Hausbau und Sanierung So finden Sie das richtige Förderprogramm

Seite 2/3

Große Hürden bei den Förderprogrammen

Zu den Angeboten der KfW, der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) und der Bundesländer kommen noch die Fördertöpfe von Kommunen und Energieversorgern. Sie fördern oft kleinere Maßnahmen wie einen energiesparenden Kühlschrank, aber auch neue Heiztechnik wie Brennwertkessel oder Wärmepumpen mit bis zu 50 Prozent. Die Stadt Bad Homburg v.d. Höhe bezuschusst beispielsweise den Neubau eines KfW-55-Effizienzhauses für ein oder zwei Familien mit 5000 Euro je Wohneinheit. Die Stadt Eschborn bietet für vergleichbare Neubauprojekte sogar 10.000 Euro Zuschuss  pro Wohngebäude – viel Geld für die zumeist knapp kalkulierenden Bauherren.

Durchschnittliche Zuschüsse des BAFA (Basisförderung, Zusatzförderungen möglich)

Die passenden Fördertöpfe eigenständig aufzutun und sich mit deren Bedingungen zu beschäftigen, ist mühsam und ohne Kenntnis von Bautechnik kaum möglich. Tatsächlich werden bei den meisten Baumaßnahmen die Fördermöglichkeiten übersehen oder schlicht ignoriert. Eine Forsa-Umfrage ergab, dass nur eins von fünf förderfähigen Vorhaben mit finanzieller Unterstützung aus Förderprogrammen umgesetzt wird. „Wir haben es mit einem Informationsversagen im Markt zu tun“, sagt Fördermittelexperte Kutschka. "Zum einen weisen die Fachbetriebe kaum auf Fördermöglichkeiten hin, zum anderen sprechen auch Architekten das nicht unbedingt an."

Die zur Verfügung stehenden Fördertöpfe werden daher nur selten ausgeschöpft. Die halbstaatliche Deutsche Energie-Agentur (Dena) hat nach einer Analyse des KfW-Förderreports zudem festgestellt, dass zwar mit 83.000 geförderten energieeffizienten Neubauten ein neuer Höchststand erreicht wurde, aber mit weniger als 10.000 Effizienzhaussanierungen ganze 60 Prozent weniger Maßnahmen gefördert wurden als noch 2009. Es gebe also noch viel Potenzial. Eine größere Bekanntheit der Fördermöglichkeiten könnte helfen, diese Entwicklung umzukehren.

Alte Heizkessel raus und dickere Wärmedämmung
Dickere Dämmung, bessere HeiztechnikFür Neubauten gilt mit der nächsten Stufe der EnEV, die ab dem 1. Januar 2016 greift, eine erneute Erhöhung der energetischen Anforderungen. So muss der Primärenergiebedarf der Anlagentechnik in Neubauten gegenüber den Grenzwerten der EnEV 2015 nochmals um 25 Prozent sinken, die Wärmeverluste der Gebäudehülle sind nochmals um rund 20 Prozent zu senken. Grundsätzlich ist dabei egal, durch welche Materialien und Technologien die Einsparung erzielt wird. Konkret müssen Bauteile mit einem niedrigeren Wärmeleitkoeffizienten verbaut werden, die Heizungstechnik benötigt in der Regel die Unterstützung durch regenerative Energiequellen, etwa durch eine Solaranlage zur Warmwassererzeugung. Bestandgebäude sind von den strengeren Vorschriften ausgenommen. Quelle: dpa
Ein Mann bringt Dämmplatten an Quelle: dpa
Haus und Mann vor Heizkessel Quelle: dpa Picture-Alliance
Symbolbild zu Immobilienanzeigen Quelle: obs
Jemand stellt die Temperatur an einer Heizung ein Quelle: dpa
Wasserzähler Quelle: dpa
Eine Frau vor einem Kaminofen Quelle: dpa Picture-Alliance

Eine wichtige Ursache für den Rückgang der geförderten energetischen Sanierungen sieht Kutschka in den derzeit sehr niedrigen Energiepreisen. Gerade die eigentlich hoch geförderte Komplettsanierung  zu einem der KfW-Effizienzhausstandards wird nur selten angegangen. Stattdessen ist es weit verbreitet, nur Einzelmaßnahmen durchzuführen.

Noch mehr Energieeinsparung im Neubau

Gleichzeitig steigen die Anforderungen der KfW im Neubau. „Um eine Neubau-Förderung zu erhalten, genügt seit dem 1. April das KfW-70-Haus nicht mehr. Dafür muss mindestens ein KfW-55-Haus entstehen. Das ist aber deutlich aufwändiger. Deshalb werden viele Fördermittel liegen bleiben“, sagt Kutschka. Mit zinsgünstigem Förderkredit und Tilgungszuschuss werden im Neubau nur noch die KfW-Effizienzhäuser 55, 40 und die neu eingeführte Klasse 40plus gefördert.

Förderung der KfW: Billigkredit und Zuschuss

Lübben von co2online sieht ein weiteres Problem in der überwiegenden Förderung durch Kredite. „Trotz Förderung ist eine energetische Sanierung immer noch vergleichsweise teuer. Hinzu kommt, dass gerade ältere Verbraucher lieber in vertraute Technologien wie Gasheizungen investieren. In Bezug auf moderne Technologien wie Solarthermie & Co. fragen sie sich oft: Lohnt sich das noch? Dabei steigert eine moderne Heizung den Wert einer Immobilie“, sagt Lübben.

Offenbar scheuen viele Verbraucher den Aufwand. „Die Förderkredite müssen über die Hausbank beantragt werden. Einen Kredit von der Hausbank gibt es jedoch oft mit weniger bürokratischem Aufwand und manchmal sogar billiger als von der KfW“, weiß Lübben.

Eine große Hürde sind zudem die schon in der Planungsphase zu stellenden Anträge sowie die späteren Nachweise für die fachgerechte Umsetzung der Energiesparmaßnahmen. „Zwar ist die Fördermittelsituation was die Förderprogramme und die zur Verfügung stehenden Mittel angeht absolut konstant“, sagt Kutschka von febis. „Der Bürokratieaufwand ist aber wegen der notwendigen qualitätssichernden Anforderungen gestiegen. Eine Förderung zu erhalten, wird zunehmend kompliziert.“ Auch das führe dazu, dass Handwerksbetriebe im Gebäudebereich zu Fördermitteln eher ungern beraten.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%