeutung haben für die Entwicklung der Immobilienpreise", erklärt Bundesbankexperte Hansen. "Sofern allerdings das aktuelle Zinsumfeld zum Teil auf Sondereinflüsse, die mit der Wirtschafts- und Finanzkrise zu tun haben, zurückzuführen ist, ist es plausibel anzunehmen, dass die aktuellen Hypothekenzinsen nicht ihrem längerfristigen Niveau entsprechen und damit nicht als Fundamentalfaktor anzusehen sind." Anders ausgedrückt, stellten die Autoren der Studie bei ihren Berechnungen fest, dass bei der Ermittlung des fairen Preisniveaus anhand fundamentaler Faktoren die Entwicklung der Realzinsen ohne signifikanten Einfluss auf die Ergebnisse blieb.
Wo die Immobilienpreise am stärksten fallen
Nettokaufpreis:
2012: 180.000 Euro
2013: 165.000 Euro
Preisveränderung: -8,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Quelle: Immobilienverband Deutschland IVD - Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V.; veröffentlicht am 1. Oktober 2013
Nettokaufpreis:
2012: 175.000 Euro
2013: 160.000 Euro
Preisveränderung: -8,6 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Lüdenscheid
Nettokaufpreis:
2012: 220.000 Euro
2013: 200.000 Euro
Ohrdruf
Nettokaufpreis:
2012: 110.000 Euro
2013: 100.000 Euro
Preisveränderung in beiden Städten: -9,1 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 150.000 Euro
2013: 130.000 Euro
Preisveränderung: -13,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 190.000 Euro
2013: 160.000 Euro
Preisveränderung: -15,8 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 245.000 Euro
2013: 205.000 Euro
Preisveränderung: -16,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 270.000 Euro
2013: 220.000 Euro
Preisveränderung: -18,5 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 235.000 Euro
2013: 190.000 Euro
Preisveränderung: -19,1 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 105.000 Euro
2013: 80.000 Euro
Preisveränderung: -23,8 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 140.000 Euro
2013: 90.000 Euro
Preisveränderung: -35,7 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Vor allem an Geschosswohnungen mangelt es offenbar, dort sind die Preise deutlich stärker gestiegen, als bei Einfamilienhäusern. "Eigentumswohnungen werden vor allem in Städten von Selbstnutzern und Kapitalanlegern nachgefragt. Diese sind stärker durch Mehrfamilienhäuser als durch Ein- oder Zweifamilienhäuser geprägt", sagt Thilo Wiegand, Vorstandschef von Europace, einem Internetmarktplatz für Immobilienfinanzierungen, Bausparprodukte und Ratenkredite. Seit 2005 berechnet Europace monatlich den EPX-Hauspreisindex. Demnach sind die Kaufpreise für Eigentumswohnungen auf Jahressicht um mehr als elf Prozent gestiegen – und liegt damit erstmals seit Beginn der EPX-Berechnungen im zweistelligen Prozentbereich. "Seit geraumer Zeit zeichnet sich in Deutschland ein Trend zur Urbanisierung ab", sagt Weigand. "Auf die große Nachfrage trifft in vielen Städten ein begrenztes Angebot an Wohnungen. Der Wohnungsneubau wurde lange Zeit nicht in einem Umfang betrieben, der diese Nachfrage decken kann." Ganz anders stelle sich jedoch die Situation in ländlichen und wirtschaftlich schwachen Regionen dar. "Wir gehen davon aus, dass sich die Schere zwischen prosperierenden Regionen und wirtschaftlich schwachen Orten weiter öffnen wird", so Weigand.
Baukosten sind gestiegen
Aber nicht nur seitens der hohen Nachfrage gibt es gute Gründe für steigende Preise. Auch auf der Angebotsseite gibt es gute Gründe für Preissteigerungen, die für Boomregionen und ländliche, schwache Regionen gleichermaßen gelten. Das geht unter anderem aus einer Untersuchung des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW hervor. "Laut dem GdW-Kostencheck stiegen beispielsweise die Baukosten zwischen den Jahren 2000 und 2012 um 28,6 Prozent.
Die erhöhten energetischen Anforderungen sind ein weiterer Kostentreiber", erklärt Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher des Finanzdienstleisters Dr. Klein, der wie auch Europace zum Online-Finanzdienstleister Hypoport gehört. Entscheidend für einen fairen Kaufpreis ist somit auch bei Bestandsgebäuden die vorhandene Bausubstanz, der Sanierungsbedarf und falls bereits saniert, die Qualität und Modernität der durchgeführten Arbeiten. Ein unzeitgemäßer energetischer Zustand oder fehlende Barrierefreiheit dürften sich beim Verkauf von Gebrauchtimmobilien künftig stärker als bisher in Preisabschlägen bemerkbar machen.
Wo die Immobilienpreise am stärksten steigen
Nettokaufpreis:
2012: 110.000 Euro
2013: 140.000 Euro
Preisveränderung: +27,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert. Preisveränderung im Vergleich zum Vorjahr.
Quelle: Immobilienverband Deutschland IVD - Bundesverband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen e.V.; veröffentlicht am 1. Oktober 2013
Nettokaufpreis:
2012: 237.500 Euro
2013: 300.000 Euro
Preisveränderung: +26,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 200.000 Euro
2013: 250.000 Euro
Preisveränderung: +25,0 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 118.000 Euro
2013: 145.000 Euro
Preisveränderung: +22,9 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 250.000 Euro
2013: 300.000 Euro
Preisveränderung: +20,0 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 150.000 Euro
2013: 175.000 Euro
Preisveränderung: +16,7 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 330.000 Euro
2013: 380.000 Euro
Preisveränderung: +15,2 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 200.000 Euro
2013: 230.000 Euro
Preisveränderung: +15,0 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Sankt Peter Ording
Nettokaufpreis:
2012: 280.000 Euro
2013: 320.000 Euro
Braunschweig
Nettokaufpreis:
2012: 175.000 Euro
2013: 200.000 Euro
Neubrandenburg
Nettokaufpreis:
2012: 140.000 Euro
2013: 160.000 Euro
Wernigerode
Nettokaufpreis:
2012: 175.000 Euro
2013: 200.000 Euro
Sonneberg
Nettokaufpreis:
2012: 105000 Euro
2013: 120000 Euro
Preisveränderung bei allen genannten Städten: +14,3 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Nettokaufpreis:
2012: 220.000 Euro
2013: 250.000 Euro
Preisveränderung: +13,6 Prozent
Preise beziehen sich auf Einfamilienhäuser aus dem Bestand mit mittlerem Wohnwert
Bei Neubauten dürften die Baukosten noch weiter steigen, weil die Einhaltung energetischen Mindeststandards - wie in der jüngst vom Bundesrat beschlossenen Energieeinsparverordnung - in der Zukunft immer mehr Arbeits- und Materialaufwand erfordern. "Auch die Kaufnebenkosten verteuern sich", ergänzt Gawarecki."Durch eine Gesetzesänderung fallen seit August 2013 höhere Notargebühren an. Zudem haben einige Bundesländer die Erhöhung der Grunderwerbsteuer beschlossen. Beispielsweise steigt sie in Berlin ab dem nächsten Jahr von 5,00 Prozent auf 6,00 Prozent."
Käufer sollten sich vor einem kauf gut informieren
Die Frage ob eine Immobilie insgesamt überteuert ist oder nicht, lässt sich somit nur am konkreten Objekt plausibel beantworten. Marc Stilke, Chef der Handelsplattform ImmobilienScout24, mahnt bereits: "Käufer sollten sich vor einer Kaufentscheidung in jedem Fall genau über den Zustand der Immobilie und das Preisniveau in der gewünschten Lage informieren." Dabei helfen auch Informationen der regionalen Gutachterausschüsse und eigens in Auftrag gegebene unabhängig Gutachten zum Immobilienwert. Die paar hundert Euro, die diese in der Regel kosten, sind im Zweifelsfall gut investiert.
Im Allgemeinen geben jedoch alle Experten eher Entwarnung, auch wenn die Verlustrisiken für Hauskäufer im Einzelfall gestiegen sein mögen. "Die Gefahr einer Immobilienblase sehen wir für Deutschland insgesamt nicht", sagt auch Gawarecki von Dr. Klein. Überhitzungen gebe es allenfalls in Großstädten wie München, Hamburg und Berlin. "Doch auch da muss man differenzieren. Die Heterogenität der verschiedenen Quartiere spiegelt sich auch in ihrer Preisentwicklung. Nicht alle Gebiete innerhalb Berlins erlebten massive Preissteigerungen in den vergangenen Quartalen und nur wenige wie zum Beispiel Prenzlauer Berg gelten als überhitzt."
Der Immobilienmarkt ist stabil
Zum gleichen Ergebnis kommt auch Tobias Just in einer jüngst präsentierten Studie. „Eine spekulative Übertreibung ist allenfalls für wenige Toplagen in besonders gefragten Stadtteilen zu vermuten“, teilte der Regensburger Professor für Immobilienwirtschaft mit. Noch seien diese Teilräume zu klein, als dass die gesamte Volkswirtschaft Schaden nehmen könnte, wenn dort die Preise einbrechen. Insgesamt zeige sich der Immobilienmarkt stabil.
Es bleibt Spielraum nach oben
Ein wichtiger Grund dafür, den auch die Bundesbank betont, liegt in der deutschen Gepflogenheit, möglichst risikoarm zu finanzieren. Und anders als in den Immobilienblasen in den USA und Spanien hätten die Banken hierzulande während des Immobilienbooms kaum mehr Hypothekenkredite vergeben als in den Jahren zuvor. Zudem hätten die deutschen Banken ihre Kreditvergaberegeln im Zuge der Finanzkrise noch strenger und konservativer gestaltet. Das bestätigt auch eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung.
Deutsche Immobilien seien solide finanziert, betonen unisono die Auftraggeber der Regensburger Studie, der Deutsche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung und die Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung. "Wohnungspreise und Mieten sind seit Mitte der 1990er Jahre in Deutschland geringer gestiegen als die Verbraucherpreise", schreiben die Autoren. "Erst in den letzten Jahren ziehen sie spürbar stärker an als die Inflation." Der fünfzehn Jahre lang stagnierende Immobilienmarkt in Deutschland relativiert so die steigenden Preise der vergangenen Jahre und sorgt für Spielraum nach oben.
Es geht also noch etwas weiter aufwärts. "Grundsätzlich gehen wir von einem weiterhin hohen Interesse an Wohneigentum aus", sagt Wiegand von Europace. "Zum einen sind die eigenen vier Wände ein wichtiger Baustein der privaten Altersvorsorge. Zum anderen sind sie aufgrund des niedrigen Zinsniveaus zurzeit eine beliebte Anlagealternative. Aufgrund des aktuellen Nachfrageüberhanges erwarten wir weiter steigende Preise bei Eigentumswohnungen in Ballungszentren. Bei den Hauspreisen gehen wir deutschlandweit von moderaten Steigerungen aus."
Ein völlig überhitzter Markt, der kurz vor dem Platzen einer gewaltigen Preisblase steht, ist selten moderat. Insofern dürfte für die meisten Hauskäufer und -eigentümer kein Grund zur Panik bestehen. Die schicke Wohnung in Münchens Top-Adressen könnte sich beim Kauf heute allerdings als ein Verlustgeschäft beim Verkauf in ein paar Jahren erweisen. Dann wäre ein Immobilienbläschen geplatzt.